Kategorie: Geldanlage

  • Warum sollten wir überhaupt investieren?

    Warum sollten wir überhaupt investieren?

    Die vielleicht naheliegende Antwort: Um aus unserem Geld mehr Geld zu machen. Doch für welchen Zweck? Was bringt uns das wirklich?

    Manche mögen vielleicht einfach die Rentenlücke schließen. Andere möchten einfach ihr Vermögen vermehren.

    Doch welche guten Gründe gibt es tatsächlich, Geld anzulegen?

    Sparen vs. Investieren: Was ist der Unterschied?

    Wenn wir von Geldanlage sprechen, meinen wir in der Regel Investitionen in eine oder mehrere Anlageformen. Das Ziel ist es dabei, das eingesetzte Kapital zu vermehren oder zumindest zu erhalten und in irgendeiner Form „Erträge“ zu erzielen.

    Aber wann sprechen wir eigentlich von „Investieren“ und wann von „Sparen“?

    Denn genau genommen sind auch unsere Spareinlagen bei der Bank eine Form der Geldanlage. Schließlich legen wir unser Geld dort wahrscheinlich mit der Absicht an, Zinsen zu erhalten – auch wenn diese noch so gering ausfallen.

    Eine ganz gute Beschreibung, die Sparen und Investieren abgrenzt, lautet:

    Der Unterschied zwischen Geld (an)sparen und Geld anlegen (d. h. investieren) liegt im Risikolevel. Beim Sparen sind die Renditen (d. h. Zins und Zinseszins) in der Regel geringer, dafür gibt es weniger Verlustrisiken – bspw. durch Einlagensicherungen.

    Wenn ich hier von „Geld anlegen“ oder „investieren“ spreche, meine ich eine Anlage, die langfristig mindestens eine positive Realverzinsung oder Realrendite erzielt. Falls das nicht der Fall ist, handelt es sich für mich nicht um ein Investment, sondern eher um eine Form des Sparens.

    Leider wissen wir oft erst rückblickend, ob eine Anlage eine positive Realrendite erzielte. Klar ist aber auch: Investieren bedeutet, dass wir Risiken eingehen müssen.

    Gute Gründe, warum wir Geld anlegen sollten

    1. Inflation und Kaufkraftverlust

    Die Realrendite ist deshalb ein wichtiger Grund, warum wir investieren sollten. Das wird in folgendem Beispiel besonders deutlich.

    Die Inflation und damit verbundene Kaufkraftverlust sind einer der wichtigsten Gründe, warum das klassische Sparen langfristig nicht ausreicht. Ein praktisches Beispiel macht das deutlich:

    Stellen wir uns vor, jemand beginnt mit Anfang 30 um das Jahr 1990 mit dem Sparen. Er legt regelmäßig Geld in typischen Termingeldeinlagen an. Nach fast 35 Jahren, also heute, hätte er etwa 80.000 Euro angespart.

    Fallbeispiel: Durchschnittliche Sparrate bei durchschnittlichem Einkommen von 1991 bis 2023. Quelle: Statistisches Bundesamt und Deutsche Bundesbank, Eigene Berechnung und Darstellung.

    Nominal, also inklusive der Zinsen, die auf dem Konto wieder zur Verzinsung angelegt wurden, wären auf dem Konto sogar über 100.000 Euro. Aber nach Berücksichtigung der Inflation bleibt die Kaufkraft gerade genauso hoch wie das, was tatsächlich angespart wurde – rund 80.000 Euro. Das bedeutet: Wir hätten in diesem Zeitraum mit einer durchschnittlichen Termingeldverzinsung keine reale Rendite erreicht. Denn vor allem wurden in diesem Beispiel auch keine Transaktionskosten oder andere Gebühren der Bank berücksichtigt. Die wir jedoch ebenfalls zur Ermittlung der echten Realrendite (oder auch: Nettorendite) berücksichtigen sollten.

    Fallbeispiel: Nominale Sparbeträge und realer Vermögenszuwachs mit Termingeld von 1991 bis 2023. Quelle: Statistisches Bundesamt und Deutsche Bundesbank, Eigene Berechnung und Darstellung.

    Kurz gesagt: Auf risikoarmen Anlagen wie Spar- oder Tagesgeldkonten verliert man langfristig Kaufkraft. Vermögensaufbau ist auf diesem Weg kaum möglich, selbst wenn das Geld über Jahrzehnte hinweg gespart wurde.

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand langfristig Geld oder Vermögen verlieren möchte. Trotzdem könnte schon ein berechtigter Einwand lauten:

    2. Vorsorgen für die Zukunft

    Investieren bedeutet auch, für die Zukunft vorzusorgen. Das Geld, das wir heute übrig haben, können wir später selbst benötigen oder an andere weitergeben. Egal ob für uns selbst, unsere Familie oder gemeinnützige Zwecke – Investieren kann für finanzielle Sicherheit sorgen.

    • Für die Familie: Ein Aktiendepot kann später für die Ausbildung der Kinder oder andere wichtige Lebensphasen genutzt werden.
    • Für die Eltern: Falls die eigenen Eltern im Alter finanzielle Unterstützung brauchen, können Investitionen helfen, diese Last zu tragen.
    • Für uns selbst: Natürlich dürfen wir auch für unsere eigene Zukunft vorsorgen und investieren. Dabei geht es nicht nur um Altersvorsorge, sondern auch um die Möglichkeit, in schwierigen Lebensphasen auf ein finanzielles Polster zurückgreifen zu können.

    3. Diversifikation und Risikominimierung

    Finanzielle Herausforderungen können uns immer wieder entlang unseres Lebensverlaufs begegnen. Deshalb sollten wir unsere Einnahmen diversifizieren, indem wir unser liquides Vermögen als potenzielle Einnahmequelle verwenden.

    Erwerbsalter: Das Einkommen aus unserer Arbeitsleistung stellt unsere primäre Einkommensquelle dar. Wir können damit unseren laufenden Verpflichtungen nachkommen und sind im besten Fall noch in der Lage regelmäßig sparen zu können.

    Rentenalter: Unsere Rente oder Pension im Rentenalter entspricht wiederum unseren regelmäßigen Einnahmen im hohen Alter. Ein kleiner Ausgleich, wenn wir kein Arbeitseinkommen mehr beziehen. Doch uns muss klar sein, meistens fällt vor allem die gesetzliche Rente (Netto) deutlich geringer aus als unser letzte Netto-Gehalt. Nur in den seltensten Fällen reicht die Rente, um den gewohnten Lebensstandard im hohen Alter zu erhalten.

    Deshalb können unsere Investitionen eine entscheidende Rolle zum Ausgleich von zusätzlich benötigtem Einkommen spielen. Oder auch zur Bewältigung anderer finanzieller Herausforderungen, die das Gehalt oder Rente nicht decken können.

    Erstens, für die die Zukunft zum Ausgleich der erwähnten Rentenlücke. Beispielsweise, wenn die regelmäßigen Ausgaben nicht durch die Rentenbezüge gedeckt werden können oder unerwartete Kosten auf uns zukommen. Typischerweise wären das höhere Krankheits- oder Pflegekosten, aber auch benötigter barrierefreier Wohnraum, der zu höheren Wohnkosten führen kann.

    Zweitens, auch schon vor einem möglichen Renteneintritt. Als Absicherung oder implizierte Diversifikation des Einkommens, wenn noch keine Renten- oder Pensionsbezüge möglich sind. Das kann entweder freiwillig oder unfreiwillig nötig sein, entweder intrinsisch motiviert oder extern erforderlich sein. Beispielsweise, wenn wir aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten sollten oder die Familie unterstützen möchten und deshalb unsere Arbeitszeit reduzieren.

    Was bleibt zum Schluss

    Es gibt viele gute Gründe, warum wir investieren sollten. Neben den rationalen Argumenten gibt es auch persönliche Gründe: Wer für die Zukunft Geld zurücklegt, sollte es so einsetzen, dass es wirklich etwas bewirkt.

    Unsere Sparquote ist dabei die einzige Variable, die wir selbst steuern können. Renditen, zukünftiges Vermögen oder Ausgaben lassen sich nur schwer vorhersagen. Investieren bedeutet, die finanziellen Chancen für uns und kommende Generationen zu maximieren.


  • Es reicht anscheinend nur auf Aktien zu setzen, ein Leben lang – und Anleihen sind nicht nötig

    Es reicht anscheinend nur auf Aktien zu setzen, ein Leben lang – und Anleihen sind nicht nötig

    Früher dachte ich, dass es ab dem 40. Lebensjahr sinnvoll wäre, einen kleinen Teil meines Portfolios in Anleihen anzulegen.

    Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher, ob diese Strategie wirklich zu mir passt.

    Ein bekannter Ratschlag für langfristige Anleger besagt, dass wir mit zunehmendem Alter unseren Aktienanteil reduzieren und Anleihen beimischen sollten, oder ob Anleihen überhaupt ins Portfolio gehören. Eine neue Forschungsarbeit kommt zu einem etwas anderen Schluss, zumindest unter bestimmten Voraussetzungen.

    Die traditionelle Empfehlung für langfristige Anleger

    Wenn es um die Portfoliozusammenstellung geht, haben sich verschiedene Theorien und Varianten etabliert, die sich je nach Lebensphase oder Verlauf leicht unterscheiden.

    Die meisten Portfoliovorschläge beinhalten einen Mix aus Aktien und Anleihen. Häufig wird beispielsweise von konservativen oder risikofreudigeren Varianten gesprochen. Das wird dann beispielsweise als „defensives Portfolio“ für Vorsichtige bezeichnet und enthält beispielsweise 25 % Aktien und 75 % Anleihen. Das Gegenstück dazu sind die „offensiven Portfolios“, bei denen es umgekehrt ist: 25 % Anleihen und 75 % Aktien.

    Es gibt auch etablierte Faustregeln, die beispielsweise besagen, dass 100 minus dem Alter den Aktienanteil im Portfolio ergibt. Für 30-Jährige würde es beispielsweise bedeuten, dass 70 % des Portfolios aus Aktien bestehen sollten und 30 % aus Anleihen.

    Eins haben diese Portfoliovorschläge meist gemeinsam: Mit höherem Alter wird der Anleihenanteil erhöht.

    Risiko-Rendite-Verhältnis neu betrachtet: Aktien vs. Anleihen

    Aber warum ist die Aufteilung in Aktien und Anleihen so beliebt in der Vermögensallokation?

    Vereinfacht wird zwischen Risiko-Rendite-Verhältnissen unterschieden.

    Aktien werden beispielsweise als viel risikoreicher betrachtet, da die zugrunde liegenden Schwankungen viel höher sind als bei anderen Anlageklassen. Was wir am Aktienkurs gut verfolgen können und uns auch gut vorstellen können.

    Anleihen dagegen werden meist als weniger risikoreich bzw. risikoärmer angesehen, da wir mit Anleihen historisch weniger starke Schwankungen beobachten konnten.

    Diese Schwankung des Vermögens ist auch die zugrunde liegende Annahme hinter der bliebten Portfolioaufteilung in Aktien und Anleihen. Wir gleichen mit Anleihen im Portfolio, die kurzfristigen Schwankungen der Aktien aus.

    Und mit höherem Alter soll das Portfoliovermögen noch weniger Schanwankungen unterliegen und deshalb der Anleihenanteil immer weiter erhöht werden, was ja durchaus sinnvoll klingt. Wer will schon im hohen Alter, wenn es beispielsweise um den Verzehr des Vermögens in der Rentenphase geht, dass ein Portfolio kurzfristig um 50 % abstürzt?

    Aber fairerweise könnte es uns vielleicht auch egal sein, je nachdem, wie lang unsere Lebenserwartung ist und wie hoch unser Vermögen ist. Plus, was immer gerne unterschlagen wird: Wir müssen ja auch nicht alles zu diesem theoretischen Crash ausgeben, sondern könnten auch die kurzfristigen -50% im Portfolio „aussitzen“.

    Vielleicht sollten wir unser Portfoliorisiko danach ausrichten, ob wir unser erwartetes Gesamtvermögen erreichen können, und vielleicht gar nicht, wie stark unsere Vermögenswerte schwanken?

    Anleihen im Portfolio: Überbewertet oder unverzichtbar?

    Aber was ist jetzt besser für langfristige Anleger? Ein Portfolio aus Aktien und Anleihen, also eine Mischung von verschiedenen Risikoprofilen? Oder sind Anleihen gar nicht nötig?

    Eine neue Arbeit aus den USA kommt zu dem Schluss, dass Anleihen möglicherweise nicht notwendig sind, selbst im fortgeschrittenen Rentenalter. Dies gilt jedoch nur unter der Bedingung, dass international diversifiziert wird.

    Für die Untersuchung wurden verschiedene Anlagestrategien bzw. Vermögensallokationen herangezogen und miteinander verglichen. Von reinen Aktienstrategien bis zu reinen Anleihestrategien, über Zwischenstufen, also ein Mix aus Anleihen und Aktien, und ein Mix aus internationalen und lokalen Aktien.

    Um herauszufinden, was optimal für die Vermögensbildung, die Konsumfähigkeit im hohen Alter und insgesamt das Nettovermögen im hohen Alter ist.

    Dazu haben die Forscher historische Renditedaten ausgewertet und dann simuliert. Das ergab insgesamt mehr als eine Million Renditeszenarien aus nationalen und internationalen Aktien, Unternehmensanleihen und Staatsanleihen – insgesamt 38 Industrieländern im Zeitraum von 1890 bis 2019.

    Diese Datengrundlage wurde als Basis herangezogen, um den Lebensverlauf eines US-amerikanischen Paares zu simulieren. Ein Paar, das mit 25 Jahren beginnt zu sparen und nach 40 Jahren mit 65 in Rente geht. Während der Sparphase wird 10 % des Einkommens gespart und investiert, was zur Vermögensbildung angelegt wird. Während der Rentenphase wird jährlich 4 % vom Vermögensportfolio ausgegeben, wobei zusätzlich noch staatliche Rentenansprüche („Social Security Benefits“) berücksichtigt wurden.

    Simulationsergebnisse: Internationale Diversifikation ist wichtig

    Und jetzt das doch etwas überraschende Ergebnis für US-Anleger: Eine optimale Portfolioaufteilung ergab sich aus 50 % US-Aktien und 50 % internationalen Aktien, also gar keine Anleihen.

    Für Nicht-US-Anleger gab es eine leichte Verbesserung der untersuchten Faktoren einer Portfolioaufteilung von 35 % lokalen Aktien und 65 % internationalen Aktien während der gesamten Lebensphase. Unter lokalen Aktien können im Modell der Autoren Aktien aus der lokalen Währung verstanden werden. Für Anleger aus Europa beispielsweise würde das bedeuten, 35 % Aktien aus dem Euroraum und 65 % internationale Aktien zu halten.

    Langfristige Vermögensbildung ohne Anleihen: Eine realistische Option?

    Und das ist nicht die einzige überraschende Erkenntnis: Selbst ein kleiner Anteil Anleihen im Portfolio bringt keine besseren Ergebnisse in der Simulation. Auch wenn Anleihen zwar weniger stark schwanken als Aktien, hatten Anleihen langfristig ein höheres Verlustrisiko. Und zwar für unsere Kaufkraft. Und auch nach einem Börsencrash erholten sich Anleihen nicht so gut wie Aktien.

    Man könnte also fast sagen, dass Anleihen langfristig in Bezug auf unsere Gesamtrendite riskanter sind als Aktien.

    Was aber nicht heißt, dass Aktien sicherer sind. Auch wenn das alles danach klingt, dass ein reines Aktienportfolio optimal sei.

    Es gibt auch einen Haken. Ein Autor der Studie wurde in einem Bloomberg-Artikel folgendermaßen zitiert: „Solange Aktienanleger in der Lage sind durchzuhalten, sind sie am Ende mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit besser dran als jemand, der versucht, die kurzfristigen Schwankungen mit Anleihen auszugleichen.“

    „In der Lage sein durchzuhalten“, klingt so einfach. Aber dieser psychologische Effekt, die großen Schwankungen durchzustehen, was vor allem im Ruhestand mental wahrscheinlich nicht immer einfach zu verkraften ist, wenn nicht mehr regelmäßige Einkommen die Regel sind.

    Wie viel Schwankung wir ertragen können, ist jedoch höchst individuell und nur schwer messbar. Denn unsere Risikotoleranz hängt unter anderem von unseren bisherigen Erfahrungen ab – also wie viel wir jemals ertragen mussten und wie viel Vermögen wir zu diesem Zeitpunkt hatten.

    Langfristige Renditeperspektiven: Aktien vs. Anleihen

    Nichtsdestotrotz ist es schön zu sehen, dass ein reines Aktienportfolio auch langfristig über eine gesamte Lebensphase gute Resultate erzielen kann. Dennoch, einen Preis müssen wir dafür zahlen: hohe Buchverluste, die zwar nicht realisiert werden müssen, aber häufig dazu führen, dass Anleger schlechtere Renditen erzielen als einfache Indizes.

    Heißt das jetzt also, dass wir unsere Anleihen sofort verkaufen sollten oder besser gar keine kaufen sollten, wenn wir noch keine haben?

    Die Arbeit der Autoren wurde zwar bisher positiv aufgenommen und eingeordnet. Wie repräsentativ die Daten für die Zukunft sind wissen wir nicht.

    Plus: Nicht jeder möchte mit regelmäßig hohen Verlusten leben, sondern lieber „nachts besser schlafen können“ und dafür ein bisschen weniger Vermögen aufbauen. Was ja vollkommen okay ist.

    Die Jagd nach jedem Prozentpunkt Rendite wird manchmal ein bisschen übertrieben und zu sehr auf die Spitze getrieben.

    Aber selbst wer dann eine der gezeigten Strategien mit Anleihen verfolgt und vielleicht auch im Alter den Anleihenanteil erhöhen möchte, muss auch daran denken, diesen in regelmäßigen Abständen zu erhöhen. Und das ist mit einer einfachen Aktienstrategie weniger nötig.

    Neue Perspektiven für die Vermögensallokation: Aktien, Anleihen und individuelle Risikotoleranz

    Was sollten Anleger aus den neuen Erkenntnissen für die eigene Vermögensaufteilung mitnehmen?

    Ich glaube, für Anleger, die einen lebenslangen Anlagehorizont haben, ist es wichtig zu verstehen, dass die Portfolio-Schwankung nicht die einzige Risikokennzahl sein muss.

    Aber bei risikoreicheren Anlagen, und dazu zählen auch Aktien, müssen wir große Verluste hinnehmen können, auch wenn es nur Buchverluste sind.

    Schlussendlich sollten wir uns mit unserem Portfolio wohlfühlen, ob mit oder ohne Anleihen. Auch wenn wir nie sicher wissen, wie das Ergebnis in der Zukunft aussehen wird.


    Anmerkungen & Quellen


    Daten und Informationen, Stand: 08.02.2024

    Titelbild: Brandi Redd auf Unsplash

    Das Investement (2017): Erster Robo-Advisor macht Lebenszyklusfonds Konkurrenz.

    comdirect Magazin (2022): Geldanlage: Was ist eine Asset Allocation?

    Money Group (2018): This is How Much Money You Should Have in Stocks — at Every Age.

    Anarkulova, A., Cederburg, S., & O’Doherty, M. S. (2023). Beyond the Status Quo: A Critical Assessment of Lifecycle Investment Advice. Available at SSRN: https://ssrn.com/abstract=4590406

    Rational Reminder (2023): Episode 284: Prof. Scott Cederburg: Challenging the Status Quo on Lifecycle Asset Allocation.

    Bloomberg, Lu Wang (2023): You’re Better Off Going All In on Stocks Than Bonds, New Research Finds.

    Dalbar’s Quantitative Analysis of Investor Behavior report (QAIB).

    Rational Reminder Podcast (2023): Episode 281. https://rationalreminder.ca/podcast/281

    Rational Reminder Podcast (2023): Episode 284. https://rationalreminder.ca/podcast/284

  • 7 Dinge, die Finanzinteressierte aus dem Buch „Same as Ever“ mitnehmen sollten

    7 Dinge, die Finanzinteressierte aus dem Buch „Same as Ever“ mitnehmen sollten

    Er hat es schon wieder getan.

    Morgan Housel, der Bestsellerautor von Psychology of Money (dt. Über die Psychologie des Geldes), der über die Anlegerpsychologie und Verhalten langfristiger Anleger schreibt, hat ein neues Buch veröffentlicht: Same as Ever.

    Ein Buch über „Dinge, die sich niemals ändern“.

    In 23 kurze Geschichten beschreibt Housel, was sich in einer ständig veränderten Welt niemals ändert. Mit zeitlosen Weisheiten, die – wenn wir diese erkennen – vielleicht bessere Entscheidungen treffen können, egal, was unsere Zukunft bringt.

    Hier sind 7 Dinge, die ich daraus gelernt habe – und die wahrscheinlich jeder mal gehört haben sollte:

    1. Risiko ist das, was wir nicht kommen sehen

    Das größte Risiko ist immer, was niemand kommen sieht. Denn wenn niemand etwas kommen sieht, ist niemand darauf vorbereitet. Und da niemand vorbereitet ist, schlägt das Ereignis mit voller Wucht ein.

    Was ist überhaupt Risiko?

    Risiko ist, was übrig bleibt, nachdem man sich gegen alles gewappnet hat, das man sich ausmalen konnte.

    Auch wenn die großen Neuigkeiten der letzten 100 Jahre betrachten – Covid-19, Anschläge vom 11. September 2001, Pearl Harbor, der Börsencrash von 1929, sie alle hatten eines gemeinsam: Sie kamen völlig überraschend. Housel beschreibt verschiedene Geschichten zu diesen Ereignissen, dass niemand diese auf dem Radar hatte.

    Hinterher sind wir selbstverständlich immer küger und wissen es besser – typischer Hindsight Bias.

    Der Economist veröffentlichte beispielsweise im Januar 2020 eine Prognose für das kommende Jahr – das „Covid-Jahr“. Der Begriff taucht nicht auf. Und in der Januarausgabe 2022 wird die kurz zuvor anstehende Invasion der Ukraine durch russische Truppen mit keinem Wort erwähnt.

    Housel hat noch weitere Beispiele aufgeführt.

    Und klar, beide Ereignisse waren in den Monaten zuvor nicht vorherzusehen. Und genau darum geht es Housel:

    Die größten Neuigkeiten, die größten Risiken, die folgendschwersten Ereignisse sind immer jene, die man nicht kommen sieht.

    Risiken gehören zu unserem Leben. Wir können definitionsgemäß wenig daran ändern und es uns schon gar nicht darauf vorbereiten.

    Aber wir können unsere Einstellung gegenüber Risiken ändern. Und für unsere eigenen Finanzen könnte das bedeuten, dass wir vielleicht fast schon zu viel sparen sollten. Damit unsere Rücklagen immer größer sind, also wir glauben.

    2. Geschichten sind mächtiger als Zahlen, Fakten oder Daten

    Gewinnt die beste, richtige oder vernünftigste Idee – oder die beste Geschichte?

    Es schwirren einfach zu viele Informationen in unserer Welt herum, als dass wir in aller Ruhe die Daten durchgehen könnten, auf der Suche nach der klügsten, besten Lösung. Wir Menschen […] lassen uns von einer guten Geschichte allemal eher überzeugen als von eiskalten Zahlen. […] Wer […] die richtige Lösung weiß und tolle Geschichten erzählt, kommt fast sicher zum Erfolg.

    Housel beschreibt die Geschichten über „Geschichtenerzähler“ wie Yuval Noah Harari, der dafür kritisiert wurde, nichts Neues zum [menschlichen] Wissen beizutragen. Trotzdem wurde er zu einem der populärsten Autoren der Gegenwart. Harari fasste es einfach besser zusammen, nahm bekanntes und verpackte es mit guten Geschichten. Weitere Beispiele führt Housel zu guten Geschichten von Charles Darwin, Benjamin Graham und Elon Musk auf, die vor allem durch ihre Geschichten in Erinnerung blieben.

    Laut Housel sollten wir uns zwei zentrale Fragen stellen, wenn es um gute Stories geht:

    1. Welche richtige Lösung ignorieren wir, weil sie nicht gut präsentiert wird?
    2. Welche vermeintliche Wahrheit ist in Wirklichkeit nur gutes Marketing?

    3. Gute Dinge brauchen manchmal Zeit, nicht alles können wir künstlich beschleunigen

    Wir versuchen gerne „Prozesse“ jenseits des Möglichen zu beschleunigen. Wenn beispielsweise jemand ein gutes – also „lukratives Investment“ – findet, kommt schnell die Frage auf, so Housel: Können wir das noch schneller haben/machen?

    Die Geschichte kennt unzählige Beispiele dafür, dass brillante Ansätze zu weit getrieben wurden. Man überfrachtet gute Ideen mit Ansprüchen, forderte zu viel in zu kurzer Zeit. Dabei haben die meisten Dinge eine natürliche Größe und Dauer. Missachtet man diese Grenzen, geht das ganz schnell nach hinten los.

    An der Börse beschreibt Housel das Beispiel, das wahrscheinlich vielen bekannt sein wird. Langfristig können Investitionen in Aktien an der Börse ein Vermögen bringen. Wer vorzeitig aussteigt, wird dagegen häufig mit einer Buße bestraft. Zumindest, wenn es bei Aktien um breit gestreute Portfolios aus Aktien geht. Housel macht das am Beispiel von US-Aktien.

    Je kurzfristiger man anlegt, desto mehr Glück braucht man, um Gewinn zu machen, und desto eher drohen ruinöse Verluste.

    Wer also diesen „natürlichen, passenden Zeithorizont“ verkürzen will, wird häufig mit einer Buße bestraft.

    Und auch in anderen Disziplinen – oder anderen tollen Dingen im Leben, wird gerne der Versuch unternommen, Prozesse zu beschleunigen: Kreativität, Liebe oder Karriere.

    Es braucht Geduld, etwas wachsen zu lassen, und Knappheit, damit man das Endergebnis zu schätzen weiß. Aber was machen Menschen am liebsten, wenn sie Großes vorhaben? Sie versuchen, Prozesse künstlich zu beschleunigen und Wachstum zu forcieren.

    4. Ein bisschen Ineffizienz kann eine tolle Sache sein

    Laut Housel hassen wir Menschen es, Gelegenheiten zu verpassen. Es sei ganz natürlich, möglichst viel Effizienz und Perfektion aus allem herauszuquetschen. Aber Perfektion hat „eine oft übersehene Schattenseite“.

    Erfolgreiche Menschen, die in ihrem Tagesplan bewusst freie Zeiten lassen, in denen sie sich nichts Besonderes vornehmen, glauben oft, sie verschwendeten ihre Zeit. Genau deshalb packen die meisten ihren Tag absolut voll.

    Housel zitiert Amos Tversky, ein Psychologe, der dazu sagt: „Wenn wir in unserem Job kreativ sein oder Probleme durchdenken müssen, dann arbeiten wir vielleicht am produktivsten, wenn wir […] im Park spazieren.“

    Ein bisschen Ineffizienz kann also eine tolle Sache sein. Housel beschreibt einige Geschichten über die Arbeitswelt, dass häufig Pausen nicht zugelassen werden. Dass wir kaum unseren Vorgesetzten davon berichten könnten, wie wir am besten Probleme lösen, in dem wir auf der Couch liegen oder Spazieren gehen.

    Viele Menschen sollen Gedankenarbeit verrichten, haben aber kaum Zeit zum Nachdenken.

    Und auch bei der Geldanlage kann „Ineffizienz“ manchmal nützlich oder förderlich sein..

    „Totes“ Kapital auf dem Bankkonto sorgt während einer Hausse für entgangene Gewinne und stellt damit eine Ineffizienz dar. Während einer Baisse jedoch ist flüssiges Kapital wertvoll wie Sauerstoff. Ein Hebel stellt die effizienteste Methode dar, Riesengewinne einzufahren – und die einfachste Methode, alles zu verlieren. Konzentration ist die beste Art, Renditen zu maximieren, doch Diversifikation verbessert die Chance […].

    5. Anreize können Menschen dazu verleiten, fast alles zu rechtfertigen und zu verteidigen

    Gute und ehrliche Menschen können durch Anreize zu verrücktem Verhalten verleitet werden, weshalb man die Wahrscheinlichkeit leicht unterschätzt, dass die Welt aus den Fugen gerät.

    Etwas theatralisch vielleicht, aber wie Housel so schön aufführt: „von Kriegen über Rezessionen, Betrügereien, Firmenpleiten und Marktblasen“, das passiert alles häufiger als wir glauben. Weil sich die moralischen Grenzen, was wir bereit sind zu tun, durch bestimmte Anreize verschieben können. Aber das gilt laut Housel auch andersrum. Mit den richtigen Anreizen wird oder kann auch viel gutes Getan werden.

    Eine gute Frage lautet: „Welche meiner aktuellen Ansichten würde ich unter anderen Anreizen ändern?“.

    Wenn wir darauf mit „keine“ antworten, haben die Anreize unseren Verstand vermutlich bereits ausgeschaltet und uns blind für die Realität gemacht.

    Klingt hart, ist aber wahrschienlich viel Wahres dran.

    6. Nichts überzeugt uns mehr als das, was wir selbst erlebt haben

    Man kann noch so viel lesen, studieren und sich in andere einfühlen – was man selbst zu tun bereit ist, was man selbst will und wie weit man selbst zu gehen bereit ist, erfährt man erst, wenn man sich selbst in einer entsprechenden Situation befindet.

    Bevor wir etwas selbst erlebt haben, ändern wir ständig unsere Präferenzen und haben nur wenig Ahnung, wie wir auf extreme Situationen reagieren.

    Wir bilden uns gerne ein, wir wüssten, wie sich etwas anfühlt. Dann verspüren wir etwas am eigenen Leib und merken: Ah, okay, es ist komplizierter als gedacht. Dann erst verstehen wir.

    7. Vorsätze sind leicht gesetzt, schwierig aber ist die Umsetzung

    Wir nehmen uns gerne vor, langfristig zu denken. Tatsächlich fällt uns das aber enorm schwer. Die meisten Menschen wissen, dass langfristiges Denken die richtige Strategie wäre, bei der Geldanlage, im Beruf, in Beziehungen […]. Doch der Vorsatz, langfristig zu denken, ähnelt dem Vorsatz, den Mount Everest zu besteigen.

    Es lohnt sich trotzdem langfristig zu denken – und zwar mehr als wir uns vorstellen können. Und klar, es hat seinen Preis, langfristig zu handeln. Wer es tatsächlich möchte, sollte laut Housel folgenden Dinge verstehen:

    1. Die Langstrecke ist schlicht eine Abfolge von Kurstrecken, die wir ertragen müssen
    2. Es reicht nicht, dass wir alleine langfristig denken. Auch unsere Kollegen, Partner und Freunde müssen mitziehen
    3. Geduld ist oft verkappte Sturheit
    4. Bei Langfristigkeit geht es weniger um den Zeithorizont als vielmehr um Flexibilität

    Fazit: Zeitlose Weisheiten für unseren Umgang mit Geld

    Alle Optimisten, oder alle, die ein bisschen mehr Datenpunkte dafür benötigen, warum es sich lohnt positiv in die Zukunft zu schauen – sollten einen Blick in Morgan Housel’s neues Buch „Same as Ever“ werfen.

    Das Buch gibt es beispielsweise hier – es lohnt sich.


    Anmerkungen & Quellen

    Daten und Informationen, Stand: 03.12.2023

    Titelbild: Izabel auf Unsplash

    Housel, M. (2020). The Psychology of Money: Timeless lessons on wealth, greed, and happiness. Harriman House Limited.

    Housel, M. (2023). Same as Ever: 23 Geschichten über Dinge, die sich niemals ändern werden. Finanzbuch Verlag.

  • Philosophische Weisheiten über Geld und Vermögen

    Philosophische Weisheiten über Geld und Vermögen

    „Alle wollen immer das Beste, das Neueste – oft nur, weil es die anderen haben. Wir karren Tiere um die halbe Welt, für das i-Tüpfelchen auf dem Teller. Und wir bauen künstliche Inseln ins Meer, für den besonderen Wohnluxus.“

    Seneca, L. A. (2020)

    Diese Zeilen sind keineswegs neu. Das wurde mal wieder bewusst, als ich über dieses Buch gestolpert bin.

    Bereits vor 2000 Jahren beklagte sich der Philosoph Seneca über die Eskapaden und Gier seiner Zeitgenossen.

    In diesem Artikel geht es um stoische Weisheiten und Praktiken, die uns vielleicht nicht nur dabei helfen können, finanziell klügere Entscheidungen zu treffen, sondern auch unsere Einstellung zum Wohlstand verändern können – und das basierend auf über 2000 Jahre alten Gedanken?

    Die Lehren der Bescheidenheit und Unabhängigkeit von materiellen Dingen

    Senecas philosophische Lehren betonen die wahre Freiheit in der Bescheidenheit und die Fähigkeit, sich von überflüssigem Besitz zu befreien, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

    Seneca sagte:

    „Nicht, wer wenig hat, ist arm, sondern wer immer mehr haben will.“

    Er definierte „Armut“ nicht als absolute Armut, sondern eher als mäßigen Wohlstand und schrieb:

    „Was soll das Maß des Reichtums sein? Erstens besitzen, was notwendig ist, erst dann, was genug ist.“

    Diese Botschaft erinnert uns daran, dass unser Glück nicht von äußeren Faktoren abhängen sollte, sondern von unserer inneren Einstellung zur Welt.

    Indem wir uns von Ballast befreien, können wir uns auf das konzentrieren, was im Leben wirklich zählt. Heutzutage besteht oft die Gefahr, im Streben nach Reichtum und Wohlstand den Blick für das Wesentliche zu verlieren. Doch Seneca ermahnt uns, nicht der Gier nach immer mehr zu erliegen. Ein einfacher Lebensstil kann uns von den Ketten des Konsums befreien und Raum für wahre Erfüllung schaffen. Die Unabhängigkeit von materiellen Dingen eröffnet uns die Möglichkeit, uns auf Beziehungen, persönliches Wachstum und geistige Entwicklung zu fokussieren.

    Was ist die stoische Philosophie? Die stoische Philosophie lehrt uns eine Lebensweise der Bescheidenheit, die uns in einer Gesellschaft, die oft die Jagd nach materiellem Überfluss betont, an die Befreiung von äußeren Besitztümern erinnert. Ein einfacher Lebensstil kann nicht nur die Last des Konsums erleichtern, sondern auch Raum für tiefere Zufriedenheit und Freiheit schaffen.

    Die Kunst, den Wert von Geld und Dingen zu erkennen

    Seneca betont, dass wahre Erfüllung darin liegt, zu erkennen, wann genug genug ist, anstatt unaufhörlich nach grenzenlosem Reichtum zu streben. Er sagte:

    „Alles, was man will, kann niemand haben, aber eines kann man: Gar nicht erst wünschen, was man nicht hat.“

    Diese Weisheit ermutigt uns dazu, den Wert von Geld und Besitz in einem breiteren Kontext zu betrachten. Es geht nicht darum, Geld als Selbstzweck zu verfolgen, sondern klug darüber zu entscheiden, wie wir es einsetzen, um sinnvolle Ziele zu erreichen. In einer Welt, in der oft materieller Reichtum als Maßstab für Erfolg dient, ermahnt uns Seneca, unser Streben nach Geld mit unseren wahren Werten in Einklang zu bringen. Bildung, zwischenmenschliche Beziehungen und persönliche Erfüllung sind Reichtümer, die kein Bankkonto messen kann. Indem wir den Wert von Bildung und intellektueller Bereicherung erkennen, können wir eine reichhaltige Lebenserfahrung schaffen, die über materielle Güter hinausgeht.

    Gelassenheit in finanziellen Angelegenheiten und Selbsttreue

    Ein weiterer zentraler Aspekt von Senecas Weisheit ist die Fähigkeit, gelassen mit finanziellen Angelegenheiten umzugehen und dabei stets sich selbst treu zu bleiben. Er sagte:

    „Wie viel schafft man sich nur an, weil andere Leute es auch haben, weil alle Welt es hat.“

    Senecas Weisheit ermutigt uns, nicht von äußeren Schwankungen in unserem Vermögen aus der Ruhe bringen zu lassen. Stattdessen sollen wir unsere innere Stärke nutzen, um unsere Lebensziele zu verfolgen und unseren Prinzipien treu zu bleiben. Er schrieb:

    „Handeln lehrt die Philosophie und dies verlangt sie, dass jeder nach seinem eigenen Grundsatz lebe, dass das Leben nicht im Widerspruch stehe zur Rede oder gar zu sich selbst.“

    In der heutigen Welt, in der finanzielle Unsicherheit oft Ängste hervorruft, sind Senecas Ratschläge von großer Bedeutung. Gelassenheit in finanziellen Angelegenheiten bedeutet nicht Gleichgültigkeit, sondern die Fähigkeit, mit klarem Verstand und ruhigem Gemüt Entscheidungen zu treffen. Die Selbsttreue erinnert uns daran, dass wahre Werte und moralische Integrität wichtiger sind als kurzfristige finanzielle Gewinne.

    Fazit: Zeitlose Weisheiten für unseren Umgang mit Geld

    Wie wir gesehen haben, ist der problematische Umgang mit Geld, Vermögen und Besitztum kein neues Phänomen. Die philosophischen Lehren von Seneca sind scheinbar zeitlos und bieten uns wertvolle Einsichten, wie wir finanzielle Entscheidungen treffen und ein erfülltes Leben führen können.

    Trotz möglicher Vorwürfe der Heuchelei betonte Seneca, dass die Weisheit nicht zur Armut verurteilt, sondern vielmehr eine Quelle der Bereicherung ist. Seine Gedanken können auch heute noch als Ideen und Inspiration für ein wertvolles Leben dienen. Und ganz nach dem Philosophie-Erklärer der heutigen Social Media Welt Ryan Holiday, sollten wir erkennen, dass Geld und Reichtum keine Selbstzwecke sind, sondern nur ein Mittel, um ein hoffentlich erfülltes Leben zu gestalten.


    Anmerkungen & Quellen

    Daten und Informationen, Stand: 10.09.2023

    Titelbild: Giammarco Boscaro auf Unsplash

    Seneca, L. A. (2020). Wie viel Luxus braucht der Mensch?. (No Title).

  • Index-Unterschiede erklärt – Kurs, Preis, Performance, NR, TR, …?

    Index-Unterschiede erklärt – Kurs, Preis, Performance, NR, TR, …?

    Bezeichnungen von Aktienindizes unterscheiden sich teilweise je nach Anbieter. Wobei sich die Unterschiede typischerweise auf drei Referenzindizes reduzieren – meist bezeichnet als „Kursindex“, „Total Return“ und „Net (Total) Return“ Index. Aber was unterscheidet die verschiedenen Indizes?

    Was ist ein Kursindex oder Preisindex (Price Return, PR) – Aktienkurs ohne Gewinnausschüttungen

    Ein Kursindex (manchmal auch Preis­index bzw. Price Index genannt) berücksichtigt ausschließlich die Kurse (Aktienpreis) der zugrundeliegenden Wertpapiere des Index. Weitere Renditebestandteile von Aktien, wie Gewinnausschüttungen (bspw. regelmäßige Dividenden), werden bei dieser Art von Indexberechnung nicht reflektiert. Einige Anbieter, Portale oder Emittenten kürzen Kursindizes auch mit „PR“ ab.

    Total Return-Index (TR) – inklusive mit Dividenden

    Ein Total Return Index (Gross Return, Performance­index oder kurz TR) ist ein Aktienindex, der beides – Kursveränderungen und Gewinnausschüttungen – berücksichtigt und unterstellt, dass die Ausschüttungen wieder reinvestiert werden. Und zwar Brutto, also ohne Berücksichtigung von etwaigen Steuern oder anderen Abgaben, die in der Praxis für uns noch anfallen.

    MSCI1 und FTSE2 – zwei große Indexanbieter – unterscheiden zwischen „Price“ und „Total Return“ Index – wobei Total Return nochmals zwischen „Gross“ und „Net“ unterschieden wird – also mit und ohne Berücksichtigung von Steuern.

    Net Total Return-Index – mit Dividenden inklusive Steuern

    Der Net Return Index (oder auch: Net Total Return, Total Return Net oder kurz NTR) berücksichtigt die Kursentwicklungen und Dividenden abzüglich etwaiger (Quellen-)Steuern, die Fonds auf die Titel im Index abführen müssen. Die meisten ETFs verwenden die NTR-Variante als Referenzindex und diese entspricht auch am ehesten der tatsächlich möglichen Renditen von Anlegern in Deutschland – ohne Berücksichtigung etwaiger Kosten des Fonds und auch unsere individuellen Transaktionskosten für den Kauf von Anteilen eines Fonds.


    Anmerkungen & Quellen

    Daten und Informationen, Stand: 07.07.2023

    Titelbild: Nicholas Cappello auf Unsplash

    1MSCI (2023): MSCI Index Calculation Methodology. März 2023.
    https://www.msci.com/eqb/methodology/meth_docs/MSCI_IndexCalcMethodology_Mar2023.pdf

    2FTSE (2022): Guide to Calculation FTSE Global Equity Index Series v3.4 Oktober 2022.
    https://research.ftserussell.com/products/downloads/FTSE_Global_Equity_Index_Series_Guide_to_Calc.pdf

  • Früher oder später starten – Start mit 20, 30 oder 40 durchgerechnet | VIDEO

    Früher oder später starten – Start mit 20, 30 oder 40 durchgerechnet | VIDEO

    Wann sollte ich am besten mit dem Investieren beginnen? Schon mit 20 und alle verfügbaren Beträge direkt investieren, um die Vorteile des Zinseszinseffekts mitzunehmen? Oder erst mit 30 und dafür etwas mehr, aber dafür mit weniger Erfahrung an den Kapitalmärkten? Oder noch später, beispielsweise mit 40 und dann noch mehr?

    In diesem Video haben wir versucht, diesen Fragen nachzugehen.

    Neben den qualitativen Vor- bzw. Nachteilen von frühem bzw. späteren Starten, haben wir auch die quantitativen Unterschiede am Beispiel vom MSCI World Index gegenübergestellt. Egal, ob Ihr gerade am Anfang Eurer Karriere steht oder schon einige Jahre Erfahrung gesammelt habt, das Video kann Euch helfen, die verschiedenen Vorteile der drei Investment-Strategien (Start mit 20, 30 oder 40) zu verstehen.

    Viel Spaß dabei!

    Anmerkung: „Früh“ und „spät“ im Kontext des Videos beziehen sich auf drei beispielhaft gewählte Zeiträume. Auch mit 40 Jahren das erste Mal investieren, kann – je nach Kontext – ebenfalls als „früh“ verstanden werden.

    Inhalte im Video

    • Investieren mit 20 durchgerechnet – Sparbetrag ohne und Vermögensbetrag mit theoretischer Geldanlage
    • Später starten: Geldanlage erstmalig mit 30
    • Spät starten: Geldanlage erstmalig mit 40
    • Kontext – es kommt immer anders als wir denken – es zählt nicht nur quantitatives, sondern auch qualitative Faktoren berücksichtigen!

    Anmerkungen & Quellen

    Daten und Informationen, Stand: 01.02.2023

  • Outcome Bias bei der Geldanlage | VIDEO

    Outcome Bias bei der Geldanlage | VIDEO

    Sollten wir Anleger es vermeiden, uns bei der Entscheidung rein auf historische Rendite (Performance, Wertentwicklung) zu verlassen? Wissenschaftliche Untersuchungen haben leider immer wieder bestätigt, dass wir Menschen dazu neigen, lieber (bekannte) Ergebnisse zu bewerten, ohne die Entscheidung selbst objektiv zu bewerten. Das heißt, wir tendieren dazu, systematische Fehlentscheidungen zu treffen. Dieser Denkfehler wird als „Outcome Bias“, oder auch Ergebnisfehler bzw. Ergebnisverzerrung genannt, und ist in der Wirtschaft, Sport, Politik und Geldanlage weit verbreitet.

    Inhalte im Video

    • Was sind kognitive Verzerrungen / Denkfehler?
    • Was ist der Ergebnisfehler – Outcome Bias?
    • Outcome Bias bei der Geldanlage – Beispiele aus wissenschaftlichen Untersuchungen
    • Kann ich den Ergebnisfehler vermeiden bzw. was kann ich dagegen machen?
    • Rückschaufehler und Ergebnisfehler – eine gefährliche Mischung?

    Anmerkungen & Quellen


    Daten und Informationen, Stand: 01.02.2023

  • Performance Vergleich ESG vs. Konventionell | VIDEO

    Performance Vergleich ESG vs. Konventionell | VIDEO

    In diesem Video haben wir die Performance vom MSCI World Index mit den bekanntesten ESG Ablegern verglichen. Welcher Index hat sich bisher im Jahr 2022 besser entwickelt? Welcher Index im 1Y, und wie im 5Y Zeitraum?

    Inhalte im Video

    • Bekannte nachhaltige MSCI World Index Varianten – ESG Universal, Screened, (Enhanced) Focus, Leaders und SRI Index
    • Performance Vergleich 2022 YTD
    • Performance Vergleich 1-Jahr
    • Performance Vergleich 5-Jahre

    Anmerkungen & Quellen


    Daten und Informationen, Stand: 17.11.2022


  • Warum ein langfristiger Anlagehorizont beim Investieren an der Börse so wichtig ist

    Warum ein langfristiger Anlagehorizont beim Investieren an der Börse so wichtig ist

    Die Datenlage scheint eindeutig – Investieren an der Börse ist grundsätzlich riskant, langfristiges Investieren beispielsweise über börsengehandelte Indexfonds (ETFs) jedoch deutlich weniger.

    In diesem Artikel beleuchten wir zwei Perspektiven und Argumente, die für langfristiges Investieren an der Börse sprechen.

    Investieren an der Börse ist riskant

    Prognosen sollen schwierig sein, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen. So oder so ähnlich wird häufig zitiert. Vor allem hinsichtlich der Entwicklung von Börsenkursen oder Renditeerwartungen von Investitionen. Auch, wenn Day-Trader oder andere Anleger mit kurzfristigem Anlagehorizont es wahrscheinlich anders sehen.

    Für die meisten von uns fehlt es wahrscheinlich an Zeit, Geduld oder Interesse sich ständig mit Börsenkursen, Quartalsberichten oder anderen Indikatoren für eine mögliche Zukunftsentwicklung auseinander zu setzen.

    Dennoch versuchen viele ihr Glück an der Börse und wollen beispielsweise von den kurzfristig starken Schwankungen profitieren. Laut der Handelsplattform Etoro verlieren rund 80 % der Day-Trader innerhalb eines Jahres Geld. Und das bei einem mittleren Verlust von -36,30 % (Median). Und mehr als 75 % aller Day-Trader sollen innerhalb von zwei Jahren sogar aufgeben[4].

    Rund 80 % der Day-Trader erzielen im Schnitt eine negative Rendite von rund -36 %!

    Langfristiger Anlagehorizont und Diversifikation haben sich bewährt

    Deshalb hat es sich bewährt einen langfristigen Anlagehorizont zu wählen – vor allem als Privatanleger, der nicht entscheiden will ob, welche und wann Aktien ge- oder verkauft werden sollen. Vereinfacht ausgedrückt: Bei einer diversifizierten Anlageklasse zu bleiben und langfristig investiert zu bleiben.

    Vor allem, weil sich dadurch die Verlustwahrscheinlichkeit reduzieren lässt und positive Renditen (also Gewinne) wahrscheinlicher werden.

    Verluste werden unwahrscheinlicher

    Duncan Lamont von Schroders[1] hat in einem vielfach zitierten Artikel am Beispiel des US-amerikanischen S&P 500 Index gezeigt, dass sich mit längerem Anlagehorizont historisch betrachtet die Verlustwahrscheinlichkeit auf nahezu null reduzieren lässt. Dazu wurde der S&P 500 Index von 1871 bis 2020 ausgewertet und die rollierenden Renditen für sieben verschiedene Anlagezeiträume (1 Monat, 3 Monate, 1 Jahr, 3 Jahre, 5 Jahre, 10 und 20 Jahre) analysiert.

    Das Ergebnis scheint eindeutig: Je länger ein Anleger innerhalb des 148 Jahre investiert war, desto unwahrscheinlicher wurde ein Verlust (siehe dazu auch die Abbildung unten). Wer beispielsweise für einen Monat im S&P 500 investiert war, hatte in knapp 40 % der Fälle inflationsbereinigt Verluste zu realisieren. Das bedeutet, in 704 von 1.790 Monaten der Analyse wurde eine negative Rendite erreicht.

    Wer jedoch länger im S&P 500 investiert war, erhöhte die Gewinnwahrscheinlichkeit deutlich bzw. reduzierte die Verlustwahrscheinlichkeit. Im 5-Jahreszeitraum wurde in knapp 20 % der rollierenden Zeiträume ein Verlust realisiert. Wer sogar 20 Jahre investiert war, hätte zwischen Januar 1871 und März 2020 nur in einem 20-Jahreszeitraum Verluste realisiert – und zwar zwischen Juli 1901 und Juni 1921 mit einer realen Rendite von -0,2 % pro Jahr.


    Anteil der Zeit, in der Anleger Geld verloren hätten am Beispiel des S&P 500 Index. (Eigene Darstellung basierend auf [1])

    Wir haben eine ähnliche Analyse für den MSCI World Kursindex durchgeführt und kamen zu einem sehr ähnlichen Ergebnis. Basierend auf monatlichen Tagesendkursen des MSCI World Kursindex[3] vom 31.12.1969 bis 30.07.2021 haben wir 620 Datenpunkte analysiert und acht rollierende Zeiträume (1 Monat, 3 Monate, 6 Monate, 1 Jahr, 3 Jahre, 5 Jahre, 10 und 20 Jahre) festgelegt. Da der MSCI World erst am 31.03.1986 aufgesetzt wurde, basieren die Datenpunkte vorher auf Berechnungen von MSCI[2].

    In der unten aufgeführten Abbildung sind die Ergebnisse der einzelnen rollierenden Zeiträume dargestellt und der Anteil, in denen Anleger negative Renditen ausgesetzt waren.

    Wer beispielsweise einen Monat im MSCI World investiert war, hatte in knapp 40 % der Fälle mit negativen Renditen zu rechnen. Analog zum S&P 500 verringerte sich auch beim MSCI World die Wahrscheinlichkeit Verluste zu realisieren mit längerem Anlagehorizont. Wer beispielsweise 5 Jahre investiert war, hatte nur noch in knapp 18 % der Fälle eine negative Rendite und im 10-Jahreszeitraum waren es sogar nur noch knapp 5 %. Wer sogar 20 Jahre investiert war, hätte in den 380 rollierenden 20-Jahreszeiträumen kein einziges Mal Verluste realisiert (nominal, ohne Berücksichtigung von Inflation).


    Anteil der Zeit, in der Anleger Geld verloren hätten, abhängig vom jeweiligen Anlagehorizont am Beispiel des MSCI World Kursindex (1969-2021).(Eigene Berechnung und Darstellung basierend auf [3])

    Rendite schwankt weniger

    Neben der Wahrscheinlichkeit für Verluste, also wie häufig gab es für einen rollierenden Zeitraum negative Renditen, ist die Analyse der minimalen, maximalen und durchschnittlichen annualisierten Rendite besonders interessant.

    Wir haben die gleichen Kursdaten wie oben zum MSCI World Kursindex verwendet und fünf rollierende Zeiträume festgelegt sowie daraus die annualisierte Renditen berechnet (siehe dazu auch unten aufgeführte Abbildung).

    Fast unabhängig vom Anlagehorizont war die durchschnittliche annualisierte Rendite des MSCI World Kursindex bei knapp 8 %.

    Jedoch analog zu der Wahrscheinlichkeit für Verluste verringert sich mit längerem Anlagehorizont die Rendite-Schwankung. Wer beispielsweise zwischen 1970 und 2021 jeweils 1 Jahr im MSCI World investiert war, hatte im besten Fall ca. 62 % Rendite, aber im schlechtesten Fall ca. -48 %. Bei längerem Anlagehorizont verringert sich die Rendite-Schwankung und nähert sich dem Durchschnittswert von fast 8 % an.

    Bei einem Anlagehorizont von 5 Jahren, war im besten Fall die annualisierte Rendite knapp 30 %, im schlechtesten Fall nur noch knapp 7 %.

    Wer 20 Jahre investiert war, hatte ausschließlich positive Renditen (nominal, annualisiert) – im schlechtesten Fall etwas mehr als 1 % und im besten Fall rund 13 %. Die niedrigste Rendite von 1,3 % gab es im 20-Jahres-Zeitraum vom 31.03.2000 bis 31.03.2020, also, wer zum Kurshoch des Dot-Com-Booms Anfang 2000 eingestiegen ist und zum Corona-Crash März 2020 ausgestiegen ist.

    Da sich die betrachteten Daten und Ergebnisse auf den Kursindex des MSCI World beziehen, sind weder Dividenden noch Steuer oder Inflation berücksichtigt. Bedeutet: Die Ergebnisse sind tendenziell konservativ und schlechter als beispielsweise bei einem thesaurierenden ETF auf den MSCI World Index.


    Maximale, minimale und durchschnittliche jährliche Renditen des MSCI World Kursindex (1969-2021).(Eigene Berechnung und Darstellung basierend auf [3])

    Fazit

    Kurzgefasst: Wer einen langfristigen Anlagehorizont beim Investieren an der Börse verfolgt – vor allem über breit gestreuten ETFs, hatte in der Vergangenheit mit höherer Wahrscheinlichkeit positive Renditen (vor Steuer und ohne Berücksichtigung von Dividenden und Inflation), als bei kurzfristiger Anlagedauer von beispielsweise weniger als 5 Jahre.

    Und auch wenn wir nicht in die Zukunft schauen können und die Vergangenheit bekannterweise kein verlässlicher Indikator für die Zukunft ist: Solange wir in einer gewinnorientierten Marktwirtschaft investieren – und dabei ist es unabhängig, ob es nachhaltige oder nicht-nachhaltige Investitionen betrifft, ist vor allem ein langfristiger Anlagehorizont (neben einem gut diversifizierten Portfolio) entscheidend über positive Renditen – also Gewinne an der Börse.

    Ein langer Atem zahlt sich aus und auch wenn kurzfristig oder innerhalb des eigenen Anlagehorizonts Buchverluste auf dem Depot erscheinen, in der Vergangenheit hat sich eine Anlagedauer von 15 Jahren oder mehr bezahlt gemacht.

    Anmerkungen & Quellen

    Daten und Informationen aktualisiert: 02.08.2021

    Titelbild: Clay LeConey on Unsplash

    [1] Duncan Lamont (Schroders). The data that shows a case for long-term investing (22.04.2020).
    https://www.schroders.com/en/be/professional-investor/insights/markets/the-data-that-shows-a-case-for-long-term-investing/

    [2] Factsheet MSCI World Index (USD) (Stand: 30.06.2021)
    https://www.msci.com/documents/10199/178e6643-6ae6-47b9-82be-e1fc565ededb

    [3] MSCI World Index (Price, USD). End of day index data search. (30.07.2021)
    https://www.msci.com/end-of-day-data-search

    [4] Mark Lyck: Why 80% of Day Traders Lose Money.
    https://marklyck.medium.com/why-80-of-day-traders-lose-money-78d51b10fe25

  • Ist es sinnvoll in Kryptowährungen zu investieren?

    Ist es sinnvoll in Kryptowährungen zu investieren?

    Nach der ersten „Krypto-Ralley“ im Jahr 2017 als der Bitcoin innerhalb von rund 4 Monaten über 1000 % anstieg (von rund 1.500 USD im März 2017 auf knapp 19.000 USD am 19.12.2017[1]) schwankt der Preis aktuell (in den letzten Wochen, d. h. Anfang April 2021) bei rund 55.000 USD!

    Sollten wir aktuell überhaupt noch in Kryptowährungen investieren oder ist der „Zug“ bereits abgefahren und sollten deshalb besser kein Geld in Kryptowährungen investieren?

    Warum es trotzdem sinnvoll sein kann, einen kleinen Anteil des Portfolios in Kryptowährungen wie beispielsweise Bitcoin zu investieren und welche Gründe dagegen sprechen, möchten wir in diesem Beitrag diskutieren.

    Disclaimer

    Die Informationen in diesem Artikel stellen keine Ratschläge zum Investieren, keine finanziellen Ratschläge, keine Handelsratschläge oder andere Art von Ratschlägen dar. Die Inhalte des Artikels und der Website sollen nicht in diesem Sinne genutzt werden. Finanzpedia empfiehlt nicht, Kryptowährungen zu kaufen, verkaufen oder halten. Führt eigene Recherchen durch, denn Kryptowährungen bzw. deren Kurs kann Schwankungen unterliegen und im schlimmsten Fall kann es zu einem Totalverlust des eingesetzten Kapitals kommen!

    Was spricht für Kryptowährungen?

    3 Gründe warum in Kryptowährungen investiert werden sollte:

    Wer das Risiko tragen kann, hat nichts zu verlieren?

    Wer die Risiken tragen kann, d. h. mit Geldvermögen Kryptowährungen handelt, welches nicht benötigt wird bzw. deren Totalverlust verkraften kann, macht wahrscheinlich wenig falsch. Im Nachhinein sind wir meistens schlauer und wenn wir im Jahr 2030 zurückblicken, werden sich ggf. einige ärgern, dass sie nicht mit wenigstens 1 % ihres Vermögens oder wenigen 100 EUR das eigene Portfolio mit Kryptowährungen „befüllt“ haben. Wir dürfen uns an ähnliche „Rückspiegel“-Erfolge erinnern, welche zuhauf in den sozialen Netzwerken als Einzeiler veröffentlicht werden: „Wer 1997 nur 100 EUR in die Amazon-Aktie beim Börsengang investiert hätte, wäre heute knapp 220.000 EUR reicher“ oder so ähnlich. 2017 zum 20-jährigen Jubiläum der Amazon-Aktie wurde es so betitelt: „20 Jahre nach dem Börsengang: Wer 1997 nur 1000 Dollar in die Amazon-Aktie investiert hätte, wäre heute halber Millionär“[2].

    Spielwiese für Spekulanten

    Unabhängig vom Nutzen oder Zweck einiger Kryptowährungen, aufgrund der hohen Volatilität von Kryptowährungen sind diese vor allem für Spekulanten interessant. Wer investiert ist, hat auch die Möglichkeit auf potenzielle hohe Gewinne. Die Frage ist sicherlich, welche Kryptowährung zukünftig wie im Alltag verwendet werden kann und welchen Mehrwert für die Gesellschaft eine Kryptowährung mit sich bringt. Wer jedoch nicht investiert ist, hat keine Chance auf die potenzielle Upside.

    Es wird immer einfacher Kryptowährungen zu handeln

    Es wird immer einfacher Kryptowähren zu kaufen bzw. zu handeln. Über sogenannte Krypto-Börsen ist es möglich, die digitalen Währungen zu handeln. Häufig empfohlen werden beispielsweise BSDEX, bitcoin.de, Coinbase oder justtrade.com – vor allem im deutschsprachigen Raum.

    Was spricht gegen Kryptowährungen im Portfolio?

    3 Gründe, die gegen eine Investition in Kryptowährungen spricht:

    Kryptowährungen unterliegen hohen Risiken – Totalverluste sind möglich

    Die BaFin warnte uns Verbraucher Anfang 2021 nicht umsonst: „Bei allen diesen Anlagen (Anm. Kryptowährungen) können Verbraucherinnen und Verbraucher erhebliche Kapitalverluste erleiden. Auch ein Totalverlust ist möglich. Aus der hohen Volatilität und möglichen Illiquidität von Kryptowerten entstehen Risiken, die sie bei ihrer Anlageentscheidung berücksichtigen müssen.“[3] Und auch die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) warnte in ähnlichem Maße vor erhöhten Risiken durch Kryptowährungen Mitte März 2021[5].

    Steuerliche und regulatorische Änderungen können uns noch bevorstehen

    Aus der Investorenperspektive stellt sich die Frage nach Besteuerung und Regulierung.

    Aktuell lässt sich für steuerpflichtige Privatpersonen in Deutschland vereinfacht merken[4]: Wer Kryptowährungen länger als ein Jahr hält, muss auf die Veräußerungsgewinne keine Steuern zahlen. Wer Kryptowährungen innerhalb der Jahresfrist handelt und Gewinne über der 600 EUR Freigrenze erzielt, muss die vollen Veräußerungsgewinne versteuern. Darüber hinaus gibt es noch weitere Besonderheit bei der Besteuerung, wenn beispielsweise innerhalb der Haltefrist Tauschgeschäfte oder weitere Transaktionen getätigt werden.

    Langfristig könnten sich noch Änderungen bei der Besteuerung von Gewinnen aus Kryptowährungen ergeben und deshalb unter Umständen Kryptowährungen für langfristige Anleger unattraktiv werden lassen.

    Die Auswahl ist zu groß oder „auf welches Pferd soll ich setzen“?

    Aktuell werden auf coinmarketcap.com[1] über 4.700 Kryptowährungen aufgelistet und wöchentlich werden es mehr. Wer weiß schon genau, welche Währung in 20 Jahren noch da ist. Viele empfehlen deshalb in die „größte(n)“ Kryptowährung(en) (nach Marktkapitalisierung) zu investieren. Aktuell ist das der Bitcoin, mit rund 1.000 Mrd. USD und Ethereum, mit rund 250 Mrd. USD (Stand: 20.04.2021 laut[1]) Marktkapitalisierung.

    Fazit

    Ist es sinnvoll in Kryptowährungen wie Bitcoin zu investieren? Aus einer langfristigen Investorenperspektive ist es unmöglich vorherzusagen, ob sich ein Investment lohnt. Aber wer Geld übrig hat und einen kleinen Teil (beispielsweise 1–5 % oder wenige 100 EUR, je nach Vermögens- bzw. Budget-Situation) investieren möchte, um die potenziellen Gewinne mitzunehmen, kann das bestimmt mit gutem Gewissen machen. Aber wir sollten uns bewusst sein, dass Kryptowährungen immer noch eine spekulative Anlageklasse mit erheblichen Risiken ist und der Totalverlust möglich ist.

    Quellen

    [1] https://coinmarketcap.com/

    [2] https://meedia.de/2017/05/15/20-jahre-nach-dem-boersengang-wer-1997-nur-1000-dollar-in-die-amazon-aktie-angelegt-haette-waere-heute-halber-millionaer/

    [3] https://www.bafin.de/dok/15309256

    [4] https://www.datev-magazin.de/praxis/steuerberatung/besteuerung-von-bitcoin-co-1568

    [5] https://www.esma.europa.eu/press-news/esma-news/esma-sees-high-risk-investors-in-non-regulated-crypto-assets