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  • Warum sollten wir überhaupt investieren?

    Warum sollten wir überhaupt investieren?

    Die vielleicht naheliegende Antwort: Um aus unserem Geld mehr Geld zu machen. Doch für welchen Zweck? Was bringt uns das wirklich?

    Manche mögen vielleicht einfach die Rentenlücke schließen. Andere möchten einfach ihr Vermögen vermehren.

    Doch welche guten Gründe gibt es tatsächlich, Geld anzulegen?

    Sparen vs. Investieren: Was ist der Unterschied?

    Wenn wir von Geldanlage sprechen, meinen wir in der Regel Investitionen in eine oder mehrere Anlageformen. Das Ziel ist es dabei, das eingesetzte Kapital zu vermehren oder zumindest zu erhalten und in irgendeiner Form „Erträge“ zu erzielen.

    Aber wann sprechen wir eigentlich von „Investieren“ und wann von „Sparen“?

    Denn genau genommen sind auch unsere Spareinlagen bei der Bank eine Form der Geldanlage. Schließlich legen wir unser Geld dort wahrscheinlich mit der Absicht an, Zinsen zu erhalten – auch wenn diese noch so gering ausfallen.

    Eine ganz gute Beschreibung, die Sparen und Investieren abgrenzt, lautet:

    Der Unterschied zwischen Geld (an)sparen und Geld anlegen (d. h. investieren) liegt im Risikolevel. Beim Sparen sind die Renditen (d. h. Zins und Zinseszins) in der Regel geringer, dafür gibt es weniger Verlustrisiken – bspw. durch Einlagensicherungen.

    Wenn ich hier von „Geld anlegen“ oder „investieren“ spreche, meine ich eine Anlage, die langfristig mindestens eine positive Realverzinsung oder Realrendite erzielt. Falls das nicht der Fall ist, handelt es sich für mich nicht um ein Investment, sondern eher um eine Form des Sparens.

    Leider wissen wir oft erst rückblickend, ob eine Anlage eine positive Realrendite erzielte. Klar ist aber auch: Investieren bedeutet, dass wir Risiken eingehen müssen.

    Gute Gründe, warum wir Geld anlegen sollten

    1. Inflation und Kaufkraftverlust

    Die Realrendite ist deshalb ein wichtiger Grund, warum wir investieren sollten. Das wird in folgendem Beispiel besonders deutlich.

    Die Inflation und damit verbundene Kaufkraftverlust sind einer der wichtigsten Gründe, warum das klassische Sparen langfristig nicht ausreicht. Ein praktisches Beispiel macht das deutlich:

    Stellen wir uns vor, jemand beginnt mit Anfang 30 um das Jahr 1990 mit dem Sparen. Er legt regelmäßig Geld in typischen Termingeldeinlagen an. Nach fast 35 Jahren, also heute, hätte er etwa 80.000 Euro angespart.

    Fallbeispiel: Durchschnittliche Sparrate bei durchschnittlichem Einkommen von 1991 bis 2023. Quelle: Statistisches Bundesamt und Deutsche Bundesbank, Eigene Berechnung und Darstellung.

    Nominal, also inklusive der Zinsen, die auf dem Konto wieder zur Verzinsung angelegt wurden, wären auf dem Konto sogar über 100.000 Euro. Aber nach Berücksichtigung der Inflation bleibt die Kaufkraft gerade genauso hoch wie das, was tatsächlich angespart wurde – rund 80.000 Euro. Das bedeutet: Wir hätten in diesem Zeitraum mit einer durchschnittlichen Termingeldverzinsung keine reale Rendite erreicht. Denn vor allem wurden in diesem Beispiel auch keine Transaktionskosten oder andere Gebühren der Bank berücksichtigt. Die wir jedoch ebenfalls zur Ermittlung der echten Realrendite (oder auch: Nettorendite) berücksichtigen sollten.

    Fallbeispiel: Nominale Sparbeträge und realer Vermögenszuwachs mit Termingeld von 1991 bis 2023. Quelle: Statistisches Bundesamt und Deutsche Bundesbank, Eigene Berechnung und Darstellung.

    Kurz gesagt: Auf risikoarmen Anlagen wie Spar- oder Tagesgeldkonten verliert man langfristig Kaufkraft. Vermögensaufbau ist auf diesem Weg kaum möglich, selbst wenn das Geld über Jahrzehnte hinweg gespart wurde.

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand langfristig Geld oder Vermögen verlieren möchte. Trotzdem könnte schon ein berechtigter Einwand lauten:

    2. Vorsorgen für die Zukunft

    Investieren bedeutet auch, für die Zukunft vorzusorgen. Das Geld, das wir heute übrig haben, können wir später selbst benötigen oder an andere weitergeben. Egal ob für uns selbst, unsere Familie oder gemeinnützige Zwecke – Investieren kann für finanzielle Sicherheit sorgen.

    • Für die Familie: Ein Aktiendepot kann später für die Ausbildung der Kinder oder andere wichtige Lebensphasen genutzt werden.
    • Für die Eltern: Falls die eigenen Eltern im Alter finanzielle Unterstützung brauchen, können Investitionen helfen, diese Last zu tragen.
    • Für uns selbst: Natürlich dürfen wir auch für unsere eigene Zukunft vorsorgen und investieren. Dabei geht es nicht nur um Altersvorsorge, sondern auch um die Möglichkeit, in schwierigen Lebensphasen auf ein finanzielles Polster zurückgreifen zu können.

    3. Diversifikation und Risikominimierung

    Finanzielle Herausforderungen können uns immer wieder entlang unseres Lebensverlaufs begegnen. Deshalb sollten wir unsere Einnahmen diversifizieren, indem wir unser liquides Vermögen als potenzielle Einnahmequelle verwenden.

    Erwerbsalter: Das Einkommen aus unserer Arbeitsleistung stellt unsere primäre Einkommensquelle dar. Wir können damit unseren laufenden Verpflichtungen nachkommen und sind im besten Fall noch in der Lage regelmäßig sparen zu können.

    Rentenalter: Unsere Rente oder Pension im Rentenalter entspricht wiederum unseren regelmäßigen Einnahmen im hohen Alter. Ein kleiner Ausgleich, wenn wir kein Arbeitseinkommen mehr beziehen. Doch uns muss klar sein, meistens fällt vor allem die gesetzliche Rente (Netto) deutlich geringer aus als unser letzte Netto-Gehalt. Nur in den seltensten Fällen reicht die Rente, um den gewohnten Lebensstandard im hohen Alter zu erhalten.

    Deshalb können unsere Investitionen eine entscheidende Rolle zum Ausgleich von zusätzlich benötigtem Einkommen spielen. Oder auch zur Bewältigung anderer finanzieller Herausforderungen, die das Gehalt oder Rente nicht decken können.

    Erstens, für die die Zukunft zum Ausgleich der erwähnten Rentenlücke. Beispielsweise, wenn die regelmäßigen Ausgaben nicht durch die Rentenbezüge gedeckt werden können oder unerwartete Kosten auf uns zukommen. Typischerweise wären das höhere Krankheits- oder Pflegekosten, aber auch benötigter barrierefreier Wohnraum, der zu höheren Wohnkosten führen kann.

    Zweitens, auch schon vor einem möglichen Renteneintritt. Als Absicherung oder implizierte Diversifikation des Einkommens, wenn noch keine Renten- oder Pensionsbezüge möglich sind. Das kann entweder freiwillig oder unfreiwillig nötig sein, entweder intrinsisch motiviert oder extern erforderlich sein. Beispielsweise, wenn wir aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten sollten oder die Familie unterstützen möchten und deshalb unsere Arbeitszeit reduzieren.

    Was bleibt zum Schluss

    Es gibt viele gute Gründe, warum wir investieren sollten. Neben den rationalen Argumenten gibt es auch persönliche Gründe: Wer für die Zukunft Geld zurücklegt, sollte es so einsetzen, dass es wirklich etwas bewirkt.

    Unsere Sparquote ist dabei die einzige Variable, die wir selbst steuern können. Renditen, zukünftiges Vermögen oder Ausgaben lassen sich nur schwer vorhersagen. Investieren bedeutet, die finanziellen Chancen für uns und kommende Generationen zu maximieren.


  • DAX 40 im Nachhaltigkeitscheck | Welche ESG-Bewertungen erhalten Dax-Unternehmen?

    DAX 40 im Nachhaltigkeitscheck | Welche ESG-Bewertungen erhalten Dax-Unternehmen?

    Seit dem 20. September beinhaltet der deutsche Leitindex 40, statt vormals 30 Unternehmen[1].

    Wir haben uns die ESG-Bewertungen der verschiedenen Ratingagenturen für die 40 Dax-Unternehmen angesehen, um herauszufinden wie nachhaltig der neue Dax ist und welche Unternehmen als ESG-Vorreiter bewertet werden. Und welche Unternehmen im Mittelfeld angeordnet sind und welche noch Nachzügler bezüglich der ESG-Bewertungen sind.

    Für die Nachhaltigkeitsbewertung nach ökologischen und sozialen Aspekten sowie Prinzipien der guten Unternehmensführung (ESG) haben wir die öffentlich verfügbaren Ratings von MSCI, S&P Global und Sustainalytics (Morningstar) verwendet. Zur Vergleichbarkeit und Ermittlung eines gesamten Nachhaltigkeitsbildes für den Dax haben wir die verschiedenen ESG-Werte der Ratingagenturen in eine eigene simplifizierte ESG-Klassifizierung mit drei Abstufungen klassifiziert: Vorreiter, Mittelfeld und Nachzügler. 

    Darüber hinaus haben wir die 40 Dax-Unternehmen und den DAX 50 ESG Index verglichen – welche Unternehmen ausgeschlossen werden und welche Themen für uns Privatanleger bei der nachhaltigen Geldanlage relevant sein können.

    Artikel als PDF lesen oder herunterladen:

    1. Wie nachhaltig ist der deutsche Aktienindex DAX 40?

    Wie nachhaltig ist der deutsche Leitindex? Überraschenderweise sind mit Stand Oktober 2021 rund 30 % der Dax-Unternehmen im oberen Spektrum der Nachhaltigkeit einzuordnen und erhalten von den drei großen Ratingagenturen MSCI, S&P Global und Morningstar überdurchschnittliche ESG-Ratings (siehe dazu auch die dunkelgrüne Klassifizierung in der Abbildung unten). 

    Insgesamt fällt auf, dass viele Unternehmen durchschnittlich im Mittelfeld (hellgrün) angeordnet sind und wenige im oberen bzw. unteren (grau) Spektrum. Darüber hinaus scheint es für einige Dax-Unternehmen keine klare Einstufung in Vorreiter, Nachzügler oder Mittelfeld zu geben, sondern unterscheiden sich je nach Ratingagentur.


    ESG-Bewertungen der Unternehmen im DAX 40 und ESG-Klassifizierung (Eigene Darstellung)

    ESG Vorreiter im DAX

    Von den nachhaltigsten Unternehmen (nach ESG-Bewertung) im Dax sind vor allem vier hervorzuheben: Adidas, Allianz, Munich RE und SAP.

    Adidas erhält von MSCI seit 2018 durchgängig eine ESG-Bewertung von AAA (höchste Bewertung). Darüber hinaus ist Adidas branchenführend in der Unternehmensführung, CO2-Fußabdruck der eigenen Produkte und bei der Rohstoffbeschaffung. S&P Global bestätigt Adidas in der Bekleidungsbranche vor allem bei den ökologischen Faktoren führend zu sein. Sustainalytics vergibt Adidas insgesamt ein niedriges (gutes) ESG Risiko Rating, wird jedoch bei den Kontroversen als „signifikant“ eingestuft, was hauptsächlich durch Vorfälle der letzten drei Jahre in den Bereichen Bestechung und Korruption begründet wird.

    Die Allianz ist von MSCI ebenfalls mit AAA bewertet (seit April 2017 unverändert) und ist in sechs so genannten ESG-Schlüsselthemen sogar Vorreiter. Einzig beim Unternehmensverhalten stuft MSCI die Allianz in die Kategorie ESG-Nachzügler ein. S&P bewertet die Allianz mit einem ESG Score von 85 und ist im Branchenvergleich führend bei ökologischen Faktoren, jedoch eher durchschnittlich bei  der Unternehmensführung. Interessanterweise unterscheiden sich die Bewertungen von S&P und MSCI hinsichtlich dem Kriterium der Personalentwicklung  — MSCI stuft die Allianz hier als ESG-Vorreiter ein, S&P dagegen zwar besser als durchschnittlich, aber mit Luft nach oben zum Branchenführer. Sustainalytics bewertet die Allianz mit einem ESG Risiko Rating von knapp 16 und gehört damit zu den 30 % besten Unternehmen im Dax.

    Die Münchner Rückversicherungs-Gesellschaft (Munich RE) wird von MSCI seit Anfang 2018 unverändert mit AA bewertet. Und ist bei Themen wie „verantwortlichen Investitionen“ und „Datenschutz und -sicherheit“ führend in der Branche. S&P vergibt der Munich RE eine ESG-Bewertung von 80 und gehört bei fast allen Kriterien zu den branchenbesten. Einzig bei den Themen wie „Unternehmensführung“ und „Mitarbeitergewinnung und -Bindung“ eher durchschnittlich. Bei Sustainalytics erhält die Münchner Rück ein niedriges ESG Risiko Rating und ist nur wenige Plätze hinter der Allianz innerhalb der Versicherungsbranche eingereiht.

    SAP gehört laut MSCI zu den 5 besten Unternehmen innerhalb der Software- und Dienstleistungsbranche, aus über 150 und erhält seit 2018 eine ESG-Bewertung von AAA. Laut MSCI und S&P ist SAP ESG-Branchenführer bei Themen wie „Personalentwicklung“ und „Unternehmensführung“. Einzig beim Thema „Datenschutz“ divergieren die Bewertungen von S&P und MSCI leicht: MSCI bewertet die SAP hier zu den ESG-Vorreitern, bei S&P ist noch Potenzial nach oben. Sustainalytics bewertet SAP mit einem ESG Risiko-Rating von 9,7 und erreicht damit im gesamten DAX 40 die zweitbeste ESG-Risiko-Bewertung.

    ESG Schlusslichter

    Am anderen Ende des Spektrums der ESG-Bewertungen im Dax sind besonders zwei Unternehmen im Fokus: Bayer und Volkswagen.

    Bayer wird von MSCI seit 2019 mit BB bewertet, wurde jedoch von zuvor BBB herabgestuft. Im Vergleich zu anderen Unternehmen in der Pharmaindustrie ist Bayer vor allem in drei ESG-Themen noch Nachzügler. Zum einen beim „Unternehmensverhalten“, „Giftige Emissionen und Abfälle“ und auch bei der „Chemikaliensicherheit“, wie es von MSCI genannt wird. Dazu zählen beispielsweise schädliche Chemikalien im Produktportfolio, aber auch die Bemühungen der Unternehmen weniger schädliche Alternativen zu entwickeln. S&P vergibt Bayer eine ESG-Bewertung von 34. Diese Bewertung basiert im Gegensatz zu anderen S&P ESG-Bewertungen, allein auf den öffentlich verfügbaren Informationen und wurde von S&P durchgeführt (siehe auch S&P Bewertungen mit gekennzeichnet mit * in Tabelle auf vorheriger Seite). Tendenziell ist zu beobachten, dass von den Unternehmen selbst ausgefüllte und eingereichte Fragebögen (von S&P Corporate Sustainability Assessment, kurz CSA genannt) bessere ESG-Bewertungen erhalten als die von S&P durchgeführten, welche auf den öffentlich verfügbaren Informationen basieren. Sustainalytics bewertet Bayer mit einem mittlerem ESG-Risiko, ist mit einer Bewertung von 28,6 an der Grenze zum hohen ESG-Risiko eingestuft. Vor allem der „gesellschaftliche Einfluss der Produkte“ scheint ein Haupttreiber für die hohe Kontroversenbewertung von 5.

    Volkswagen ist ebenfalls noch Nachzügler hinsichtlich der ESG-Bewertungen im DAX. MSCI vergibt VW seit 2021 eine ESG-Bewertung von B, wurde zuvor jahrelang mit CCC (niedrigste Bewertung) bewertet. Aktuell erreicht VW (wie auch Porsche) das schlechteste MSCI-ESG-Ergebnis im DAX. In der Branche Schlusslicht ist VW vor allem bei ESG-Themen wie dem „Unternehmensverhalten“ und dem „CO2-Fußabdruck“. 

    S&P bewertet VW mit 62 und ist damit leicht über dem Branchendurchschnitt. Da VW jedoch das Assessment selbst durchgeführt und S&P zur Verfügung gestellt hat, können die Bewertungen signifikant höher sein, als Unternehmen, die keine Bewertung zur Verfügung gestellt haben. Laut S&P ist VW vor allem Branchenführer beim Thema „Innovationsmanagement“ und „Klimastrategie“, und eher durchschnittlich bei den Themen „Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz“ und „Unternehmensführung“. Sustainalytics vergibt VW eine 29,6 beim ESG Risiko Rating und ist damit Schlusslicht im DAX. Nur die Deutsche Bank und RWE erhalten noch höhere Risiko-Bewertungen.

    Konträre ESG Bewertungen

    Nicht immer sind sich die Ratingagenturen einig, was die ESG-Bewertungen einzelner Unternehmen betrifft und bewerten tendenziell leicht unterschiedlich und weichen in ihren Bewertungen voneinander ab.

    Die Deutsche Telekom beispielsweise erhält von MSCI seit 2019 eine ESG-Bewertung von BBB und befindet sich damit im unteren Durchschnitt innerhalb der Telekommunikationsbranche. Gekennzeichnet vor allem durch Schwächen in der „Unternehmensführung“ sowie „Personalverwaltung“ — dazu zählt MSCI unter anderem die Komplexität der Aufbauorganisation und Arbeitnehmerschutzthemen. S&P dagegen bewertet die Deutsche Telekom mit einem ESG-Rating von 89 und gehört zu den branchenbesten bei ökologischen und sozialen Aspekten. Besonders bei der „Klimastrategie“, „Personalentwicklung“ und „Datenschutz“. Ein deutlich positiveres Bild im Gegensatz zu MSCI. Sustainalytics bewertet die Deutsche Telekom mit einem ESG-Risiko von 17,6 und gehört damit zu den 6 % besten Unternehmen innerhalb der Telekommunikationsdienstleister. Mit zwar einigen Vorfällen, die sich auf das Kontroversenniveau aber anscheinend nur minimal auswirken und auch für die ESG-Risiko-Bewertung bisher wenig Einfluss hatten.

    3. Methodik und Datengrundlage | So haben wir analysiert

    Die Ausgangslage für die ESG-Bewertung bildet der DAX 40 – der deutsche Leitindex. Dieser Index umfasst die 40 größten und liquidesten Werte aus Deutschland. Für jedes Dax-Unternehmen haben wir mit Stand 3. Oktober 2020 die ESG-Bewertungen der Ratingagenturen MSCI, S&P Global und Sustainalytics (Morningstar) aufgeführt und in eine eigene ESG-Klassifizierung überführt. Daraus ergibt sich für jedes Unternehmen ein holistisches Nachhaltigkeitsbild gemäß ESG-Rating.

    Eigene ESG-Klassifizierung: Vorreiter, Mittelfeld und Nachzügler

    Alle die von den Ratingagenturen frei zur Verfügung gestellten Informationen haben wir für die Analyse der Dax-Unternehmen verwendet. Da jedoch unterschiedliche Klassifizierungen und Kategorien verwendet werden, haben wir eine eigene ESG-Klassifizierung für die Dax-Unternehmen festgelegt.

    Diese ESG-Klassfizierung soll eine vereinfachte Sicht auf die Bewertung der unterschiedlichen Ratingagenturen hinsichtlich eines Dax-Unternehmens geben. Folgende drei Nachhaltigkeitsausprägungen haben wir für MSCI, S&P Global oder Sustainalytics Bewertungen definiert (siehe auch Abbildung unten):

    1. Vorreiter
    2. Mittelfeld
    3. Nachzügler

    Methodik der eigenen ESG-Klassifizierung für die Bewertungen von MSCI, S&P Global und Sustainalytics

    Als Vorreiter haben wir Unternehmen eingestuft, wenn die MSCI ESG-Bewertung AA oder AAA beträgt. S&P Global Bewertungen werden als Vorreiter eingestuft, sofern die ESG-Bewertung 75 oder höher ist. Auch wenn die Bewertung niedriger als 75 ist, aber das Unternehmen in zwei der drei ESG-Säulen branchenführend bewertet ist, haben wir diese als Vorreiter eingestuft. Beide Bedingungen erfolgen unabhängig voneinander. Sustainalytics ESG Risikobewertungen werden ab einem Risk Rating von 15 oder niedriger als Vorreiter eingestuft.

    Nachzügler sind Unternehmen mit einer MSCI Bewertung von BB oder CCC. Ebenfalls Nachzügler haben wir definiert, wenn S&P Global Bewertungen von 50 oder niedriger und Sustainalytics ESG Risikobewertung von 25 oder niedriger sind.

    Im Mittelfeld sind alle Bewertungen von MSCI, S&P Global und Sustainalytics, wenn sie nicht in unsere Vorreiter oder Nachzügler Kategorien fallen.

    Alle von S&P Global selbst durchgeführten ESG-Bewertungen haben wir jedoch nicht in die eine der drei ESG-Klassifizierungen eingestuft. Da diese Bewertungen signifikant niedriger sind, als die der Unternehmen, die selbst den CSA-Fragebogen ausgefüllt und eingereicht haben. 

    Fazit

    Rund 30 % der Dax-Unternehmen sind nach ESG-Rating im oberen Bereich der Nachhaltigkeit eingestuft — können also als ESG-Vorreiter bezeichnet werden. Im unteren Bereich befinden sich noch rund 10 % ESG-Nachzügler, die von den Ratingagenturen im Vergleich zu Branchenwettbewerbern als Schlusslicht eingeordnet werden. Im Mittelfeld sind aktuell rund 60 % der Dax-Unternehmen eingeordnet.

    Wenn zusätzlich qualitative Kriterien berücksichtigt werden, die vor allem für uns Privatanleger relevant sind, kann die quantitative Einschätzung der Ratingagenturen auch anders aussehen.

    Der DAX 50 ESG Index —die nachhaltige „Variante“ des DAX 40 — schließt aktuell neun Dax-Unternehmen aus. Das Nachhaltigkeitsprinzip[6] berücksichtigt neben guten ESG-Bewertungen, die auf Risiko-Einschätzungen von Sustainalytics basieren, auch qualitative Ausschlusskriterien. Unternehmen dürfen beispielsweise nicht in Geschäftsfeldern wie umstrittenen Waffen, Rüstungsgüter, Tabak, Kernenergie und Kraftwerkskohle aktiv sein.

    Darüber hinaus gibt es individuelle Nachhaltigkeitsansprüche für jeden Privatanleger. Ein kontrovers diskutiertes Thema ist die Kernenergie — für die einen „nachhaltig“, für andere wiederum unabdingbares Ausschlusskriterium.

    Nichtsdestotrotz können wir Bewertungen von Ratingagenturen, die Nachhaltigkeitsstandards messen, als Hilfsmittel für die eigene Investitionsentscheidung nutzen. Denn nur selten haben wir Einblicke in die vollen operativen Tätigkeiten und Herausforderungen eines Unternehmens. Aber auch die Bewertungen und Einschätzungen der Ratingagenturen können hinterfragt werden, denn wir wissen selten, was die Unternehmen den Ratingagenturen gemeldet haben oder anders gedacht: Wir müssen wohl dem Vertrauen, was die Investor Relations Abteilungen der Unternehmen nach außen kommunizieren.

    Anmerkungen & Quellen

    Daten und Informationen, Stand: 03.10.2021

    Titelbild: Igor Flek (Unsplash)

    [1] Deutsche Börse (2021): DAX mit zehn neuen Mitgliedern. Pressemitteilung. 03.09.2021
    https://deutsche-boerse.com/dbg-de/media/pressemitteilungen/DAX-mit-zehn-neuen-Mitgliedern–2766884

    [2] MSCI (2021): MSCI ESG Ratings Corporate Search Tool.
    https://www.msci.com/our-solutions/esg-investing/esg-ratings-climate-search-tool

    [3] S&P Global (2021a): S&P Global ESG Scores.
    https://www.spglobal.com/esg/scores/ 

    [4] S&P Global (2021b): S&P Global Corporate Sustainability Assessment.
    https://www.spglobal.com/esg/csa/getting-an-assessment 

    [5] Sustainalytics (2021): Company ESG Risk Ratings.
    https://www.sustainalytics.com/esg-ratings  

    [6] STOXX (2021): Guide to the DAX Equity Indices. Version 11.2.3. 15.09.2021.
    https://www.dax-indices.com/document/Resources/Guides/DAX_Equity_Indices.pdf 

  • FTSE Global Choice Indizes | Wie nachhaltig sind Vanguard’s ESG Global All Cap ETFs

    FTSE Global Choice Indizes | Wie nachhaltig sind Vanguard’s ESG Global All Cap ETFs

    Vanguard bietet seit März 2021 die ersten eigenen nachhaltigen ETFs an: die ESG Global All Cap ETFs, welche das Ziel verfolgen, die Wertentwicklung des FTSE Global All Cap Choice Index nachzubilden[1].

    Der FTSE Global All Cap Choice Index ist Teil der nachhaltigen Indexreihe Global Choice vom Londoner Indexanbieter FTSE Russels – einem Tochterunternehmen der London Stock Exchange Group (LSEG).

    Wir haben uns die Indexregeln von FTSE zu der Global Choice Reihe genauer angesehen und versuchen in diesem Artikel folgende Fragen zu beantworten:

    1. Welchen Nachhaltigkeitsansatz verfolgen FTSE Global Choice Indexlösungen?
    2. Welche Branchen / Geschäftsaktivitäten, in denen Unternehmen aktiv sind, werden im Detail ausgeschlossen?
    3. Ausschlusskriterien unterscheiden sich nach Elternindex | Was schließen Vanguard’s ESG Global All Cap ETFs aus?

    Artikel als PDF lesen oder herunterladen:

    (mehr …)
  • MSCI ESG Leaders Index | Die besten ESG-Titel in einem ETF?

    MSCI ESG Leaders Index | Die besten ESG-Titel in einem ETF?

    MSCI ESG Leaders Indizes sind eine der ältesten nachhaltigen Indexlösungen von MSCI. Bereits im Jahr 2001 wurde der MSCI USA ESG Leaders aufgesetzt. Seit 2007 gibt es den MSCI World und seit 2013 auch den MSCI Emerging Markets Index als nachhaltige ESG Leaders Variante.

    Wir haben uns die Indexregeln von MSCI zu der ESG Leaders Reihe genauer angesehen und versuchen in diesem Artikel folgende Fragen zu beantworten:

    1. Welche ESG Leaders ETFs sind zum Handel in Deutschland zugelassen?
    2. Wie funktioniert die Index-Zusammenstellung der ESG Leaders Indexfamilie?
    3. Welche Branchen bzw. Aktivitäten von Unternehmen werden im Detail ausgeschlossen?
    4. Wie funktioniert das Best-in-Class-Prinzip der ESG Leaders Serie?

    1. Welche ESG Leaders ETFs gibt es zum Investieren?

    „ESG Leaders“ ist eine Indexfamilie von MSCI, welche bestimmte Regeln und Prinzipien verfolgt, um nachhaltiges Investieren beispielsweise über ETFs zu ermöglichen.

    Derzeit werden die ESG Leaders Indizes von Amundi, Credit Suisse und Lyxor als s.g. „ESG Leaders ETF“ aufgelegt, welche wir über unseren Broker (Bank bzw. genauer: Verwahrstelle) erwerben können.

    Insgesamt gibt es aktuell zwölf Aktienindizes und vier Anleihen-Indizes von MSCI[1]. In Deutschland werden derzeit vier verschiedene Aktienindizes zum Handel durch als ETF angeboten, dazu zählen:

    1. MSCI World
    2. MSCI Emerging Markets
    3. MSCI Europe
    4. MSCI USA

    Zu jedem dieser Indizes werden von den Emittenten jeweils verschiedene ETFs aufgelegt (siehe dazu unten stehende Tabelle).

    ElternindexMSCI ReferenzindexETFEmittentTER [%]Replikationsart
    (Ausschüttungsart)
    ISIN (WKN)
    MSCI WorldMSCI World ESG Leaders IndexCSIF (IE) MSCI World ESG Leaders Blue UCITS ETF B USDCredit Suisse (CSIF)0,15Physisch
    (Thesaurierend)
    IE00BJBYDQ02
    (A2PW7D)
    MSCI WorldMSCI World ESG Leaders IndexCSIF (IE) MSCI World ESG Leaders Blue UCITS ETF BH EURCredit Suisse (CSIF)0,18Physisch
    (Thesaurierend)
    IE00BKKFT300
    (A2PW7F)
    MSCI WorldMSCI World ESG Leaders Minimum Volatility IndexCSIF (IE) MSCI World ESG Leaders Minimum Volatility Blue UCITS ETF B USDCredit Suisse (CSIF)0,25Physisch
    (Thesaurierend)
    IE00BMDX0M10
    (A2P4U2)
    MSCI WorldMSCI World ESG Leaders Select 5% Issuer Capped Index Amundi MSCI World ESG Leaders Select UCITS ETF DR (C)Amundi0,18Physisch
    (Thesaurierend)
    LU2109787122 
    (A2PZC8)
    MSCI Emerging MarketsMSCI Emerging Markets Extended ESG Leaders 5% Issuer Capped IndexAmundi MSCI Emerging ESG Leaders – UCITS ETF DR (C)Amundi0,18Physisch
    (Thesaurierend)
    LU2109787551
    (A2PZDB)
    MSCI USAMSCI USA ESG Leaders IndexCSIF (IE) MSCI USA ESG Leaders Blue UCITS ETF B USDCredit Suisse (CSIF)0,10Physisch
    (Thesaurierend)
    IE00BJBYDP94 (A2PW7A)
    MSCI USA Small CapMSCI USA Small Cap ESG Leaders IndexCSIF (IE) MSCI USA Small Cap ESG Leaders Blue UCITS ETF B USDCredit Suisse (CSIF)0,20Physisch
    (Thesaurierend)
    IE00BMDX0L03
    (A2P4U1)
    MSCI USAMSCI USA ESG Leaders Select 5% Issuer Capped IndexAmundi MSCI USA ESG Leaders Select UCITS ETF DR (C)Amundi0,15Physisch
    (Thesaurierend)
    LU2109787395
    (A2PZC9)
    MSCI USAMSCI USA ESG Leaders Select 5% Issuer Capped (EUR Hedged) IndexAmundi MSCI USA ESG Leaders Select UCITS ETF DR Hedged EUR (C)Amundi0,17Physisch
    (Thesaurierend)
    LU2153616326
    (A2P22T)
    MSCI EuropeMSCI Europe ESG Leaders IndexLyxor MSCI Europe ESG Leaders (DR) UCITS ETF – AccLyxor0,20Physisch
    (Thesaurierend)
    LU1940199711
    (LYX99A)
    MSCI EuropeMSCI Europe ESG Leaders Select 5% Issuer Capped IndexAmundi MSCI Europe ESG Leaders Select UCITS ETF DR (C)Amundi0,15Physisch
    (Thesaurierend)
    LU2109787478
    (A2PZDA)
    Aktuell angebotene ETFs basierend auf der MSCI ESG Leaders Indexes Methodology (Stand: 30.07.2021)

    2. Wie funktioniert die Index-Zusammenstellung der ESG Leaders Indexfamilie?

    Laut MSCI[1] sollen ESG Leaders Indizes Unternehmen bevorzugen, welche in den einzelnen Sektoren des Elternindex höchste Umwelt-, Sozial- und Governance-Bewertungen (ESG) vorweisen können. Vereinfacht ausgedrückt verwendet MSCI einen zweistufigen Nachhaltigkeitsansatz mit bestimmten Ausschlusskriterien und einem s.g. Best-in-Class-Ansatz, um Unternehmen vom Elternindex für die nachhaltige ESG Leaders Variante auszuschließen (siehe dazu auch die unten aufgeführte vereinfachte schematische Darstellung).


    Schematische Darstellung der ESG Leaders Index-Regeln und Kriterien (Eigene Darstellung)

    Das bedeutet, aus der Grundgesamtheit der Vielzahl an Aktien aus dem Elternindex werden die Unternehmen ausgeschlossen, welche nicht den vorgegebenen Ausschlusskriterien entsprechen und im zweiten Schritt nicht die höchsten ESG-Ratings je Sektor vorweisen können.

    Durch diesen Nachhaltigkeitsansatz verbleiben automatisch weniger Titel im nachhaltigen Ableger, als im originären Elternindex. Konkret bleiben je nach Elternindex zwischen 35 % und 46 % der Titel des Elternindex‘ in der nachhaltigen Variante (siehe dazu auch unten stehende Tabelle mit der Anzahl der Positionen).

    Am Beispiel des Elternindex MSCI World (siehe zweite Spalte) bedeutet das: Der Elternindex MSCI World beinhaltete 1559 Titel (Stand Factsheet 30.07.2021), der nachhaltige MSCI World ESG Leaders Index dagegen noch 724 Titel. Also eine Reduzierung um 835 (53,6 %) Aktien-Titel bzw. Unternehmen, welche durch die Ausschlusskriterien aussortiert wurden und nicht in der ESG Leaders Variante des MSCI World enthalten sind.

    [in Anzahl Titel]MSCI WorldMSCI EMMSCI EuropeMSCI USA
    MSCI Elternindex15591406432625
    MSCI ESG Leaders Variante724492201276
    Anteil Positionen in ESG Leaders Variante46,4 %34,9 %46,5 %44,2 %
    Anzahl der Positionen je Elternindex und ESG Leaders Variante (Stand: 30.07.2021)

    Zweistufiger ESG Leaders Nachhaltigkeitsansatz: Ausschlusskriterien und Best-in-Class-Prinzip

    Grundsätzlich gilt für alle von MSCI mit dem Zusatz ESG Leaders geführten Indizes das gleiche Prinzip, welches auch auf alle oben aufgeführten ETFs zutrifft und auf zwei separaten Filterstufen basiert.

    In der ersten Stufe werden zwölf Ausschlusskriterien auf alle Titel im Elternindex angewandt und festgelegt, welche Unternehmen für die zweite Stufe grundsätzlich zulässig sind:

    1. MSCI ESG Rating
    2. MSCI Kontroversen Score
    3. Atomkraft
    4. Kohle
    5. Öl & Gas
    6. Alkohol
    7. Glücksspiel
    8. Tabak
    9. Konventionelle Waffen
    10. Kontroverse Waffen
    11. Nuklearwaffen
    12. Zivile Schusswaffen

    In der zweiten Stufe werden alle nicht durch die Ausschlusskriterien ausgeschlossenen Titel im Index, durch das s.g. Best-in-Class-Prinzip nach MSCI’s ESG-Rating für jeden Sektor separat sortiert und daraus die Unternehmen ausgewählt, welche sich innerhalb der 50 % Marktkapitalisierung je Sektor befinden und die höchsten ESG-Ratings vorweisen können. Damit wird die Anzahl der Unternehmen im ESG Leaders Index auch im zweiten Schritt weiter reduziert.

    3. Ausschlusskriterien im Detail

    Die ESG Leaders Index-Regeln[2] beschreiben detailliert, welche Branchen und Aktivitäten ausgeschlossen werden und welchen Kriterien der nachgelagerte Best-in-Class-Ansatz unterliegen.

    Vereinfacht ausgedrückt werden für die meisten Kriterien Umsatzschwellen definiert, welche – wenn überschritten – zu einem Ausschluss von Unternehmen bzw. Titeln aus dem ESG Leaders Index führt. Darüber hinaus gibt es bestimmte Funktionen bzw. Handlungen, die explizit ausgeschlossen werden (siehe dazu auch unten stehende Abbildung der Ausschlusskriterien im Detail).


    ESG Leaders Ausschlusskriterien im Detail (Eigene Darstellung basierend auf [2], Stand: 30.07.2021)

    Wir haben die Ausschlusskriterien in die drei ESG Säulen gruppiert: ökologische und soziale Aspekte sowie Ansätze der guten Unternehmensführung. Alle Unternehmen, die nicht durch eine der aufgeführten Ausschlusskriterien ausgeschlossen werden, sind für den Best-in-Class-Ansatz zulässig.

    Ökologische Aspekte

    Atomkraft

    Alle Unternehmen, die mehr als 10 % ihres Gesamtumsatzes aus dem Besitz oder Betrieb von Atomkraftanlagen beziehen, werden ausgeschlossen.

    Kohle

    Für Aktivitäten im Bereich Kohleenergie werden alle Unternehmen ausgeschlossen, die 5 % oder mehr des Gesamtumsatzes aus dem Abbau und Vertrieb s.g. thermischer Kohle erzielen. Dazu gehören jegliche Formen der Kohleenergie, also beispielsweise auch Braunkohle oder Steinkohle.

    Darüber hinaus darf nicht mehr als 5 % der Umsatzerlöse aus der Stromerzeugung mit Kohleenergie generiert werden.

    Ausgenommen davon sind Unternehmen, die Kohleenergie für die unternehmenseigene Stromerzeugung verwenden oder wenn der Verkauf von geförderter Kohle oder Umsätze aus dem Kohlehandel konzernintern erfolgen.

    Öl & Gas

    Bei Aktivitäten mit Energieformen Öl und Gas werden alle Unternehmen ausgeschlossen, die 5 % oder mehr des Gesamtumsatzes aus der unkonventionellen Förderung von Öl und Gas erzielen. Dazu zählen ebenfalls Erlöse aus Ölsand und Ölgas.

    Ausgenommen davon ist die konventionelle Förderung von Öl und Gas. Konventionelle Förderaktivitäten sind beispielsweise in geografisch günstigen Lagen und erfordern weniger technischen und energetischen Aufwand als die unkonventionelle Förderung[3].

    Soziale Aspekte

    Alkohol

    Alkoholproduzenten oder dazu beitragende Unternehmen, werden ausgeschlossen, wenn deren Umsätze daraus 10 % oder mehr überschreiten. Bzw. in der Glücksspielbranche, wenn die Umsatzerlöse aus dem Betrieb eigener Geräte stammen.

    Glücksspiel

    Glücksspielanbieter oder dazu beitragende Unternehmen, werden ausgeschlossen, sofern deren Umsätze daraus bzw. aus dem Betrieb eigener Geräte 10 % oder mehr überschreiten.

    Tabak

    Im Bereich Tabak, werden alle Unternehmen ausgeschlossen, die 5 % oder mehr Umsatz aus der Produktion von Tabak und Tabak-verwandten Produkten generieren. Und alle Unternehmen, die 15 % oder des Gesamtumsatzes aus Produktion, Vertrieb, Handel, Lieferung und Lizenzierung von Tabakprodukten erzielen.

    Konventionelle Waffen

    Bei der Produktion von konventionellen Waffen und deren Komponenten gilt die 10 % Umsatzgrenze. Bedeutet, Unternehmen die 10 % oder mehr Umsatzerlöse aus der Produktion von Waffen und -Komponenten generiert, fällt raus.

    Kontroverse Waffen

    Unternehmen mit jeglicher Verbindung zu kontroversen Waffen gemäß MSCI Global Ex-Controversial Weapons Indexes[4] Regeln werden ausgeschlossen. Dazu zählen beispielsweise chemische, biologische oder nukleare Waffen. Aber auch Streumunition bzw. Streubomben und Landminen[5].

    Nuklearwaffen

    Unternehmen, die im Bereich atomarer Waffen bzw. nuklearer Rüstung „Hersteller“ nuklearer Waffen, Komponenten und Trägerplattformen aktiv sind oder wenn diese unterstützende Dienstleistungen anbieten, werden ausgeschlossen. Das gilt unabhängig davon, ob die Produkte ausschließlich oder auch für andere Zwecke der nuklearen Rüstungsbranche verwendet werden können.

    Zivile Schusswaffen

    Unternehmen die 5 % oder mehr Umsatzerlöse aus der Produktion bzw. Herstellung von zivilen Schusswaffen, Kleinwaffen bzw. entsprechender Munition generieren, werden ausgeschlossen. Zusätzlich darf der Gesamtumsatz nicht größer als 15 % aus Produktion und Vertrieb mit zivilen Waffenprodukten sein.

    Ausgenommen davon sind Unternehmen, die für Militär, Regierung oder Strafverfolgung produzieren bzw. beliefern.

    Gute Unternehmensführung

    MSCI ESG Rating

    Neben den Ausschlusskriterien zu bestimmten Aktivitäten müssen alle Unternehmen mindestens ein MSCI ESG Rating von „BB“ oder höher vorweisen können.

    MSCI ESG Kontroversen Score

    Darüber hinaus müssen die Unternehmen mindestens ein MSCI ESG Controversies Score von 3 oder höher vorweisen können (Skala von 0 bis 10). Wobei 0 die „schlimmsten Kontroversen“ definiert.

    4. Best-in-Class-Prinzip im Detail

    Das Best-in-Class-Prinzip der ESG Leaders Index-Reihe wird für alle nach den Ausschlusskriterien übrig gebliebenen Unternehmen angewendet. Mit dem Ziel, die Unternehmen mit den höchsten ESG-Ratings in den Index mit aufzunehmen, bzw. die Unternehmen mit niedrigen ESG-Ratings auszuschließen.

    Gruppierung nach Sektor

    Zunächst werden alle Unternehmen nach Sektor gruppiert. Also in einen der elf Sektoren basierend auf dem Global Industry Classification Standard (GICS®)[6] zugeordnet. Diese Klassifizierung findet sich auch häufig in den Factsheets von ETF-Emittenten, wenn die Gewichtung der ETFs nach Sektor dargestellt wird.

    Sortierung der Titel innerhalb eines Sektors

    Innerhalb eines Sektors werden die Titel sortiert, um die Unternehmen mit besonders hohen ESG-Ratings auszuwählen, bis 50 % der Marktkapitalisierung des Elternindex erreicht ist.

    Vereinfacht beschrieben werden dafür drei wesentliche Kriterien bzw. Priorisierungen angewendet:

    1. ESG Rating

    Als erste Priorität gilt das ESG-Rating von MSCI. Unternehmen werden von AAA bis CCC eingestuft, da jedoch bereits durch das Ausschlusskriterium (siehe Details oben) Unternehmen mit ESG-Ratings von BBB oder schlechter aussortiert wurden, verbleiben hauptsächlich Ratings von AAA bis BB je Sektor.

    2. ESG Trend

    Als zweite Priorisierung gilt der ESG-Trend. Dieser reicht von positiv, über neutral bis negativ. Positive ESG-Trends werden über neutralen, und neutrale über negativen bevorzugt.

    Der ESG-Trend ist laut MSCI[2] als Veränderung der ESG-Ratings innerhalb der letzten 12 Monate definiert. Ein Unternehmen, bei dem sich beispielsweise das ESG-Rating innerhalb der letzten 12 Monate nicht veränderte, weist einen neutralen ESG-Trend auf.

    3. Marktkapitalisierung

    Eine weitere wichtige Priorisierung ist die Marktkapitalisierung der einzelnen Unternehmen je Sektor. Höhere Marktkapitalisierungen werden bevorzugt. Das bedeutet, wenn zwei Unternehmen bei ESG-Rating und ESG-Trend die gleichen Bedingungen vorweisen, wird das Unternehmen mit der höheren Marktkapitalisierung höher eingestuft.

    Es gibt darüber hinaus aktuell noch vier weitere unabhängige Regeln zur Bestimmung der Reihenfolge der Unternehmen innerhalb eines Sektors. Vereinfacht betrachtet sind ESG-Rating, ESG-Trend und die Marktkapitalisierung jedoch die wesentlichen.

    Auswahl der 50 % „besten“ ESG-Unternehmen

    Im letzten Schritt werden dann für jeden Sektor die Unternehmen ausgewählt, welche sich innerhalb der 50 % Grenze der Marktkapitalisierung je Sektor befinden. Beginnend mit der höchsten Priorisierung, also die Unternehmen mit besonders hohen ESG-Ratings (bzw. ESG-Trend und Marktkapitalisierung).

    Da diese Auswahl für jeden Sektor erfolgt, wird damit versucht eine ähnliche Sektor-Diversifikation wie die des Elternindex‘ zu erreichen, bzw. dieser ähnlich ist.

    Fazit

    Die ESG Leaders Indizes von MSCI sind wahrscheinlich auf einer Skala der „Nachhaltigkeit“ verschiedener Indizes zwischen den besonders streng-nachhaltigen Indizes (wie beispielsweise der SRI-Index) und moderat-nachhaltigen Indizes (wie beispielsweise der ESG-Screened-Index).

    Vor allem durch den Best-in-Class-Ansatz in Kombination mit mehreren Ausschlusskriterien werden die Unternehmen bevorzugt, die je Sektor besonders hohe MSCI ESG Ratings vorweisen können. Was schlussendlich dazu führt, dass je nach Elternindex durchschnittlich etwa 50 % weniger Titel in der ESG Leaders Serie verbleiben. Bei gleichzeitig ähnlicher Sektor- und Ländergewichtung wie die des Elternindex‘.

    Besonders positiv ist, dass aktuelle ausnahmslos alle MSCI ESG Leaders ETFs als Replikationsart die physische bzw. vollständige Replikation gewählt haben, bei gleichzeitig verhältnismäßig günstiger Gesamtkostenquote (TER).

    Auch wenn es aktuell noch weniger Indizes bzw. ETFs mit den ESG Leaders Prinzipien gibt, als beispielsweise die SRI oder Screened Serie, könnten es zukünftig mehr werden.

    Lyxor hat beispielsweise Mitte Juli 2021 beim vormals „Nikkei 400“ genannten ETF, den Referenzindex auf den nachhaltigen „MSCI Japan ESG Rating and Trend Leaders Index“ gewechselt. Dieser ist dem vorgestellten ESG Leaders Index sehr ähnlich, was den Nachhaltigkeitsansatz betrifft. Darüber hinaus haben auch andere ETF Anbieter Anfang dieses Jahres angekündigt, einige der existierenden ETFs durch ESG äquivalente Indizes zu ersetzen, um so noch mehr ESG ETFs anzubieten.

    Gewagte Hypothese, aber könnten wir zukünftig automatisch „nachhaltige Investoren“ werden, wenn mehr und mehr ETFs zu nachhaltigen Regeln und Prinzipien wechseln, ohne dass ein neuer ETF emittiert wird bzw. wir Anleger proaktiv einen „Nachhaltigen ETF“ auswählen müssen?

    Anmerkungen & Quellen


    Daten und Informationen, Stand: 13.07.2021

    Titelbild: Sergei Akulich on Unsplash

    [1] MSCI ESG Leaders Übersicht.
    https://www.msci.com/msci-esg-leaders-indexes

    [2] MSCI ESG Leaders Index Methodology (Mai 2021).
    https://www.msci.com/eqb/methodology/meth_docs/MSCI_ESG_Leaders_Methodology_May2021.pdf

    [3] nagra-blo.ch (2017). Erdöl ist nicht gleich Erdöl & Erdgas nicht gleich Erdgas! (25.04.2017)
    https://www.nagra-blog.ch/2017/04/25/konventionelle-und-unkonventionelle-oel-oder-gas-exploration/
    [4] MSCI Global Ex-Controversial Weapons Indexes Methodology (November 2019).
    https://www.msci.com/eqb/methodology/meth_docs/MSCI_Global_ex_Controversial_Weapons_Indexes_Methodology_Nov2019.pdf

    [5] MSCI ESG Research (2015). The Controversial Weapons Landscape: Recent Regulations and Research Trends. Webcast Recording. (16.06.2015)
    https://www.msci.com/www/webcast/the-controversial-weapons/0190910540

    [6] MSCI. The Global Industry Classification Standard (GICS®).
    https://www.msci.com/gics

  • MSCI ESG Enhanced Focus Index | Die ESG-optimierten ETFs?

    MSCI ESG Enhanced Focus Index | Die ESG-optimierten ETFs?

    Update 2022

    Mittlerweile wurde der Index von MSCI umbenannt in „MSCI ESG Enhanced Focus CTB Index“ sowie ergänzt um neue Kriterien, um damit die Anforderungen aus der VO (EU) 2019/2089 zu erfüllen. Mehr Details zum aktualisierten ESG Enhanced Focus CTB Index inklusive den EU Climate Transition Benchmark (CTB) Anforderungen haben wir hier zusammengefasst.

    MSCI ESG Enhanced Focus Indizes werden von iShares[1] als nachhaltige „Indexpalette“ beworben, die darauf ausgelegt sind, „das Engagement in Unternehmen mit positiven ESG-Eigenschaften zu maximieren sowie zugleich die CO2-Intensität eines Fonds zu reduzieren“ mit dem Ziel ein ähnliches Risiko- und Renditeprofil zu bieten wie traditionelle breit gefasste Vergleichsindizes.“

    Wir haben uns die Indexregeln von MSCI zu der ESG Enhanced Focus Reihe genauer angesehen und versuchen in diesem Artikel folgende Fragen zu beantworten:

    1. Welche ESG Enhanced ETFs sind zum Handel in Deutschland zugelassen?
    2. Wie funktioniert die Index-Zusammenstellung der ESG Enhanced Focus Indexfamilie?
    3. Welche Ausschlusskriterien gelten im Detail?
    4. Welchen Kriterien unterliegt der Optimierungsprozess?
    5. Wie steht es um die Diversifikation/Risiko der Enhanced ETFs im Vergleich zu den jeweiligen Elternindizes?

    1. Welche ESG Enhanced ETFs gibt es zum Investieren?

    „ESG Enhanced Focus“ ist eine Indexfamilie von MSCI, welche bestimmte Regeln und Prinzipien verfolgt, um nachhaltiges Investieren mit Index-Anlagen zu ermöglichen.

    Derzeit werden die ESG Enhanced Focus Indizes von iShares (Blackrock) als s.g. „ESG Enhanced ETF“ aufgelegt, welche wir über unseren Broker (Bank bzw. genauer: Verwahrstelle) erwerben können.

    Derzeit gibt es sechs verschiedene Indizes, welche auf den ESG Enhanced Focus Indexregeln basieren und durch Blackrock von 13 ETFs angeboten werden. Die sechs verschiedenen Indizes sind sogenannte Elternindizes bzw. Aktienmärkte, dazu zählen:

    1. MSCI World
    2. MSCI Emerging Markets
    3. MSCI EMU
    4. MSCI Europe
    5. MSCI USA
    6. MSCI Japan.

    Zu jedem dieser Indizes werden von Blackrock jeweils zwei ETFs aufgelegt, eine ausschüttende und eine thesaurierende ETF-Variante (seit 28.06.2021 gibt es für den MSCI USA noch zusätzlich eine s.g. währungsgesicherte „Hedged“-Variante).[2]


    Aktuell angebotene ESG Enhanced Focus Indizes und ETFs (Eigene Darstellung basierend auf [2])

    2. Wie funktioniert die Index-Zusammenstellung der ESG Enhanced Focus Indexfamilie?

    Laut MSCI sind „ESG Enhanced Focus“ Indizes ESG-optimierte Varianten des jeweiligen Elternindex. Vereinfacht ausgedrückt verwendet MSCI einen zweistufigen Nachhaltigkeitsansatz mit bestimmten Ausschluss- und Optimierungskriterien, um Unternehmen vom Elternindex für die nachhaltige ESG Enhanced Focus Variante auszuschließen (siehe dazu auch die unten aufgeführte vereinfachte schematische Darstellung).


    Schematische Darstellung der ESG Enhanced Focus Index-Regeln und Kriterien (Eigene Darstellung)

    Das bedeutet, aus der Grundgesamtheit der Vielzahl an Aktien aus dem Elternindex werden die Unternehmen ausgeschlossen, welche nicht den vorgegebenen Ausschlusskriterien entsprechen. Durch dieses Ausschlussprinzip verbleiben automatisch weniger Titel im nachhaltigen Ableger, als im originären Elternindex. Konkret bleiben je nach Elternindex zwischen 91 % und 97 % der Titel des Elternindex‘ in der nachhaltigen Variante (siehe dazu auch unten stehende Tabelle mit der Anzahl der Positionen zum Stand: 13.07.2021).

    Am Beispiel des Elternindex MSCI World (siehe zweite Spalte) bedeutet das: Der Elternindex MSCI World beinhaltete 1563 Titel (Stand Factsheet Ende Juni 2021), der nachhaltige MSCI World ESG Enhanced Focus Index dagegen noch 1470 Titel. Also eine Reduzierung um 93 (5,95 %) Aktien-Titel bzw. Unternehmen, welche durch die Ausschlusskriterien aussortiert wurden und nicht in der ESG Enhanced Focus Variante des MSCI World enthalten sind.

    [in Anzahl Titel]MSCI WorldMSCI EMMSCI EMUMSCI EuropeMSCI USAMSCI Japan
    MSCI Elternindex15631412237434627272
    MSCI ESG Enhanced Focus Variante14701285226413584265
    Anzahl der Positionen je Elternindex und ESG Enhanced Focus Variante (Stand: 13.07.2021)

    Zweistufiger ESG Enhanced Focus Nachhaltigkeitsansatz: Ausschluss und Optimierung Ausschlusskriterien

    Grundsätzlich gilt für alle von MSCI mit dem Zusatz ESG Enhanced Focus geführten Indizes das gleiche Prinzip, welches auch auf alle 13 angebotenen ETFs von iShares zutrifft und auf zwei separaten Filterstufen basiert.

    In der ersten Stufe werden neun Ausschlusskriterien auf die Titel im Elternindex angewendet. Durch diese Ausschlusskriterien wird festlegt, nach welchen Kriterien Unternehmen vom ESG Enhanced Focus Index ausgeschlossen werden:

    1. Kohle
    2. Ölsand
    3. Tabak
    4. Kontroverse Waffen
    5. Nuklearwaffen
    6. Zivile Schusswaffen
    7. UN Global Compact
    8. MSCI ESG Kontroversen Score
    9. MSCI ESG Rating

    In der zweiten Stufe werden alle nicht durch die Ausschlusskriterien ausgeschlossenen Titel im Index, durch ein s.g. Optimierungsprinzip im Index so gewichtet und angepasst, damit bestimmte Kriterien erfüllt sind. Folgende Kriterien werden in der MSCI ESG Enhanced Focus Variante angelegt und beziehen sich auf den jeweiligen Elternindex:

    1. Tracking-Error-Ziel
    2. Reduzierung von CO₂ (Kohlendioxid) und anderen Treibhausgase (THG)
    3. Zielparameter für Titel-, Sektor- und Ländergewichtung

    Elternindex – die berechtigten Unternehmen für die ESG Enhanced Focus Variante

    Als Basis für die ESG Enhanced Focus Ableger werden alle Unternehmen aus dem jeweils geeigneten Elternindex in Betracht gezogen. Laut MSCI könnten theoretisch alle von MSCI aufgelegten Indizes mit den ESG Enhanced Focus Filterregeln angewendet werden.

    Ausschlussprinzip

    MSCI verwendet eigenes Research, um die Unternehmen bzw. deren Tätigkeiten und Aktivitäten zu klassifizieren. Im Ausschlussprinzip wird das MSCI ESG Business Involvement Screening Research (BISR)[8] genutzt, um Unternehmen zu identifizieren, welche in bestimmte Aktivitäten involviert sind.

    Unternehmen, die in den oben genannten Geschäftsaktivitäten involviert sind bzw. bestimmte Umsatzgrenzen und weitere Kriterien erreichen, werden ausgeschlossen (mehr Details dazu im nächsten Abschnitt).

    3. Ausschlusskriterien im Detail

    Die ESG Enhanced Focus Index-Regeln[3] beschreiben detailliert, welche Branchen und Aktivitäten ausgeschlossen werden und welchen Kriterien der nachgelagerte Optimierungsprozess unterliegt.

    Vereinfacht ausgedrückt werden für die meisten Kriterien Umsatzschwellen definiert, welche – wenn überschritten – zu einem Ausschluss von Unternehmen bzw. Titeln aus dem ESG Enhanced Focus Index führt. Darüber hinaus gibt es bestimmte Funktionen bzw. Handlungen, die explizit ausgeschlossen werden (siehe dazu auch unten stehende Abbildung der Ausschlusskriterien im Detail).


    ESG Enhanced Focus Ausschlusskriterien im Detail (Eigene Darstellung basierend auf [3], Stand: 13.07.2021)

    Wir haben analog zu MSCI die Ausschlusskriterien in die drei ESG Säulen gruppiert: ökologische und soziale Aspekte sowie Ansätze der guten Unternehmensführung.

    Ökologische Aspekte

    Kohle

    Für Aktivitäten im Bereich Kohleenergie werden alle Unternehmen ausgeschlossen, die 5 % oder mehr Umsatz aus dem Abbau und der Stromerzeugung s.g. thermischer Kohle erzielen. Dazu gehören jegliche Formen der Kohleenergie, also beispielsweise auch Braunkohle oder Steinkohle.

    Ausgenommen vom Ausschlusskriterium werden Unternehmen, die Kohleenergie für die unternehmenseigene Stromerzeugung verwenden oder wenn der Verkauf von geförderter Kohle oder Umsätze aus dem Kohlehandel konzernintern erfolgen.

    Ölsand

    Im Vergleich zu anderen nachhaltigen Indizes (bspw. die SRI-Indexreihe), beschränkt sich die ESG Enhanced Focus Serie bei flüssigen oder gasförmigen Energieträgern ausschließlich auf Ölsand. Ausgeschlossen werden Unternehmen, die 5 % oder mehr Umsatz aus der Ölsandgewinnung erzielen oder auch der Besitz von Ölsandreserven.

    Ausgenommen werden Unternehmen, deren Umsätze aus nicht-förderaktiväten stammen, also beispielsweise aus der Erforschung, Vermessung, Raffinerie oder Verarbeitung von Ölsandreserven. Ebenfalls nicht ausgeschlossen werden Unternehmen, die Ölsandreserven besitzen, aber keine Umsätze daraus erzielen.

    Soziale Aspekte

    Tabak

    Ausgeschlossen werden jegliche Unternehmen, die als s.g. Tabakproduzent klassifiziert sind und alle Unternehmen, die 5 % oder mehr Umsatz aus Produktion, Vertrieb, Handel oder Lieferung von Tabakprodukten erzielen.

    Kontroverse Waffen

    Unternehmen mit jeglicher Verbindung zu kontroversen Waffen gemäß MSCI Global Ex-Controversial Weapons Indexes[4] Regeln werden ausgeschlossen.

    Nuklearwaffen

    Unternehmen die im Bereich atomarer Waffen bzw. nuklearer Rüstung „Hersteller“ nuklearer Waffen, Komponenten und Trägerplattformen sind oder wenn diese unterstützende Dienstleistungen anbieten, werden ausgeschlossen. Das gilt unabhängig davon, ob die Produkte ausschließlich oder auch für andere Zwecke der nuklearen Rüstungsbranche verwendet werden können.

    Zivile Schusswaffen

    Alle als „Hersteller“ von zivilen Schusswaffen klassifizierte Unternehmen werden ebenfalls ausgeschlossen. Dazu zählt unter anderem auch die Herstellung von Munition. Darüber hinaus werden alle Unternehmen ausgeschlossen, die 5 % oder mehr Umsatz aus dem Vertrieb mit den Produkten aus der zivilen Rüstungsbranche erzielen.

    Ausgenommen davon sind hingegen „Hersteller“ von zivilen Schusswaffen für das Militär, Regierung oder Strafverfolgung.

    Gute Unternehmensführung

    UN Global Compact

    Unter den Merkmalen der guten Unternehmensführung verwendet MSCI den globalen Pakt der Vereinten Nationen. Alle Unternehmen, die gegen die 10 Prinzipien des UN Global Compacts[5] verstoßen, werden ausgeschlossen. Zu den 10 Prinzipien gehören Themen wie der Schutz der Menschenrechte, Einhaltung von Arbeitsnormen und Umweltbewusstsein sowie die Korruptionsprävention.

    MSCI ESG Kontroversen Score und MSCI ESG Rating

    Darüber hinaus werden Unternehmen ausgeschlossen, die kein ESG Kontroversen Score und ESG Rating von MSCI vorweisen können. Im Gegensatz zu anderen nachhaltigen MSCI Indizes, gibt es aktuell (noch) keine Vorgaben für ein Minimum Kontroversen-Score oder ESG-Rating. Das bedeutet, es ist ausreichend, wenn Unternehmen beide Bewertungen vorweisen können.

    4. Optimierungsprozess im Detail

    Der Optimierungsprozess der ESG Enhanced Focus Index-Reihe beinhaltet Einschränkungen und Anforderungen primär zur Gewichtung des Index. Alle Unternehmen bzw. Titel des jeweiligen Elternindex, welche nicht durch die Ausschlusskriterien aussortiert wurden, sind grundsätzlich für die zweite Stufe – also den Optimierungsprozess – zulässig (siehe dazu auch unten stehende Abbildung der Ausschlusskriterien im Detail).


    ESG Enhanced Focus Optimierungsparameter (Eigene Darstellung basierend auf[3], Stand: 13.07.2021)

    Tracking-Error-Ziel

    Zum einen verfolgt die ESG Enhanced Focus Serie ein bestimmtes Tracking-Error-Ziel – abhängig vom jeweiligen Elternindex. Innerhalb eines Quartals soll die nachhaltige Variante maximal 0,5 % vom jeweiligen Elternindex abweichen. Mit Ausnahme des MSCI Emerging Markets Index – hier werden maximal 1 % Abweichung zugelassen. Damit wird eine ähnliche Performance wie die des Elternindex angestrebt.

    Reduzierung von CO₂ und anderen THG

    Darüber hinaus wird eine Reduzierung von Kohlendioxid (CO₂) und anderen Treibhausgasen angestrebt. Konkret: Mindestens 30 % gegenüber dem jeweiligen Elternindex.

    Die CO₂-Intensität wird je Unternehmen berechnet und normalisiert auf die Umsatzerlöse der einzelnen Unternehmen, um die Unternehmensgröße und die absoluten Emissionen zu berücksichtigen.

    Bedeutet stark vereinfacht: Zwei Unternehmen können die gleiche CO₂-Intensität haben, obwohl sich die CO₂-Emissionen insgesamt deutlich unterscheiden – allein dadurch, dass ein Unternehmen höhere Umsatzerlöse im gleichen Zeitraum generierte.

    Zielparameter zur Gewichtung von Titeln, Sektoren und Ländern

    Weitere Kriterien betreffen die konkrete Gewichtung einzelner Titel, einzelner Sektoren und sofern anzuwenden auch die Ländergewichtung abhängig zum Elternindex. Einzelne Titel haben demnach eine Unter- und Obergrenze, also wie groß die Gewichtung dieser mindestens (Untergrenze) aber auch maximal (Obergrenze) in der MSCI ESG Enhanced Focus Serie sein darf.

    Die Untergrenze je Titel wird ermittelt basierend auf dem höheren Wert aus:

    • Faktor 0,5 der Gewichtung des Titels im Elternindex und
    • der kleinsten Gewichtung aller Titel im Elternindex.

    Die Obergrenze je Titel wird ermittelt basierend auf dem kleineren Wert aus:

    • Faktor 3 der Gewichtung des Titels im Elternindex und
    • Gewichtung des Titels im Elternindex + 2 Prozentpunkte.

    Diese Bedingungen zur Ober- und Untergrenze einzelner Titelgewichtungen werden auf alle Titel im Index angewendet, um damit eine ähnliche Gewichtung wie im Elternindex zu erreichen.

    Die Sektor- und Ländergewichtung dagegen darf maximal 5 % nach oben oder unten vom Elternindex abweichen. Ausgenommen davon ist die Ländergewichtung, wenn einzelne Länder beispielsweise im Elternindex mit weniger als 2,5 % gewichtet sind. Diese werden dann mit höchstens Faktor 3 der Gewichtung im Elternindex gewichtet.

    Darüber hinaus gibt es noch weitere detaillierte Regeln im Falle von „unmöglichen Lösungen“, wenn beispielsweise nicht alle Kriterien im Quartals-Review gleichermaßen erfüllt werden können.

    5. Diversifikation im Vergleich

    Für die Risikominimierung innerhalb einer Anlageklasse sollten die Vermögenswerte (bspw. Aktientitel wie die in einem ESG Enhanced ETF) breit über Branchen und bestenfalls über Regionen verteilt (diversifiziert) sein, um vor allem Ausfallrisiken einzelner Titel oder Branchen zu minimieren.

    Aufgrund der Optimierungskriterien in der zweiten Stufe der ESG Enhanced Focus Indizes, sind ESG Enhanced ETF sehr ähnlich den Elternindizes.

    Sektor-Gewichtung

    Die Sektorgewichtung des MSCI World ESG Enhanced Focus Index war im Vergleich zum Elternindex MSCI World Ende Juni 2021 sehr ähnlich verteilt.

    Die größten Abweichungen gab es im Sektor Kommunikationsdienstleistungen mit etwas mehr als einem Prozentpunkt Abweichung nach unten. Die Sektoren „IT“ und „Finanzen“ haben dagegen eine Abweichung nach oben – um jeweils fast 1 %. Das bedeutet vereinfacht, dass in der nachhaltigen Variante mehr Anteile vom Fondsvolumen auf diese Sektoren fällt und nicht, dass „mehr“ Titel in der nachhaltigen Variante enthalten sind. Was aufgrund der Methodik der Ausschlusskriterien, welche auf einem Elternindex basieren, nicht möglich ist.

    Ausschließlich auf die Anzahl der Titel je Sektor im ETF reduziert, wird ersichtlich in welchem Sektor die meisten Unternehmen ausgeschlossen werden. Im Beispiel des MSCI World werden jeweils fast 40 Unternehmen im Sektor Industriegüter und Versorger ausgeschlossen. Was hauptsächlich mit den Ausschlusskriterien bei Rüstungsaktivitäten und Umweltzielen zu begründen ist. In Summe bleiben im iShares MSCI World ESG Enhanced ETF noch knapp 50 Versorger von vormals fast 90 Titeln übrig.

    Länder-Gewichtung

    Bei Betrachtung der geografischen Gewichtung sind die Unterschiede ebenfalls nur marginal. Denn die Optimierungskriterien zur Ländergewichtung minimieren größere Abweichungen zum Elternindex. Und das trifft ebenfalls auf die Emerging Markets und Europa Indizes zu.

    Fazit

    Wer sich für ESG Enhanced (Focus) ETFs interessiert – unabhängig vom abgebildeten Index (MSCI World, Emerging Markets, Europe, USA, etc.) – findet im Vergleich zu anderen nachhaltigen ETFs, ordnet diese wahrscheinlich eher in der Stufe „Nachhaltigkeit light“ ein – ähnlich zu der ESG Screened Index-Variante.

    Denn durch das reine Ausschließen von Unternehmen basierend auf einfachen Regeln zu Umsatz und involvierter Branche bzw. Tätigkeit, werden verhältnismäßig wenig Unternehmen ausgeschlossen. Im Beispiel der aktuell angebotenen 6 Indizes sind zwischen 3 % und 9 % weniger Titel in den nachhaltigen Varianten enthalten.

    Jedoch geht das zugute der Risikoverteilung bzw. Diversifikation. Alle derzeit angebotenen großen ESG Enhanced ETFs sind ähnlich gestreut über verschiedene Sektoren und Länder.

    Auch wenn ESG Enhanced ETFs für die individuelle Anlagestrategie nicht geeignet sind bzw. nicht zu Euren persönlichen Nachhaltigkeitsgrundsätzen passen, kann folgende Checkliste bei der Auswahl eines geeigneten ETFs helfen:

    1. Immer vorab die Kriterien der Indexanbieter prüfen. Auch wenn das unter Umständen eine zeitaufwendige Aufgabe sein kann, hilft es im Detail zu prüfen ob der jeweilige Index zu den individuellen Ansprüchen passt.
    2. Die Risikostreuung beachten. Der Aktienindex sollte das Risiko breit streuen und bevorzugt über verschiedene Länder und auch Branchen investieren.
    3. Die Replikationsart „physisch“ bevorzugen. Wenn wir nachhaltigen Anlagegrundsätzen folgen, wollen wir wahrscheinlich sichergehen, dass auch nur diese Aktien gekauft werden, welche den jeweiligen Kriterien des Index folgen. Deshalb wird häufig die vollständige oder optimierte physische Replikationsmethode empfohlen. Das bedeutet, besser keine swap-basierten ETFs auswählen. Denn diese bilden zwar auch den Index ab, aber im Portfolio des ETF-Anbieters können auch andere Positionen sein, welche den persönlichen Nachhaltigkeitsgrundsätzen vielleicht nicht entsprechen.

    Anmerkungen & Quellen

    Daten und Informationen, Stand: 13.07.2021

    Titelbild: Luca Bravo (Unsplash)

    [1] iShares ESG Enhanced ETF Beschreibung.
    https://www.ishares.com/ch/finanzberater/de/themen/nachhaltig-anlegen/esg-enhanced-etf

    [2] iShares ESG Enhanced Focus ETFs.
    https://www.ishares.com/ch/finanzberater/de/themen/nachhaltig-anlegen/esg-enhanced-etf

    [3] MSCI ESG Enhanced Focus Index Methodology (Januar 2019).
    https://www.msci.com/eqb/methodology/meth_docs/MSCI_ESG_Enhanced_Focus_Indexes_Methodology_Jan19.pdf

    [4] MSCI Global Ex-Controversial Weapons Indexes Methodology (November 2019). https://www.msci.com/eqb/methodology/meth_docs/MSCI_Global_ex_Controversial_Weapons_Indexes_Methodology_Nov2019.pdf

    [5] 10 Prinzipien der UN Global Compact. https://www.unglobalcompact.org/what-is-gc/mission/principles

  • MSCI ESG Screened Index –  der „leichte“ Nachhaltige?

    MSCI ESG Screened Index – der „leichte“ Nachhaltige?

    Eine von vielen nachhaltigen Aktien-ETF Anlagemöglichkeiten bietet MSCI mit der s.g. ESG Screened Indexreihe an. Die ETFs mit dem Zusatz ESG Screened werden beworben als Fonds, die versuchen einen Index nachzubilden der keine Unternehmen beinhaltet, „die mit umstrittenen Waffen, Atomwaffen, Tabak, thermischer Kohle, Ölsand, zivilen Schusswaffen in Verbindung stehen und die Prinzipien des Global Compact der Vereinten Nationen verletzen“[1].

    In diesem Artikel haben wir folgenden Fragen untersucht:

    1. Welche ESG Screened ETFs sind zum Handel in Deutschland zugelassen?
    2. Wie funktioniert die Index-Zusammenstellung der ESG Screened Indexfamilie?
    3. Welche Ausschlusskriterien werden im Detail für die ESG Screened Variante?
    4. Welche Positionen sind im Index bzw. ETF enthalten?

    1. Welche ESG Screened ETFs gibt es zum Investieren?

    „ESG Screened“ ist eine Indexfamilie von MSCI, welche bestimmte Regeln und Prinzipien verfolgt, um nachhaltiges Investieren mit Index-Anlagen zu ermöglichen.

    Derzeit werden die ESG Screened Indizes von iShares (Blackrock) als ETF aufgelegt, welche wir über unseren Broker (Bank bzw. genauer: Verwahrstelle) erwerben können.

    Derzeit gibt es sechs verschiedene Indizes, welche auf den ESG Screened Indexregeln basieren und durch Blackrock von zwölf ETFs angeboten werden. Die sechs verschiedenen Indizes sind sogenannte Elternindizes bzw. Aktienmärkte. Dazu zählen folgende Indizes:

    1. MSCI World
    2. MSCI EM IMI
    3. MSCI EMU
    4. MSCI Europe
    5. MSCI USA
    6. MSCI Japan.

    Zu jedem dieser Indizes werden von Blackrock jeweils zwei ETFs aufgelegt, eine ausschüttende und eine thesaurierende ETF-Variante.[3]


    Aktuell angebotene ESG Screened Indizes und ETFs (Eigene Darstellung basierend auf (3))

    2. Wie funktioniert die Index-Zusammenstellung der ESG Screened Indexfamilie?

    Wie der Name „ESG Screened“ bereits impliziert, stehen diese Indizes für eine „gefilterte“ nachhaltige Variante des jeweiligen Elternindex. Vereinfacht ausgedrückt verwendet MSCI einen einstufigen Filteransatz mit bestimmten Ausschlusskriterien, um Unternehmen von der nachhaltigen ESG Screened Variante auszuschließen.

    Das bedeutet, aus der Grundgesamtheit der Vielzahl an Aktien aus dem Elternindex werden die Unternehmen ausgeschlossen, welche nicht den vorgegebenen Ausschlusskriterien entsprechen. Durch dieses Ausschlussprinzip verbleiben automatisch weniger Titel im nachhaltigen Ableger, als im originären Elternindex. Konkret bleiben je nach Elternindex zwischen 94 % und 97 % der Titel des Elternindex‘ in der nachhaltigen Variante (siehe dazu auch unten stehende Tabelle mit der Anzahl der Positionen zum Stand: 13.06.2021).

    MSCI EuropeMSCI USAMSCI JapanMSCI WorldMSCI EMUMSCI EM IMI
    Anzahl Titel Elternindex43462727215622373250
    Anzahl Titel ESG Screened Variante41659026514812293137
    Anzahl der Positionen je Elternindex und ESG Screened Variante (Stand: 13.06.2021)

    ESG Screened Nachhaltigkeitsansatz – eine Filterstufe mit sieben Ausschlusskriterien

    Grundsätzlich gilt für alle von MSCI mit dem Zusatz ESG Screened geführten Indizes das gleiche Prinzip, welches auch auf alle zwölf angebotenen ETFs von iShares zutrifft.

    Das zulässige Indexuniversum für MSCI ESG Screened Indizes kann jeder bestehende MSCI Index (Elternindex) sein.

    Frei übersetzt nach MSCI ESG Screened Indexes Methodology[2]

    Durch eine Filterstufen in Form von sieben Ausschlusskriterien wird vom Elternindex der nachhaltige Ableger (siehe dazu auch die unten aufgeführte vereinfachte schematische Darstellung). Durch die sieben Ausschlusskriterien wird festlegt, nach welchen Kriterien Unternehmen vom ESG Screened Index ausgeschlossen werden:

    1. Kohle
    2. Ölsand
    3. Tabak
    4. Kontroverse Waffen
    5. Nuklearwaffen
    6. Zivile Schusswaffen
    7. UN Global Compact

    MSCI gruppiert die sieben Ausschlusskriterien in die drei ESG-Säulen, Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung.


    Schematischer Darstellung der ESG Screened Index-Regeln und Kriterien (Eigene Darstellung)

    Elternindex – die berechtigten Unternehmen für die ESG Screened Variante

    Als Basis für die ESG Screened Ableger werden alle Unternehmen aus dem jeweils geeigneten Elternindex in Betracht gezogen. Laut MSCI könnten theoretisch alle von MSCI aufgelegten Indizes mit den ESG Screened Filterregeln angewendet werden.

    Ausschlussprinzip

    MSCI verwendet eigenes Research, um die Unternehmen bzw. deren Tätigkeiten und Aktivitäten zu klassifizieren. Im Ausschlussprinzip wird das MSCI ESG Business Involvement Screening Research (BISR)[8] genutzt, um Unternehmen zu identifizieren, welche in bestimmte Aktivitäten involviert sind.

    Unternehmen, die in den oben genannten Geschäftsaktivitäten involviert sind bzw. bestimmte Umsatzgrenzen und weitere Kriterien erreichen, werden ausgeschlossen (mehr Details dazu im nächsten Abschnitt).

    4. MSCI ESG Screened Ausschlusskriterien

    Die ESG Screened Index-Regeln[2] beschreiben detailliert, welche Branchen und Aktivitäten ausgeschlossen werden. Vereinfacht ausgedrückt werden für die meisten Kriterien Umsatzschwellen definiert, welche – wenn überschritten – zu einem Ausschluss vom ESG Screened Index führt oder auch bestimmte Funktionen bzw. Handlungen werden explizit ausgeschlossen (siehe dazu auch unten stehende Abbildung der Ausschlusskriterien im Detail).


    ESG Screened Ausschlusskriterien im Detail (Eigene Darstellung basierend auf [2])

    Wir haben analog zu MSCI die Ausschlusskriterien in die drei ESG Säulen gruppiert: Ökologische und soziale Aspekte sowie Ansätze der guten Unternehmensführung.

    Ökologische Aspekte

    Kohle

    Für Aktivitäten im Bereich Kohleenergie werden alle Unternehmen ausgeschlossen, die 5 % oder mehr Umsatz aus dem Abbau s.g. thermischer Kohle erzielen. Dazu gehören jegliche Formen der Kohleenergie, also beispielsweise auch Braunkohle oder Steinkohle sowie Einnahmen aus der Stromerzeugung mit Kohlekraft.

    Ausgenommen vom Ausschlusskriterium werden Unternehmen, die Kohleenergie für die unternehmenseigene Stromerzeugung verwenden oder wenn der Verkauf von geförderter Kohle konzernintern erfolgen.

    Ölsand

    Ölsand ist ein weiteres Ausschlusskriterium der ESG Screened Serie. Ausgeschlossen werden Unternehmen, die 5 % oder mehr Umsatz aus der Ölsandgewinnung erzielen oder auch wenn Umsätze aus eigenen Ölsandreserven erzielt werden.

    Ausgenommen werden Unternehmen, deren Umsätze aus nicht-förderaktiväten stammen, also beispielsweise aus der Erforschung, Vermessung, Raffinerie oder Verarbeitung von Ölsandreserven. Ebenfalls nicht ausgeschlossen werden Unternehmen, die Ölsandreserven besitzen, aber keine Umsätze daraus erzielen.

    Soziale Aspekte

    Tabak

    Ausgeschlossen werden jegliche Unternehmen, die als s.g. Tabakproduzent klassifiziert sind und alle Unternehmen, die 5 % oder mehr Umsatz aus Produktion, Vertrieb, Handel, Lieferung oder auch Lizenzierung von Tabakprodukten erzielen.

    Kontroverse Waffen

    Jegliche Verbindung zu kontroversen Waffen gemäß MSCI Global Ex-Controversial Weapons Indexes Regeln werden ausgeschlossen.

    Nuklearwaffen

    Unternehmen die im Bereich atomarer Waffen bzw. nuklearer Rüstung „Hersteller“ nuklearer Waffen, Komponenten und Trägerplattformen sind oder wenn diese unterstützende Dienstleistungen anbieten, werden ausgeschlossen. Das gilt unabhängig davon, ob die Produkte ausschließlich oder auch für andere Zwecke der nuklearen Rüstungsbranche verwendet werden können.

    Zivile Schusswaffen

    Alle als „Hersteller“ von zivilen Schusswaffen klassifizierte Unternehmen werden ebenfalls ausgeschlossen. Dazu zählt unter anderem auch die Herstellung von Munition. Darüber hinaus werden alle Unternehmen ausgeschlossen, die 5 % oder mehr Umsatz aus dem Vertrieb mit den Produkten aus der zivilen Rüstungsbranche erzielen.

    Ausgenommen davon sind hingegen „Hersteller“ von zivilen Schusswaffen für das Militär, Regierung oder Strafverfolgung.

    Gute Unternehmensführung

    UN Global Compact

    Unter den Merkmalen der guten Unternehmensführung verwendet MSCI den globalen Pakt der Vereinten Nationen. Alle Unternehmen, die gegen die 10 Prinzipien des UN Global Compacts verstoßen, werden ausgeschlossen. Zu den 10 Prinzipien gehören Themen wie der Schutz der Menschenrechte, Einhaltung von Arbeitsnormen und Umweltbewusstsein sowie die Korruptionsprävention[4].

    4. Positionen im Index bzw. ETF

    Häufig wird davon gesprochen, dass bestimmte nachhaltige Geldanlagen doch nicht „so“ nachhaltig sind, wie sie es vorgeben. Deshalb kann es häufig helfen, die enthaltenen Titel bzw. Positionen im Index bzw. ETF zu prüfen und für sich selbst entscheiden, ob der ETF für den eigenen Nachhaltigkeitsanspruch geeignet ist.

    Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten zu prüfen, welche Titel im Index bzw. ETF gehalten werden:

    1. Über den Index-Anbieter oder
    2. den ETF-Anbieter.

    Im unserem betrachteten Fall der ESG Screened Indexfamilie können wir entweder bei MSCI oder iShares (bzw. Blackrock) uns zu den gehaltenen Titel informieren.

    Bei MSCI finden wir die gehaltenen Positionen jeglicher Indizes unter: https://www.msci.com/constituents

    Beim ETF-Anbieter iShares müssen wir das entsprechende konkrete Finanzprodukt bzw. ETF suchen und dort finden wir derzeit oben rechts mit einem Excel-Symbol gekennzeichnet die Funktion „Herunterladen“. Diese Excel-Tabellen beinhalten darüber hinaus noch mehr Informationen als nur die gehaltenen Positionen – beispielsweise die Wertentwicklung, Ausschüttungen und auch zu jeder einzelnen Position werden Informationen wie an welcher Börse der Titel gehandelt wird und in welcher Währung. Unter folgender ETF-Suche bei iShares kann der gewünschte ETF gesucht werden: https://www.ishares.com/de/privatanleger/de/produkte/etf-investments

    Fazit

    Wer sich für ESG Screened ETFs interessiert – unabhängig vom abgebildeten Index (MSCI World, Europe, USA, etc.) – kann sich basierend auf einer Index-Broschüre dazu informieren. Aber zusammengefasst sind die ESG Screened Indizes bzw. ETFs im Vergleich zu anderen nachhaltigen ETFs, wahrscheinlich eher in der Stufe „Nachhaltigkeit light“ einzuordnen.

    Denn durch das reine Ausschließen von Unternehmen basierend auf einfachen Regeln zu Umsatz und involvierter Branche bzw. Tätigkeit, werden verhältnismäßig wenig Unternehmen ausgeschlossen. Im Beispiel der aktuell angebotenen 6 Indizes sind zwischen 3 % und 6 % weniger Titel in den nachhaltigen Varianten enthalten.

    Auch wenn ESG Screeend ETFs nicht passend ist bzw. nicht zu Euren persönlichen Nachhaltigkeitsgrundsätzen passt, kann folgende Checkliste bei der Auswahl eines geeigneten ETFs helfen:

    1. Immer vorab die Kriterien der Indexanbieter prüfen. Auch wenn das unter Umständen eine zeitaufwendige Aufgabe sein kann, hilft es im Detail zu prüfen, ob der jeweilige Index zu den individuellen Ansprüchen passt.
    2. Die Risikostreuung beachten. Der Aktienindex sollte das Risiko breit streuen und bevorzugt über verschiedene Länder und auch Branchen investieren.
    3. Die Replikationsart „physisch“ bevorzugen. Wenn wir nachhaltigen Anlagegrundsätzen folgen, wollen wir wahrscheinlich sichergehen, dass auch nur diese Aktien gekauft werden, welche den jeweiligen Kriterien des Index folgen. Deshalb wird häufig die vollständige oder optimierte physische Replikationsmethode empfohlen. Das bedeutet, besser keine Swap-basierten ETFs auswählen. Denn diese bilden zwar auch den Index ab, aber im Portfolio des ETF-Anbieters können auch andere Positionen sein, welche den persönlichen Nachhaltigkeitsgrundsätzen vielleicht nicht entsprechen.

    Anmerkungen & Quellen

    Daten und Informationen, Stand: 13.06.2021

    Titelbild: I on Unsplash

    [1] Factsheets der ESG Screened ETFs, siehe u.a.
    https://www.ishares.com/de/privatanleger/de/literature/fact-sheet/sawd-ishares-msci-world-esg-screened-ucits-etf-fund-fact-sheet-de-de.pdf

    [2] MSCI ESG Screened Index Methodology November 2019.
    https://www.msci.com/eqb/methodology/meth_docs/MSCI_ESG_Screened_Indexes_Methodology_Nov2019.pdf

    [3] iShares ESG Screened ETFs.
    https://www.ishares.com/ch/finanzberater/de/themen/nachhaltig-anlegen/esg-screened-etfs?switchLocale=y&siteEntryPassthrough=true

    [4] 10 Prinzipien der UN Global Compact.
    https://www.unglobalcompact.org/what-is-gc/mission/principles

  • MSCI World SRI Indexvergleich | Die nachhaltigsten globalen ETFs

    MSCI World SRI Indexvergleich | Die nachhaltigsten globalen ETFs

    Wer mit Indexfonds bzw. ETFs langfristig investieren möchte und dazu noch nachhaltige Kriterien verfolgt, landet früher oder später wohl auch bei der SRI-Indexfamilie von MSCI – die strengste Nachhaltigkeitskriterien anstrebt.

    In diesem Artikel haben wir versucht folgenden Fragen nachzugehen:

    1. Warum überhaupt der MSCI World SRI Index?
    2. Wie funktioniert die Index-Zusammenstellung der MSCI SRI Indexfamilie?
    3. Welcher MSCI World SRI Index wird von welchem ETF-Anbieter verwendet?
    4. Was unterscheidet die vier verschiedenen MSCI World SRI Indizes im Detail?
    5. Welcher MSCI SRI Index passt zu welchem Nachhaltigkeitsanspruch?

    1. Warum überhaupt der MSCI World SRI Index?

    Wer interessiert an nachhaltigen Alternativen zum MSCI World Index als Referenz für ETFs ist, stößt früher oder später wahrscheinlich auch auf die nachhaltigen Indizes von MSCI.

    Im Kontext nachhaltiger Index-Investitionen führt MSCI „ESG Indexes“[3] als eigene Produktpalette.

    Wer sich auf nachhaltige Aktien-ETFs fokussiert, wird auf den gängigen Suchplattformen im deutschsprachigen Raum (wie justetf.com und extraETF.com) vor allem mit Aktien-ETFs mit dem Zusatz ESG und SRI konfrontiert.

    Im Vergleich zu den jeweiligen Elternindizes (wie beispielsweise der MSCI World Index) werden bei den nachhaltigen Ablegern (bspw. MSCI World ESG Screened Index oder MSCI World SRI Index) Unternehmen ausgeschlossen bzw. nicht mit in den nachhaltigen Index aufgenommen, welche den jeweiligen Nachhaltigkeitskriterien nicht entsprechen.

    Die strengsten Nachhaltigkeitskriterien, welche auch den MSCI World Index als Elternindex abbilden, werden aktuell durch die sogenannten „SRI-Indizes“[4] repräsentiert.

    2. Wie funktioniert die Index-Zusammenstellung der MSCI SRI Indexfamilie?

    Die Abkürzung bzw. Akronym SRI steht bei MSCI für „Socially Responsible Investing“ (Deutsch: Sozial verantwortliches Investieren)[4]. Wichtig zu verstehen ist, dass der Begriff SRI oder Socially Responsible Investing häufig auch unterschiedlich verstanden und verwendet wird. In diesem Artikel geht es ausschließlich um die SRI Indizes von MSCI!

    Indizes mit dem Zusatz SRI fokussieren sich laut MSCI vor allem auf Unternehmen mit besonders hohen ESG-Ratings und schließen gleichzeitig Unternehmen aus, die durch negative soziale oder ökologische Einflüsse auffallen[5].

    SRI Nachhaltigkeitsansatz – in zwei Stufen und vier Kriterien zum nachhaltigen Index

    Grundsätzlich gilt für alle von MSCI mit dem Zusatz SRI geführten Indizes das gleiche Prinzip:

    Durch zwei Filterstufen werden vom Elternindex der nachhaltige Ableger (siehe dazu auch die unten aufgeführte vereinfachte schematische Darstellung).

    1. Im ersten Schritt werden drei separate Filter- bzw. Ausschluss-Kriterien angewendet, die alle erfüllt werden müssen, damit ein Unternehmen für die zweite Stufe in Betracht gezogen werden.
    2. Der zweite Schritt werden die übrig gebliebenen Unternehmen nach Sektor gruppiert und nach ESG-Rating sortiert und davon die besten ESG-Unternehmen ausgewählt, bis 25 % der Marktkapitalisierung des Elternindex erreicht ist (der s.g. Best-in-Class-Ansatz der SRI Indexpalette).

    Schematische Darstellung der MSCI SRI Index Zusammenstellung (Eigene Darstellung)

    Elternindex – die berechtigten Unternehmen für die SRI Variante

    Als Basis für die nachhaltigen SRI-Varianten werden alle Unternehmen aus dem jeweils geeigneten Elternindex in Betracht gezogen. In unserem Beispiel der „MSCI World SRI“ Variante, werden alle rund 1600 Unternehmen aus dem Elternindex „MSCI World“ für die Filter-Stufen ausgewählt.

    Ausschlussprinzip

    MSCI verwendet eigenes Research, um die Unternehmen bzw. deren Tätigkeiten und Aktivitäten zu klassifizieren. Im Ausschlussprinzip wird das MSCI ESG Business Involvement Screening Research (BISR)[8] genutzt, um Unternehmen zu identifizieren, welche in bestimmte Aktivitäten involviert sind.

    Unternehmen, die in folgenden Geschäftsaktivitäten involviert sind bzw. bestimmte Umsatzgrenzen und weitere Kriterien erreichen, werden ausgeschlossen (mehr Details dazu in der Vergleichstabelle unten):

    • Kontroverse Waffen
    • Zivile Schusswaffen
    • Nukleare Waffen
    • Tabak
    • Alkohol
    • Erwachsenenunterhaltung
    • Konventionelle Waffen
    • Glücksspiel
    • Genetisch modifizierte Organismen
    • Nukleare Energie
    • Fossile Energie (Kohle, Öl und Gas)

    MSCI ESG Rating

    Zur Bewertung der ESG Ratings der Unternehmen verwendet MSCI ebenfalls eigene MSCI ESG Ratings. Unternehmen benötigen ein MSCI ESG Rating von „A“ oder höher, um für den SRI Index aufgenommen zu werden.

    MSCI ESG Kontroversen Score

    Und zuletzt gibt es einen Filter der auf dem s.g. ESG Kontroversen-Score basiert und nur Unternehmen mit einem Kontroversen-Score von 4 oder höher berücksichtigt. Dieser Filter prüft beispielsweise ob Unternehmen gegen internationale Abkommen verstoßen, wie die Erklärung der Menschenrechte der UN und Übereinkommen der internationalen Arbeitsorganisation zum Schutz der Rechte in der Arbeitswelt.

    Best-in-Class-Prinzip

    Vereinfacht ausgedrückt, werden die Unternehmen nach Sektor gruppiert und entsprechend der MSCI ESG Ratings sortiert, um dann davon die Unternehmen auszuwählen, bis 25 % der Streubesitz-Marktkapitalisierung des Elternindex je Sektor erreicht ist.

    Oder anders ausgedrückt, für jeden Sektor werden die 25 % besten ESG-Rating-Unternehmen nach „Marktkapitalisierung“ für den Index ausgewählt, und so wird auch in der SRI-Variante eine ähnliche Sektor-Diversifikation wie der Eltern-Index beibehalten.

    Schlussendlich bleiben vom Elternindex „MSCI World“ rund 21 % der Unternehmen in den SRI-Varianten bzw. Ablegern übrig und bilden die MSCI World SRI Indizes.

    Mehr Details und Informationen wie die Index-Zusammenstellung im Detail abläuft, ist in den einzelnen „Methoden-Broschüren“ von MSCI beschrieben – siehe dazu auch [5].

    3. ETF-Anbieter verwenden unterschiedliche MSCI World SRI Indizes

    Wer auf der Suche nach passenden ETFs basierend auf den MSCI SRI Nachhaltigkeitsprinzipien ist, wird schnell feststellen, dass es nicht mehr den MSCI World SRI Index als Referenz für ETFs gibt, sondern ausschließlich verschiedene Ableger bzw. Varianten davon.

    Kein ETF-Anbieter nutzt den MSCI World SRI Index als Referenz, sondern jeder Emittent nutzt verschiedene SRI Indizes.

    Auf den gängigen ETF-Suchseiten wie die von justETF[2] oder extraETF.com können wir aktuell mehrere Aktien-ETFs von verschiedenen Anbietern bzw. Emittenten finden, welche auf dem MSCI SRI Ansatz basieren (siehe dazu auch unten aufgeführte Abbildung).

    Aktien-ETFs basierend auf der MSCI World SRI Indexfamilie

    Aktuell werden vier verschiedene Referenzindizes mit dem Zusatz „SRI“ von den jeweiligen ETF-Emittenten verwendet, jedoch verwendet aktuell kein Anbieter mehr den originären MSCI World SRI Index als Referenz:

    1. iShares ETFs: MSCI World SRI Select Reduced Fossil Fuel Index
    2. Amundi ETFs: MSCI World SRI Filtered ex Fossil Fuels Index
    3. BNP Paribas ETFs: MSCI World SRI S-Series 5% Capped Index
    4. UBS ETFs: MSCI World SRI Low Carbon Select 5% Issuer Capped Index

    Die verwendeten Referenzindizes basieren auf eigenen sogenannten „Methodology Books“ (Methoden-Broschüre) von MSCI, welche die übergeordneten Regeln und Prinzipien der jeweiligen Indexfamilie beschreiben[5]. Nachfolgend sind die übergeordneten Index-Methoden zu den Referenzindizes der verfügbaren ETFs zugeordnet:

    EMITTENTMSCI World ReferenzindexMSCI SRI Index (Link zur MSCI Methode)
    iShares (Blackrock)MSCI World SRI Select Reduced Fossil Fuel IndexMSCI SRI Select Reduced Fossil Fuel Indexes
    AmundiMSCI World SRI Filtered ex Fossil Fuels IndexMSCI SRI Filtered ex Fossil Fuels Indexes
    BNP ParibasMSCI World SRI S-Series 5% Capped IndexMSCI S-Series Indexes
    UBSMSCI World SRI Low Carbon Select 5% Issuer Capped IndexMSCI SRI Low Carbon Select Indexes
    Zuordnung der Referenzindizes verschiedenen ETF-Emittenten zu den übergeordneten MSCI SRI Index-Methoden

    4. MSCI World SRI Indizes im Vergleich

    Wir haben uns die vier SRI Indizes im Detail angesehen und dazu die jeweiligen vier Index-Broschüren von MSCI analysiert, welche die detaillierten Methoden der Indizes beschreiben.

    In der unten stehenden Abbildung ist die vereinfachte Zusammenfassung der jeweiligen Gemeinsamkeiten und Unterschiede der unterschiedlichen SRI Indizes aufgeführt, welche den MSCI World als Elternindex nutzen. Die Ergebnisse beziehen sich ausschließlich auf den MSCI World als Elternindex und nicht auf andere Elternindizes, welche ebenfalls die vier SRI Indizes als Basis nutzen können.

    Wesentliche Unterschiede unterschiedlicher MSCI World SRI Indizes im Detail (Eigene Darstellung basierend auf [5] und [6])

    Gemeinsamkeiten

    Die vier Indizes haben bei einigen Kriterien zur Auswahl geeigneter Titel die gleichen Prinzipien:

    Nachhaltigkeitsansatz

    Alle vier Indizes gehören zur SRI-Familie und verfolgen grundsätzlich den gleichen „Nachhaltigkeitsansatz“ wie bereits oben beschrieben. Zum einen den wertebasierten Ausschluss und zum anderen werden nur Unternehmen mit hohen MSCI ESG Ratings ausgewählt sowie auf Kontroversen geprüft. Und im letzten Schritt der s.g. Best-in-Class-Ansatz, die Auswahl der 25 % besten Unternehmen je Sektor nach ESG Rating.

    MSCI ESG Ratings

    Wie bereits oben beschrieben, verfolgen alle vier Indizes den gleichen Ansatz und nutzen die MSCI ESG Ratings, um die jeweiligen ESG Scores der einzelnen Unternehmen für den Index zu identifizieren. Unternehmen benötigen ein MSCI ESG Rating von „A“ oder höher, um für die Index-Aufnahme berechtigt zu sein.

    MSCI ESG Kontroversen Score

    Gleiches gilt beim MSCI ESG Kontroversen Score. Unternehmen benötigen ein MSCI ESG Kontroversen Score von „4“ oder höher, um für die Aufnahme berechtigt zu sein.

    Ausschlussprinzip

    Unternehmen, die Aktivitäten mit bestimmten von MSCI ESG Research bewerteten erfüllen, werden von allen vier Indizes ausgeschlossen. Dazu gehören folgende werte- bzw. Klima-basierte Kriterien:

    • Kontroverse Waffen (alle Unternehmen mit einer Verbindung zu kontroverser Rüstung gemäß der MSCI Global Ex-Controversial Weapons Indexes[7] Methode werden ausgeschlossen)
    • Zivile Schusswaffen (alle Unternehmen als „Hersteller“ klassifiziert werden ausgeschlossen. Ausnahme: Lieferanten für Militär, Regierung oder Strafverfolgung.)
    • Nukleare Waffen
    • Tabak
    • Alkohol
    • Erwachsenenunterhaltung
    • Konventionelle Waffen
    • Glücksspiel
    • Genetisch modifizierte Organismen
    • Nukleare Energie

    Unterschiede

    Interessant wird es in der Energiebranche, dort gibt es wesentliche Unterschiede.

    Bei Atomkraft beispielsweise ist die Select-Serie am wenigsten strikt, dort fallen Unternehmen raus, die mehr als 15 % Gesamtumsatz aus Kernenergie-Aktivitäten generieren. Die Filtered ex Fossil Fuels und S-Serie haben die Schwelle bei 5 %. Und besonders strikt ist die Low Carbon Select Serie, alle Unternehmen die überhaupt Umsätze aus der Stromerzeugung oder Betrieb von Atomenergie generieren, fallen raus.

    Bei Fossilen Energieträger gibt es die größten Unterschiede zwischen den verschiedenen SRI Indizes.

    Die Select Serie von MSCI ist am wenigsten streng, wenn es um Kraftwerkskohle-Energie geht und erlaubt maximal 5 Prozent der Umsätze aus dem Abbau von Kraftwerkskohle. Bei den anderen Indizes dagegen wird kein Umsatz aus dem Abbau von Kohle geduldet.

    Bei der Stromerzeugung mit Kohle sind nur die S-Serie und der Low Carbon Select Index radikal und erlauben keinen Umsatz aus der Stromerzeugung.

    5. MSCI World SRI Index bietet strengste Nachhaltigkeitskriterien bei „ähnlicher“ Diversifikation und Rendite wie der des Elternindex‘

    Zusammengefasst sind alle vier SRI Indizes ähnlich aufgebaut und verfolgen den gleichen strengen Nachhaltigkeitsansatz mit minimalen Unterschieden bei den wertebasierten Ausschluss-Kriterien, vor allem im Bereich fossiler Energie.

    Wer mehr Fokus auf CO2-Neutrale Unternehmen legt, ist wahrscheinlich mit dem „MSCI SRI Low Carbon Select Index“ bzw. „MSCI SRI S-Series Index“ am besten aufgehoben, da dort wenig Kompromisse bei Fossilen Energieträger gemacht werden.

    Die „MSCI SRI Select Reduced Fossil Fuels“ und „MSCI SRI Filtered ex Fossil Fuels“ Serie sind sehr ähnlich, und unterscheiden sich nur minimal bei einzelnen Filterkriterien bei den fossilen Energieträgern. Die Select Serie ist zudem etwas lockerer, wenn es um Atomenergie geht.

    Wenn es um die Auswahl eines geeigneten Index geht, ist auch das Thema Diversifikation entscheidend. Der SRI Low Carbon Select Index enthält mit knapp 330 Aktien die wenigsten Titel im Index. Die drei anderen SRI-Indizes knapp 360 und damit fast 23 % des MSCI World Index[6].

    Die Sektoren-Verteilung ist bei allen vier SRI-Ableger ähnlich zu der Gewichtung vom MSCI World. In den Sektoren IT, Kommunikation, Energie und Versorger sind alle SRI-Ableger etwas weniger stark gewichtet und in den übrigen Sektoren etwas mehr[6].

    Die Gewichtung der einzelnen Länder ist ebenfalls am Elternindex orientiert. Die USA sind in allen vier SRI-Indizes deutlich übergewichtet[6].

    Und auch bei der Performance bzw. Wertentwicklung der nachhaltigen Indizes sieht es relativ ähnlich aus. Die annualisierte Netto-Rendite der nachhaltigen SRI-Indizes liegt bei allen vier betrachteten im 3- bzw. 5-Jahreszeitraum über der des Elternindex‘ MSCI World. Im 3-Jahreszeitraum mit rund 16 % etwas mehr als 2 Prozentpunkte und im 5-Jahreszeitraum mit rund 15 % etwas mehr als 1 Prozentpunkt über dem MSCI World[6].

    Schlussendlich kommt es auf die persönlichen Ansprüche und den eigenen Nachhaltigkeitsansatz an, welcher Index bzw. ETF für das eigene Portfolio geeignet ist.

    Aber wichtig zu wissen sind noch folgende Punkte:

    Erstens, die Regeln und Ansätze der jeweiligen zugrundeliegenden Indizes können sich ändern. Beispielsweise können sich bestimmte Ausschluss-Kriterien verändern oder werden ergänzt.

    Zweites, auch der jeweilige Referenzindex eines sogenannten SRI-ETF kann sich ändern. So wurde beispielsweise im größten Amundi MSCI World SRI ETF bereits zweimal der Referenzindex geändert[1]. Seit Auflage des ETF im September 2018 bis Ende Juli 2019 wurde der „MSCI World SRI Index“ als Referenz verwendet, quasi der originäre SRI-Index. Im Anschluss bis Ende Oktober 2020 der „MSCI World SRI 5% Issuer Capped“ und November 2020 bis aktuell heute der oben erwähnte „MSCI World SRI Filtered ex Fossil Fuels Index“. Es könnte also durchaus passieren, dass sich der Referenzindex zukünftig nochmals ändert.

    Fazit

    Auch wenn keiner der aufgeführten ETFs bzw. SRI Indizes für Euch passend ist bzw. nicht zu Euren persönlichen Nachhaltigkeitsgrundsätzen passt, kann folgende Checkliste bei der Auswahl eines geeigneten ETFs helfen:

    1. Immer vorab die Kriterien der Indexanbieter prüfen. Auch wenn das unter Umständen eine zeitaufwendige Aufgabe sein kann, hilft es im Detail zu prüfen ob der jeweilige Index zu den individuellen Ansprüchen passt.
    2. Die Risikostreuung beachten. Der Aktienindex sollte das Risiko breit streuen und bevorzugt über verschiedene Länder und auch Branchen investieren.
    3. Die Replikationsart „physisch“ bevorzugen. Wenn wir nachhaltigen Anlagegrundsätzen folgen, wollen wir wahrscheinlich sichergehen, dass auch nur diese Aktien gekauft werden, welche den jeweiligen Kriterien des Index folgen. Deshalb wird häufig die vollständige oder optimierte physische Replikationsmethode empfohlen. Das bedeutet, besser keine Swap-basierten ETFs auswählen. Denn diese bilden zwar auch den Index ab, aber im Portfolio des ETF-Anbieters können auch andere Positionen sein, welche den persönlichen Nachhaltigkeitsgrundsätzen vielleicht nicht entsprechen.

    Anmerkungen & Quellen

    Daten und Informationen, Stand: 28.05.2021

    Titelbild: Guillaume de Germain (Unsplash)

    [1] Amundi (2021): Amundi Index MSCI SRI – UCITS ETF DR. Monatliches Factsheet. 30.04.2021.
    https://www.amundietf.de/institutionelle_firmenkunden/dl/doc/monthly-factsheet/LU1861134382/DEU/DEU/INSTITUTIONNEL/ETF

    [2] extraETF (2021): https://de.extraetf.com

    [3] MSCI (2021a): https://www.msci.com/our-solutions/esg-investing/esg-indexes

    [4] MSCI (2021b): https://www.msci.com/msci-sri-indexes

    [5] MSCI (2021c): MSCI SRI Index Methodology Books. https://www.msci.com/index-methodology

    [6] MSCI (2021d): MSCI World SRI Index Factsheets (Stand: Mai 2021).

    [7] MSCI Global Ex-Controversial Weapons Indexes.

    [8] MSCI ESG Business Involvement Screening Research (BISR).
    https://www.msci.com/resources/factsheets/MSCI_ESG_BISR.pdf

  • 5 Grundregeln für den einfachen und nachhaltigen Vermögensaufbau

    5 Grundregeln für den einfachen und nachhaltigen Vermögensaufbau

    Wie soll ich mit dem Vermögensaufbau beginnen, welche Schritte werden allgemein empfohlen und wie kann ich systematisch sparen und gleichzeitig meinen Lebensstandard halten?

    Kurzgefasst sind für die ersten Schritte zwei Faktoren entscheidend:

    1. Einnahmen – in Form unseres Nettogehalts
    2. Ausgaben – aufgeteilt in fixe und variable Kosten

    In diesem Artikel haben wir die wahrscheinlich 5 wichtigsten Grundregeln und Schritte für den Vermögensaufbau erläutert sowie die wichtigsten Kennzahlen und Grundbegriffe für die persönliche Finanzplanung aufgeführt.

    1. Langfristig weniger Ausgaben als Einnahmen

    Für den langfristigen und nachhaltigen Vermögensaufbau ist es unerlässlich, durchschnittlich einen Überschuss zu realisieren – sprich: weniger auszugeben als einzunehmen.

    Kontrolle über das Ausgabeverhalten ist die Basis für den Umgang mit Geld

    Wichtige Kennzahlen sind der Sparbetrag und die Sparquote:

    • Sparbetrag = Differenz aus Einnahmen und Ausgaben.
    • Sparquote = Division aus Sparbetrag und Einnahmen.

    Die häufig diskutierte Frage: Wie hoch sollte die Sparquote bzw. der Sparbetrag sein, um langfristig Vermögen aufzubauen?

    2. Sparquote bzw. Sparbetrag festlegen

    Das Ziel ist, eine Sparquote bzw. Sparbetrag festzulegen, welche wir langfristig verfolgen möchten, um damit das Vermögen aufzubauen.

    In der Praxis haben sich dafür verschiedene Faustformeln durchgesetzt, die zwei bekanntesten dafür sind:

    1. 50-30-20-Regel
    2. >100€ Regel

    Unsere Empfehlung ist, sich nicht unbedingt auf Faustformeln zu verlassen, sondern die Sparquote bzw. den Sparbetrag individuell so hoch wie möglich zu wählen und regelmäßig prüfen, ob es möglich ist, die Quote bzw. Betrag noch weiter zu erhöhen.

    3. Sparen automatisieren

    Unserer Erfahrung nach wird von Gehaltseingang zu Gehaltseingang konsumiert, und der Vermögensaufbau und damit auch das Sparen wird „vergessen“.

    Ich spare was am Ende des Monats übrig bleibt – funktioniert in den wenigsten Fällen langfristig.

    Deshalb unsere Empfehlung: Sparen automatisieren. Damit verfolgen wir systematisch ein festgelegtes Sparziel, ohne es zu „vergessen“. Automatisieren können wir mit Hilfe eines Dauerauftrags in Höhe des festgelegten Sparbetrags auf ein separates Konto. Wir empfehlen den monatlichen Dauerauftrag ein paar Werktage nach der vereinbarten Gehaltszahlung einzurichten. Da es durchaus vorkommen kann, dass Gehaltszahlungen beispielsweise durch Feiertage zeitlich verzögert überwiesen werden.

    Mit der Einrichtung eines Dauerauftrags zum Sparen verringert sich unser monatliches Konsumbudget um einen geringen Teil. Jedoch gewöhnen wir uns meistens schon nach wenigen Monaten daran plus wir füllen unser Sparkonto automatisch und verfolgen so stetig unser Vermögen aufzubauen.

    Nachdem wir unseren Dauerauftrag eingerichtet haben und damit unser Sparvorhaben automatisiert ist, können wir mit dem eigentlichen Vermögensaufbau beginnen.

    4. Notfallrücklagen (auch: Notgroschen) aufbauen

    Bevor wir unser angespartes Geld in andere(s) „investieren“, sollten wir „in uns selbst investieren“. Damit ist vor allem unser emotionales Wohlbefinden gemeint, welches für die meisten von uns schon durch ein kleines Finanzpolster – der sogenannte Notgroschen oder Notfallrücklagen – erhöht werden kann. Egal wie belastbar wir sind, niemand ist geschützt vor Eventualitäten, welche uns finanziell herausfordern.

    Notfallrücklagen ermöglichen es uns, auch für finanzielle Herausforderungen gut aufgestellt zu sein.

    Wie hoch die Notfallrücklagen sein sollten, ist individuell abhängig von der persönlichen Risikobereitschaft bzw. unserem Sicherheitsbedürfnis. Als Faustregel haben sich in der Praxis häufig folgende Werte bzw. Regeln durchgesetzt:

    1. Angestellt:
      1. 3x – 6x des Nettomonatsgehalts (bspw. bei einem Nettogehalt von 2000 € sollten zwischen 6.000 € – 12.000 € Rücklagen gebildet werden)
      2. 6x der monatlichen Fixkosten
    2. Selbstständig:
      1. 6x – 12x des Nettomonatsgehalts
      2. 12x der monatlichen Fixkosten

    Kritiker bemängeln in der aktuellen Zinsphase, dass solche Notfallrücklagen reine „Geldvernichtung“ seien, da wir durch die Inflation jährlich weniger reale Kaufkraft mit unseren Rücklagen realisieren. Unserer Erfahrung nach ist es nichtsdestoweniger beruhigend zu wissen (und auf dem eigenen Kontostand zu sehen), dass für Eventualitäten Rücklagen da sind und wir beispielsweise in einer Notlage keine Schulden aufnehmen oder Vermögenswerte liquidieren müssten.

    Stellt Euch folgende Fragen:

    • Was ist überhaupt ein Notfall für mich?
    • Welche möglichen Eventualitäten könnten mich betreffen und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit?
    • Mit welchem Betrag als Notfallrücklage fühle ich mich wohl?

    Wenn wir unsere Notfallrücklagen aufgebaut haben, könnten wir unseren Sparbetrag beispielsweise weiter auf einem Tagesgeldkonto ansammeln. Da wir aktuell auf unsere Einlagen bei der Bank weniger Zinsen erhalten als wir jährlich an Kaufkraft durch Inflation verlieren (=negativer Realzins) sollten wir unser Geld investieren. 

    5. Investieren – Nettovermögen erhöhen

    Die Grundregel „Investieren“ bezieht sich auf unser gespartes Geldkapital, welches wir zum Vermögensaufbau mit Hilfe einer Investition nutzen wollen.

    Durch Investieren können wir langfristig unser (Netto)Vermögen vermehren.

    Wenn wir vom Vermögensaufbau eines Privathaushalts sprechen, beziehen wir uns meistens auf das Nettoprivatvermögen – d. h. unser Ziel ist es, das Nettovermögen zu erhöhen.

    Das Nettoprivatvermögen können wir uns schematisch als Vermögensbilanz visualisieren[1]:

    • Aktiva: Bruttovermögen = Summe aller privaten Vermögenswerte, dazu zählt auch unser angespartes Geldvermögen.
    • Passiva: Nettovermögen = Bruttovermögen abzüglich unserer Schulden.

    Eigenes Nettovermögen berechnen?

    Wir können den interaktiven Vermögensrechner der FAZ empfehlen.

    Beim Vermögensaufbau haben wir gemäß der Vermögensbilanz zwei Hebel, welche unser Nettovermögen beeinflussen. Auf der einen Seite das (Brutto)Vermögen und auf der anderen Seite die Schulden.

    Hebel 1: Verbindlichkeiten / Schulden abbauen

    Sofern vorhanden, sollten mit den Sparbeträgen prioritär Konsumschulden abgebaut werden. Nachdem vorhandene Schulden abgebaut sind und eine Notfallrücklage aufgebaut wurde, sollte es an das Investieren gehen.

    Hebel 2: Nettovermögen erhöhen durch Investieren

    Investieren können wir wie in der Privatbilanz veranschaulicht beispielsweise in Sach- oder Finanzvermögen.

    Sachvermögen:

    • Immobilien,
    • Schmuck,
    • Rohstoffe
    • ….

    Finanzvermögen:

    • Spar- und Giroguthaben (dazu zählen auch die Notfallrücklagen)
    • Wertpapiere (Aktien, Fonds, Anleihen, …)
    • Beteiligungen

    In was soll ich überhaupt investieren?

    Kurz und knapp: Geht den persönlichen Interessen nach, da uns meist einfacher fällt sich damit zu beschäftigen – und das ist unerlässlich, um eine Entscheidung mit dem eigenen Geld zu treffen, sprich: eine Investition zu tätigen. Ohne Grundkenntnisse kann es beispielsweise in einer Krise passieren, in Panik zu verfallen und auf die Hilfe vermeintlicher Experten angewiesen zu sein und deren „Rat“ zu befolgen.

    Deshalb unsere Empfehlung:

    1. Während Notfallrücklagen per Dauerauftrag aufgebaut werden,
    2. parallel über Investitionsmöglichkeiten weiterbilden,
    3. dann entscheiden, wie das eigene Geld angelegt werden soll.

    Investiert quasi in Euch selbst. Mittlerweile gibt es gute kostenlose Angebote zur Weiterbildung im Bereich privater Finanzen, beispielsweise YouTube-Videos, Podcasts, Blogs oder Bücher.  Bildet Euch nebenbei und stetig im jeweiligen Interessensgebiet aus bzw. weiter.

    Bonustipp #1: Anfangen

    Beginnt so früh, wie möglich mit dem Thema Vermögensaufbau – d. h. Sparbetrag festlegen, diesen per Dauerauftrag auf ein separates Konto überweisen und sich stetig im Bereich der privaten Finanzen weiterbilden. Folge beispielsweise der Devise:

    1. Anfangen (desto früher, desto besser)
    2. Erfahrungen sammeln
    3. Weiterbilden
    4. Umsetzen ➡️ 2.

    Bonustipp #2: Vermögensaufbau optimieren

    Zur Optimierung des systematischen Vermögensaufbaus können wir folgende Tipps empfehlen:

    1. Separate Konten: Sparen und Konsum trennen

    Legt die Sparbeträge auf einem separaten Konto an und folgt dem Motto: „Aus den Augen, aus dem Sinn“. Nutzt beispielsweise eines der vielen kostenlosen Direktbank-Konten und verstaut die dazugehörigen Giro- oder Kreditkarten in der Schublade oder nutzt ein Tagesgeldkonto ohne dazugehörige Karte, auf welches Ihr keinen „schnellen“ Zugriff zum Ausgeben habt.

    2. Sparquote bzw. Sparbetrag regelmäßig erhöhen

    Versucht alle paar Monate den Sparbetrag bzw. die Sparquote zu erhöhen. Nutzt den sogenannten Gewöhnungseffekt, d.h. wir gewöhnen uns meistens sehr schnell an unser monatliches Budget und können deshalb den zu Beginn festgelegten Sparbetrag oft noch weiter erhöhen.

    3. Gehaltserhöhungen zu mind. 50 % in Sparbetrag überführen

    Passt konsequent bei jeder Gehaltserhöhung den Sparbetrag um mindestens 50 % der Gehaltserhöhung an. Das heißt wir versuchen unseren Lebensstandard  nicht mit jeder Gehaltserhöhungen zu erhöhen, sondern nur um 50 % der Gehaltserhöhung. Wenn wir beispielsweise eine Gehaltserhöhung um 100 € pro Monat erhalten, erhöhen wir unseren Sparbetrag um mindestens 50 €.

    Kennt Ihr weitere Praxistipps?

    Schreibt uns gerne, wir werden diese hier ergänzen, damit auch andere davon profitieren können.

    Anmerkungen & Quellen

    Titelbild: Ibrahim Rifath on Unsplash

    [1] Deutsche Bundesbank (2019). Monatsbericht April 2019. Vermögen und Finanzen privater Haushalte in Deutschland.
    https://www.bundesbank.de/resource/blob/794130/d523cb34074622e1b4cfa729f12a1276/mL/2019-04-vermoegensbefragung-data.pdf

  • Finanzpedia Blog – um was geht es?

    Finanzpedia Blog – um was geht es?

    Das ist ein Blog über die private Finanzplanung – egal ob das übergeordnete Ziel finanzielle Freiheit, Finanzbildung aufbauen, weiterentwickeln oder eine „andere Perspektive einnehmen“ ist – wir hoffen: für jeden Finanzinteressierten ist etwas dabei.

    Wir wollen unser Wissen und unsere Erfahrungen mit Euch teilen und diese über verschiedene Kanäle dokumentieren.

    Wissensaustausch, das heißt für uns auch konstruktives Feedback anzunehmen und wenn möglich zu berücksichtigen. Du lernst von uns und wir von Euch.

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