Kategorie: Praxistipp

  • Es reicht anscheinend nur auf Aktien zu setzen, ein Leben lang – und Anleihen sind nicht nötig

    Es reicht anscheinend nur auf Aktien zu setzen, ein Leben lang – und Anleihen sind nicht nötig

    Früher dachte ich, dass es ab dem 40. Lebensjahr sinnvoll wäre, einen kleinen Teil meines Portfolios in Anleihen anzulegen.

    Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher, ob diese Strategie wirklich zu mir passt.

    Ein bekannter Ratschlag für langfristige Anleger besagt, dass wir mit zunehmendem Alter unseren Aktienanteil reduzieren und Anleihen beimischen sollten, oder ob Anleihen überhaupt ins Portfolio gehören. Eine neue Forschungsarbeit kommt zu einem etwas anderen Schluss, zumindest unter bestimmten Voraussetzungen.

    Die traditionelle Empfehlung für langfristige Anleger

    Wenn es um die Portfoliozusammenstellung geht, haben sich verschiedene Theorien und Varianten etabliert, die sich je nach Lebensphase oder Verlauf leicht unterscheiden.

    Die meisten Portfoliovorschläge beinhalten einen Mix aus Aktien und Anleihen. Häufig wird beispielsweise von konservativen oder risikofreudigeren Varianten gesprochen. Das wird dann beispielsweise als „defensives Portfolio“ für Vorsichtige bezeichnet und enthält beispielsweise 25 % Aktien und 75 % Anleihen. Das Gegenstück dazu sind die „offensiven Portfolios“, bei denen es umgekehrt ist: 25 % Anleihen und 75 % Aktien.

    Es gibt auch etablierte Faustregeln, die beispielsweise besagen, dass 100 minus dem Alter den Aktienanteil im Portfolio ergibt. Für 30-Jährige würde es beispielsweise bedeuten, dass 70 % des Portfolios aus Aktien bestehen sollten und 30 % aus Anleihen.

    Eins haben diese Portfoliovorschläge meist gemeinsam: Mit höherem Alter wird der Anleihenanteil erhöht.

    Risiko-Rendite-Verhältnis neu betrachtet: Aktien vs. Anleihen

    Aber warum ist die Aufteilung in Aktien und Anleihen so beliebt in der Vermögensallokation?

    Vereinfacht wird zwischen Risiko-Rendite-Verhältnissen unterschieden.

    Aktien werden beispielsweise als viel risikoreicher betrachtet, da die zugrunde liegenden Schwankungen viel höher sind als bei anderen Anlageklassen. Was wir am Aktienkurs gut verfolgen können und uns auch gut vorstellen können.

    Anleihen dagegen werden meist als weniger risikoreich bzw. risikoärmer angesehen, da wir mit Anleihen historisch weniger starke Schwankungen beobachten konnten.

    Diese Schwankung des Vermögens ist auch die zugrunde liegende Annahme hinter der bliebten Portfolioaufteilung in Aktien und Anleihen. Wir gleichen mit Anleihen im Portfolio, die kurzfristigen Schwankungen der Aktien aus.

    Und mit höherem Alter soll das Portfoliovermögen noch weniger Schanwankungen unterliegen und deshalb der Anleihenanteil immer weiter erhöht werden, was ja durchaus sinnvoll klingt. Wer will schon im hohen Alter, wenn es beispielsweise um den Verzehr des Vermögens in der Rentenphase geht, dass ein Portfolio kurzfristig um 50 % abstürzt?

    Aber fairerweise könnte es uns vielleicht auch egal sein, je nachdem, wie lang unsere Lebenserwartung ist und wie hoch unser Vermögen ist. Plus, was immer gerne unterschlagen wird: Wir müssen ja auch nicht alles zu diesem theoretischen Crash ausgeben, sondern könnten auch die kurzfristigen -50% im Portfolio „aussitzen“.

    Vielleicht sollten wir unser Portfoliorisiko danach ausrichten, ob wir unser erwartetes Gesamtvermögen erreichen können, und vielleicht gar nicht, wie stark unsere Vermögenswerte schwanken?

    Anleihen im Portfolio: Überbewertet oder unverzichtbar?

    Aber was ist jetzt besser für langfristige Anleger? Ein Portfolio aus Aktien und Anleihen, also eine Mischung von verschiedenen Risikoprofilen? Oder sind Anleihen gar nicht nötig?

    Eine neue Arbeit aus den USA kommt zu dem Schluss, dass Anleihen möglicherweise nicht notwendig sind, selbst im fortgeschrittenen Rentenalter. Dies gilt jedoch nur unter der Bedingung, dass international diversifiziert wird.

    Für die Untersuchung wurden verschiedene Anlagestrategien bzw. Vermögensallokationen herangezogen und miteinander verglichen. Von reinen Aktienstrategien bis zu reinen Anleihestrategien, über Zwischenstufen, also ein Mix aus Anleihen und Aktien, und ein Mix aus internationalen und lokalen Aktien.

    Um herauszufinden, was optimal für die Vermögensbildung, die Konsumfähigkeit im hohen Alter und insgesamt das Nettovermögen im hohen Alter ist.

    Dazu haben die Forscher historische Renditedaten ausgewertet und dann simuliert. Das ergab insgesamt mehr als eine Million Renditeszenarien aus nationalen und internationalen Aktien, Unternehmensanleihen und Staatsanleihen – insgesamt 38 Industrieländern im Zeitraum von 1890 bis 2019.

    Diese Datengrundlage wurde als Basis herangezogen, um den Lebensverlauf eines US-amerikanischen Paares zu simulieren. Ein Paar, das mit 25 Jahren beginnt zu sparen und nach 40 Jahren mit 65 in Rente geht. Während der Sparphase wird 10 % des Einkommens gespart und investiert, was zur Vermögensbildung angelegt wird. Während der Rentenphase wird jährlich 4 % vom Vermögensportfolio ausgegeben, wobei zusätzlich noch staatliche Rentenansprüche („Social Security Benefits“) berücksichtigt wurden.

    Simulationsergebnisse: Internationale Diversifikation ist wichtig

    Und jetzt das doch etwas überraschende Ergebnis für US-Anleger: Eine optimale Portfolioaufteilung ergab sich aus 50 % US-Aktien und 50 % internationalen Aktien, also gar keine Anleihen.

    Für Nicht-US-Anleger gab es eine leichte Verbesserung der untersuchten Faktoren einer Portfolioaufteilung von 35 % lokalen Aktien und 65 % internationalen Aktien während der gesamten Lebensphase. Unter lokalen Aktien können im Modell der Autoren Aktien aus der lokalen Währung verstanden werden. Für Anleger aus Europa beispielsweise würde das bedeuten, 35 % Aktien aus dem Euroraum und 65 % internationale Aktien zu halten.

    Langfristige Vermögensbildung ohne Anleihen: Eine realistische Option?

    Und das ist nicht die einzige überraschende Erkenntnis: Selbst ein kleiner Anteil Anleihen im Portfolio bringt keine besseren Ergebnisse in der Simulation. Auch wenn Anleihen zwar weniger stark schwanken als Aktien, hatten Anleihen langfristig ein höheres Verlustrisiko. Und zwar für unsere Kaufkraft. Und auch nach einem Börsencrash erholten sich Anleihen nicht so gut wie Aktien.

    Man könnte also fast sagen, dass Anleihen langfristig in Bezug auf unsere Gesamtrendite riskanter sind als Aktien.

    Was aber nicht heißt, dass Aktien sicherer sind. Auch wenn das alles danach klingt, dass ein reines Aktienportfolio optimal sei.

    Es gibt auch einen Haken. Ein Autor der Studie wurde in einem Bloomberg-Artikel folgendermaßen zitiert: „Solange Aktienanleger in der Lage sind durchzuhalten, sind sie am Ende mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit besser dran als jemand, der versucht, die kurzfristigen Schwankungen mit Anleihen auszugleichen.“

    „In der Lage sein durchzuhalten“, klingt so einfach. Aber dieser psychologische Effekt, die großen Schwankungen durchzustehen, was vor allem im Ruhestand mental wahrscheinlich nicht immer einfach zu verkraften ist, wenn nicht mehr regelmäßige Einkommen die Regel sind.

    Wie viel Schwankung wir ertragen können, ist jedoch höchst individuell und nur schwer messbar. Denn unsere Risikotoleranz hängt unter anderem von unseren bisherigen Erfahrungen ab – also wie viel wir jemals ertragen mussten und wie viel Vermögen wir zu diesem Zeitpunkt hatten.

    Langfristige Renditeperspektiven: Aktien vs. Anleihen

    Nichtsdestotrotz ist es schön zu sehen, dass ein reines Aktienportfolio auch langfristig über eine gesamte Lebensphase gute Resultate erzielen kann. Dennoch, einen Preis müssen wir dafür zahlen: hohe Buchverluste, die zwar nicht realisiert werden müssen, aber häufig dazu führen, dass Anleger schlechtere Renditen erzielen als einfache Indizes.

    Heißt das jetzt also, dass wir unsere Anleihen sofort verkaufen sollten oder besser gar keine kaufen sollten, wenn wir noch keine haben?

    Die Arbeit der Autoren wurde zwar bisher positiv aufgenommen und eingeordnet. Wie repräsentativ die Daten für die Zukunft sind wissen wir nicht.

    Plus: Nicht jeder möchte mit regelmäßig hohen Verlusten leben, sondern lieber „nachts besser schlafen können“ und dafür ein bisschen weniger Vermögen aufbauen. Was ja vollkommen okay ist.

    Die Jagd nach jedem Prozentpunkt Rendite wird manchmal ein bisschen übertrieben und zu sehr auf die Spitze getrieben.

    Aber selbst wer dann eine der gezeigten Strategien mit Anleihen verfolgt und vielleicht auch im Alter den Anleihenanteil erhöhen möchte, muss auch daran denken, diesen in regelmäßigen Abständen zu erhöhen. Und das ist mit einer einfachen Aktienstrategie weniger nötig.

    Neue Perspektiven für die Vermögensallokation: Aktien, Anleihen und individuelle Risikotoleranz

    Was sollten Anleger aus den neuen Erkenntnissen für die eigene Vermögensaufteilung mitnehmen?

    Ich glaube, für Anleger, die einen lebenslangen Anlagehorizont haben, ist es wichtig zu verstehen, dass die Portfolio-Schwankung nicht die einzige Risikokennzahl sein muss.

    Aber bei risikoreicheren Anlagen, und dazu zählen auch Aktien, müssen wir große Verluste hinnehmen können, auch wenn es nur Buchverluste sind.

    Schlussendlich sollten wir uns mit unserem Portfolio wohlfühlen, ob mit oder ohne Anleihen. Auch wenn wir nie sicher wissen, wie das Ergebnis in der Zukunft aussehen wird.


    Anmerkungen & Quellen


    Daten und Informationen, Stand: 08.02.2024

    Titelbild: Brandi Redd auf Unsplash

    Das Investement (2017): Erster Robo-Advisor macht Lebenszyklusfonds Konkurrenz.

    comdirect Magazin (2022): Geldanlage: Was ist eine Asset Allocation?

    Money Group (2018): This is How Much Money You Should Have in Stocks — at Every Age.

    Anarkulova, A., Cederburg, S., & O’Doherty, M. S. (2023). Beyond the Status Quo: A Critical Assessment of Lifecycle Investment Advice. Available at SSRN: https://ssrn.com/abstract=4590406

    Rational Reminder (2023): Episode 284: Prof. Scott Cederburg: Challenging the Status Quo on Lifecycle Asset Allocation.

    Bloomberg, Lu Wang (2023): You’re Better Off Going All In on Stocks Than Bonds, New Research Finds.

    Dalbar’s Quantitative Analysis of Investor Behavior report (QAIB).

    Rational Reminder Podcast (2023): Episode 281. https://rationalreminder.ca/podcast/281

    Rational Reminder Podcast (2023): Episode 284. https://rationalreminder.ca/podcast/284

  • Finanzielle Vorsätze für das neue Jahr

    Finanzielle Vorsätze für das neue Jahr

    Neues Jahr und immer noch nicht um die eigenen Finanzen gekümmert? Wir haben bekannte taktische Tipps und Anregungen zusammengetragen, die für das neue Jahr hilfreich sein können.

    1. Zeit nehmen – nur nicht zu viel

    Wenige Stunden am Stück sollten ausreichen, um sich einen guten Überblick über die eigenen Finanzen zu verschaffen. Was ist dafür nötig? Folgende Kennzahlen sollten wir notieren können:

    Dazu zählen zum einen die uns wohl meist bekannten Einnahmen – egal ob monatlich oder jährlich.

    Auf der anderen Seite stehen die Ausgaben und was davon übrig bleibt, diese Kennzahlen sind vielen wahrscheinlich nicht auf die schnelle bekannt.

    Und eng damit in Verbindung steht noch unser gesamtes Nettovermögen.

    Erfahrungsgemäß ist es jedoch nicht nötig und selten zielführend, sich zu viel Zeit zu nehmen. Wenige Stunden in unregelmäßigen Abständen sollten ausreichen. Täglich auf das Depot schauen, die Kontobewegungen „studieren“ oder stundenlang in Excel-Spreadsheets zu verbringen, um die kleinsten Ausgaben zu notieren, ist häufig leider Zeitverschwendung!

    2. Rücklagen aufbauen

    Es ist nicht die Frage, ob es etwas passiert, sondern wann.

    Diese Risikoperspektive können wir auch auf unsere Finanzen übertragen, deshalb sollten wir je nach individueller Situation für etwaige Notfälle Rücklagen haben. Teilweise wird auch vom „finanzielles Polster“ oder auch einfach nur „Not(fall)groschen“ gesprochen. Rücklagen helfen uns dabei, wie der Name impliziert, für Notsituationen finanziell gewappnet zu sein.

    Einige Netto-Monatslöhne sollten es mindestens sein. In der Praxis hat sich die Faustformel: Ungefähr 3-6x für Angestellte und 6-12x für Selbstständige etabliert. Aber schlussendlich hängt die Höhe der Rücklagen auch von der eigenen Risikobereitschaft ab und je nachdem wie hoch die Ausgabenquote ist: von den monatlich benötigten Ausgaben.

    Die einfachste und erfolgreichste Art Rücklagen aufzubauen ist folgendes Vorgehen:

    1. Höhe der aufzubauenden Rücklagen ermitteln – Differenz zu bereits vorhandenen Sparguthaben berücksichtigen
    2. Monatlich mögliche Sparrate berechnen (siehe dazu auch Vorsatz Nr. 3) oder festlegen
    3. Höhe der Rücklagen dividiert durch monatliche Sparrate ergibt benötigte Monate, bis Rücklagen vollständig vorhandene sind.
    4. Dauerauftrag einrichten und Sparrate auf separates Konto (Unterkonto, Tagesgeldkonto, etc.) überweisen lassen – befristet auf Anzahl der benötigten Monate aus Schritt 3

    Damit können wir dann ungeplante anstehende Rechnungen sofort begleichen und müssen nicht unser Dispo oder andere Fremdkapitalmöglichkeiten in Anspruch nehmen.

    3. Hohe Ausgaben identifizieren (sofern nötig)

    Wenn regelmäßig zu wenig Geld auf dem Konto übrig ist, sollten wir herausfinden, was die wesentlichen Ursachen sind.

    Eine einfache Möglichkeit dafür ist die Erfassung und Kategorisierung der eigenen Ausgaben. Entweder für die nächsten kommenden Monate, wenn diese anfallen oder einfacher: rückwirkend, basierend auf den Kontobewegungen der letzten Monate. Damit können wir ein Gefühl bekommen, wohin unser Geld geht.

    Zunächst sollten wir in der Lage sein, unsere monatlichen Ausgaben in mindestens eine der folgenden Kategorien aufzuteilen:

    • Fixe (wiederkehrende) Ausgaben: Miete, Versicherungen, Abos (Mobilfunk, Internet, …), etc.
    • Variable Ausgaben: Supermarkt, Restaurant, Geschenke, Kino, Hobby, etc.
    • Sparbeträge: Urlaubskonto, Kredittilgung, Zinszahlungen, etc.
    • Investitionen: Sparpläne, betriebliche Altersvorsorge, „Riester“-Verträge, Rentenversicherung, etc.

    Die Kategorien sollten als Beispiele verstanden werden und abhängig von der individuellen Situation angepasst werden. Besser einfach halten und beispielsweise bei den fixen Ausgaben ein „Aufschlag“ von 10 % addieren, sollten wir doch etwas vergessen haben.

    Schlussendlich sollten die „großen“ – also wesentlichen – Ausgaben identifiziert werden können und die Möglichkeit eruiert werden, diese zu vermindern. Beispielsweise könnten bestimmte fixe Ausgaben durch Kündigung eines Abos vermindert werden. Denn häufig gelingt uns es deutlich einfacher, bestimmte fixe Ausgabenpositionen einmal zu reduzieren, um langfristig weniger auszugeben. Als regelmäßige „spontane“ Restaurantbesuche zu reduzieren und damit Ausgaben zu reduzieren.

    Diese Übung kann auch für diejenigen hilfreich sein, die zwar monatlich Geld übrig haben, aber dennoch eine einigermaßen valide Planung für das neue Jahr vornehmen möchten, basierend auf den Gewohnheiten des letzten Jahres.

    4. Geld zur Seite legen – Ansparen oder Anlegen

    Wenn wir in der Lage sind, regelmäßig Geld auf die Seite zu legen, sollten wir uns überlegen, was wir damit „sinnvolles“ anstellen möchten.

    Regelmäßig Geld übrig – was soll damit geschehen?

    Auch wenn „sinnvoll“ wohl subjektiv bleibt. Im Kontext des finanziellen Wohlbefindens haben sich in der Praxis zwei Möglichkeiten etabliert: Ansparen oder Anlegen.

    Sparen auf eine größere Anschaffung?

    Ansparen bedeutet vereinfacht, dass das Geld „unter dem Kopfkissen“ angehäuft wird, ohne eine Realverzinsung zu erzielen. Das Kopfkissen wird zwar heutzutage beispielsweise durch ein Bankkonto ersetzt, aber der Effekt ist sehr ähnlich. Durch Ansparen allein wird das Geld real – also mit Berücksichtigung von Geldentwertung durch bspw. Inflation – nicht wesentlich mehr.

    Ansparen können wir beispielsweise auf konkrete Sparziele, wie die bekannte Weltreise, Eigenkapital für den Hauskauf, Auto, Handtasche, Hobby-Equipment und ähnliches. Denn da wir das Geld bald wieder benötigen und meistens nicht für mehrere Jahrzehnte „weggeben“ möchten, sollten wir – wenn überhaupt – das Geld sehr konservativ anlegen. Also beispielsweise auf dem Tagesgeldkonto der Hausbank oder alternativ Festgeld, wenn wir einen bestimmten Zeithorizont für die Verfügbarkeit haben.

    Investieren und Geld für sich arbeiten lassen?

    Wer einen längeren Anlagehorizont anstrebt, also das übrige Geld für mehrere Jahre (besser: Jahrzehnte) entbehren kann, sollte über eine „Investition“ nachdenken.

    Für die einen ist eine (eigene) Immobilie die geeignete Investition, für die anderen sind es Kapitalmarktprodukte, wie beispielsweise Aktien oder Fonds. Unabhängig von der Wahl, jede Investition mit entsprechenden dem Renditeversprechen ist mit bekannten Risiken verbunden. Diese können beispielsweise durch den erwähnten langen Anlagehorizont reduziert werden.

    Kapitalmarktprodukte über die eigene Hausbank oder doch lieber selbst aktiv werden?

    Wenn wir in Aktien oder Fonds investieren möchten, können wir entweder zu einer Filialbank gehen und uns dort beraten lassen oder auch einfach selbst aktiv werden.

    Die Filialbank bzw. deren Angestellte haben leider den Anreiz, die eigenen Produkte (bspw. Fonds) zu bewerben und empfehlen uns deshalb häufig auch nur diese. Der entscheidende Nachteil dieser Produkte sind die überdurchschnittlich hohen Kosten im Vergleich zu Produkten mit sehr ähnlichem Risiko-Rendite-Profil. Und selbst wenn Nachhaltigkeitsansprüche berücksichtigt werden sollen, sind die Hausbank-eigenen Produkte meist deutlich teurer, was sich langfristig stark auf den Ertrag (Rendite aus der Investition) auswirken kann.

    Wer die Geldanlage selbst in die Hand nehmen möchte, kann beispielsweise folgendermaßen vorgehen: Setze auf weltweit anlegende ETFs. Damit können wir die globalen Finanzmärkte für uns arbeiten lassen. Langfristig sind die Kosten und die Streuung entscheidend. Also günstige Produkte kaufen, die global das Geld anlegen und dann langfristig und regelmäßig dabei bleiben.

    5. Zum Schluss noch: Gutes tun

    Neben Geld vermehren, dürfen wir auch Gutes tun: Zum Beispiel Spenden für eine Sache, die uns am Herzen liegt. Zusätzlich können wir durch „gutes tun“ auch Steuern sparen. Je nach unserer Steueransässigkeit lassen sich Spenden in der Steuererklärung geltend machen und damit unsere Steuerlast reduzieren. Oder auch von Sachen trennen bzw. weitergeben, die wir seit Jahren nicht mehr benötigen.


    Anmerkungen & Quellen

    Daten und Informationen, Stand: 01.01.2023

    Titelbild: Kelly Sikkema (Unsplash)

  • Factsheets nachhaltiger ETF verstehen – welche Informationen finden wir wo?

    Factsheets nachhaltiger ETF verstehen – welche Informationen finden wir wo?

    Für die meisten von uns ist das Factsheet wohl eine der ersten Anlaufstellen, um sich über ETFs zu informieren und häufig auch eine Entscheidungshilfe zur Auswahl aus verschiedenen Anbietern. Wir finden dort wichtige Informationen zu ETFs auf wenigen Seiten zusammengefasst.

    Jedoch sind Factsheets regulatorisch nicht vorgeschrieben und deshalb unterscheiden sich die Ausgestaltung und vor allem der genaue Inhalt teilweise erheblich. In diesem Artikel erläutern wir:

    Warum es das Factsheet gibt und wozu es gedacht ist? Welche Informationen wir bei nachhaltigen ETFs auf dem Factsheet finden können, wie diese zu verstehen sind und was unterschiedliche Anbieter unterscheidet.

    Regulatorische Anforderungen – was ist vorgeschrieben und warum gibt es das Factsheet überhaupt?

    Fondsgesellschaften stellen uns Privatanlegern eine Vielzahl von Informationen zu deren Fonds bereit. Das Ziel dahinter ist, dass wir uns umfassend über die Produkte informieren können[1], um damit auch eine fundierte Entscheidung treffen zu können.

    ETFs fallen regulatorisch betrachtet unter die Kategorie der Investmentfonds und deshalb sind Vorschriften dazu in Deutschland im Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB)[2] festgehalten. Grundsätzlich haben uns Fondsgesellschaften (oder wie es im KAGB formuliert ist: Kapitalverwaltungsgesellschaften) drei wichtige Informationen zur Verfügung zu stellen – siehe dazu auch unten stehende Tabelle.

    DokumentBeschreibungRechtliche Grundlage
    Verkaufsprospekt (Prospekt)– rd. 100 Seiten lang
    – Veröffentlichung ist gesetzlich Vorgeschrieben
    – Enthält wirtschaftliche und juristische Details zu dem betreffenden Fonds
    § 164 KAGB
    Wesentlichen Anlegerinformationen (Key Investor Information Document; KID/KIID)– max. 2 DIN-A4-Seiten lang
    – Veröffentlichung ist gesetzlich Vorgeschrieben
    – auf wesentliche Informationen konzentriert, die wir Anleger benötigen
    § 166 KAGB,
    VO (EU) 583/2010
    Halb- / Jahresberichte– mehrere 100 Seiten lang
    – Veröffentlichung gesetzlich Vorgeschrieben
    – Enthält detaillierte Informationen zu gehaltenen Positionen, Tracking-Difference, etc.
    § 101, 103 KAGB
    Factsheets („Marketing-Anzeigen“)– zw. 2-6 Seiten lang
    – Veröffentlichung nicht vorgeschrieben
    – Werbe- / Marketinginformationen
    § 302 KAGB,
    VO (EU) 2019/1156
    Übersicht verschiedener Dokumente zu Information von Fonds (Quelle: Eigene Recherche)

    Verkaufsprospekt („Prospekt“)

    Erstens, das s.g. Verkaufsprospekt[3] (oder teilweise auch kurz Prospekt[4] genannt), das die Anbieter gesetzlich vorgeschrieben „auf der Internetseite zugänglich zu machen“ haben. Aktuell gibt es rund 50 konkrete Vorgaben, welche Informationen im Prospekt aufzunehmen sind und auch vereinzelt wie diese zu machen sind.

    Zum Leidwesen für uns Anleger sind die Verkaufsprospekte teilweise über 100 Seiten lang und fast ausschließlich in Prosa formuliert. Auch wenn die Prospekte verschiedener Anbieter zwar inhaltlich ähnlich strukturiert sind, da das Gesetz vorgibt, welche Angaben zu enthalten sind, werden die meisten von uns wohl nicht diese als Grundlage nutzen, um verschiedene ETFs miteinander zu vergleichen.

    Wesentlichen Anlegerinformationen – Key Investor (Information) Document

    Ebenfalls regulatorisch verpflichtend, jedoch deutlich komprimierter, sind die s.g. wesentlichen Anlegerinformationen. Im angelsächsischen Raum auch häufig mit dem Akronym KIID bzw. KID abgekürzt, kurz für Key Investor (Information) Document. Gemäß § 166 (4) KAGB i.V.m. Artikel 6 der Verordnung (EU) Nr. 583/2010 darf das „Dokument mit den wesentlichen Informationen für den Anleger (…) ausgedruckt nicht länger als zwei DIN-A4-Seiten sein“.

    Ziel ist, dass wir Anleger in die Lage versetzt werden können, „Art und Risiken des (…) Anlageproduktes zu verstehen und auf dieser Grundlage eine fundierte Anlageentscheidung zu treffen“[5]. Im Gegensatz zum Verkaufsprospekt, sind die wesentlichen Anlegerinformationen auf wenige Seiten reduziert, aber ebenfalls in Prosa formuliert.

    Das KAGB beschreibt in § 166 (2) KAGB welche Angaben mindestens enthalten sein müssen. Dazu zählen beispielsweise:

    1. Identität des Investmentvermögens und der für das Investmentvermögen zuständigen Behörde,
    2. kurze Beschreibung der Anlageziele und der Anlagepolitik,
    3. Risiko- und Ertragsprofil der Anlage,
    4. Kosten und Gebühren,
    5. bisherige Wertentwicklung und gegebenenfalls Performance-Szenarien,
    6. eine Erklärung darüber, dass die Einzelheiten der aktuellen Vergütungspolitik auf einer Internetseite veröffentlicht sind, wie die Internetseite lautet und dass auf Anfrage kostenlos eine Papierversion der Internetseite zur Verfügung gestellt wird; (…) und
    7. praktische Informationen und Querverweise.

    Halb- bzw. Jahresberichte

    Die Halb- bzw. Jahresberichte der ETFs sind ebenfalls regulatorische verpflichtend[6] uns zugänglich zu machen. Jeweils im Verkaufsprospekt und den wesentlichen Anlegerinformationen ist anzugeben, an welchen Stellen diese Berichte uns zugänglich gemacht werden – also beispielsweise, ob wir diese auf der Webseite des Anbieters abrufen können.

    In diesen Berichten sind uns unter anderem Informationen zur Vermögensaufstellung, abgeschlossene Geschäfte sowie Anzahl und Wert der Anteile aufzuführen. Für Aktien-ETFs beispielsweise alle gehaltenen Aktien und auch eine sogenannte Ertrags- und Aufwandsrechnung zum bestimmten Stichtag – also welche Mittel dem Fonds zugeflossen oder entnommen wurden.

    Factsheets – die „werbefreundliche“ Information

    Neben den drei oben aufgeführten Informationsmöglichkeiten gibt es noch die bekannten „Factsheets“, diese sind jedoch nicht gesetzlich vorgeschrieben, sondern sind vereinfacht ausgedrückt „Marketing-Anzeigen“[7]. Dass es sich um Marketing- bzw. Werbeinformationen handelt, ist auf den Factsheets auch mehr oder weniger prominent ersichtlich – abhängig aber vom jeweiligen Anbieter.

    Vanguard beispielsweise verwendet aktuell den Begriff „Marketinginformation“ und Amundi den Hinweis „Dieses Dokument ist Werbung“. iShares dagegen formuliert ausschließlich im Kleingedruckten, dass es sich um ein Marketingdokument handelt: „Die Angaben zu den aufgeführten Produkten in diesem Dokument dienen ausschließlich Informationszwecken.“

    Factsheets – welche Informationen finden wir wo?

    Die meisten ETF-Anbieter verwenden glücklicherweise eine ähnliche Struktur für deren Factsheets. Am Beispiel der nachhaltigen Indexreihe SRI von MSCI haben wir uns die Factsheets von Amundi, iShares und UBS angesehen und zeigen nachfolgend Gemeinsamkeiten und Unterschiede wesentlicher Inhalte auf.

    Schematische Struktur von ETF Factsheets. Wie sind Factsheets aufgebaut?

    Der Aufbau von Factsheets lässt sich meistens in drei Teile aufgliedern (siehe auch Grafik oben): Erstens der Header mit Informationen zum ETF-Emittenten, wie beispielsweise das Logo und Name, die Bezeichnung des ETFs und der Stand der Informationen mit Datumsangabe. Einige Anbieter heben bereits im Header deutlich hervor, dass es sich um Marketing-Informationen handelt. Vor allem Amundi und UBS sind hier besonders vorbildlich – siehe dazu auch unten stehende Abbildung.

    Header (Kopfzeile) ausgewählter nachhaltiger ETF-Anbieter im Vergleich (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Factsheets von Amundi, UBS und iShares, Stand: Januar 2022)

    Die wesentlichen Inhalte der Factsheets sind abhängig vom jeweiligen Anbieter unterschiedlich strukturiert. Typische Informationen sind beispielsweise das Anlageziel, wichtige Kennzahlen, die Wertentwicklung und auch die größten gehaltenen Positionen sowie die regionale Aufteilung der Aktien im ETF.

    Schlussendlich befindet sich zuletzt noch das Kleingedruckte auf den Factsheets. Also die typischen Haftungsausschlüsse, weiterführende Informationen und regulatorische Hinweise.

    Anlageziel / Kurzbeschreibung

    Das Anlageziel des ETFs beschreibt in wenigen Sätzen, welchen Index der jeweilige ETF abbildet. Bei nachhaltigen Indizes finden wir dort auch teilweise erste Informationen dazu, in welche Branchen bzw. Aktivitäten von Unternehmen nicht investiert wird.

    Die Formulierung unterscheidet sich bei den verschiedenen Anbietern meist nur minimal: Amundi beispielsweise „versucht, die Performance des jeweiligen Index so genau wie möglich nachzubilden“. iShares ist „bestrebt, die Performance eines Index nachzubilden“. Und UBS „strebt an, die Kurs- und Wertentwicklung des jeweiligen Index nachzubilden“. UBS erläutert zusätzlich noch, wie Grundsätzlich deren ETFs investieren, also „in Aktien, die im jeweiligen Index vertreten sind“ und auch, dass „die Gewichtung der jeweiligen Indexgewichtung entspricht“.

    Einzig Amundi erwähnt beispielsweise die vom Fonds ausgeschlossenen Emittenten, also die Unternehmen, die in bestimmten Bereichen bzw. Branchen nicht aktiv sein dürfen. Bei iShares und UBS sucht man bisher noch vergeblich nach Angaben zum konkreten Nachhaltigkeitsansatz – siehe dazu auch unten stehende Abbildung.

    ETF-Emittenten beschreiben das Anlageziel bzw. Beschreibung des Fonds unterschiedlich detailliert (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Factsheets von Amundi, UBS und iShares, Stand: Januar 2022)

    Wer genau wissen möchte, welche Branchen oder Aktivitäten ausgeschlossen werden bzw. was den Index „nachhaltig“ macht. Findet entweder auf der Website der ETF-Anbieter teilweise weitere Informationen oder die verlässlichere Variante: Die Informationen der Quelle, also die des Indexanbieters. Da das mitunter sehr umfangreiche Dokumente sein können, haben wir hier eine Übersicht wichtiger Ausschlusskriterien ausgewählter nachhaltiger Indizes zusammengestellt.

    Hauptmerkmale / Eckdaten

    Darüber hinaus gibt es meist ebenfalls auf der ersten Seite eine Rubrik, die in tabellarischer Form wichtige Daten zum ETF zusammenfasst. Amundi nennt diese „Hauptmerkmale„, iShares „Eckdaten“ und UBS hat dafür zwar keine dedizierte Bezeichnung, aber dafür recht prominent unter der Beschreibung des Anlageziels dargestellt (siehe Abbilung unten). Bei anderen Anbietern wird dieser Bereich teilweise schlicht „Informationen“ (DWS) oder „Hauptmerkmale“ (Lyxor) genannt.

    Unterschiedliche Darstellung und Ausgestaltung wichtiger Fonds-Informationen von ETFs (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Factsheets von Amundi, UBS und iShares, Stand: Januar 2022)

    Dieser Bereich ist unserer Erfahrung nach für die meisten von uns besonders interessant, da dort wichtige Eigenschaften des ETFs aufgeführt werden. Dazu zählen beispielsweise die Kosten, Replikationsmethode, Währung, Kennnummer oder das Fondsvolumen.

    In der nachfolgenden Tabelle haben wir die häufigst genannten Kennzahlen kurz beschrieben und die verwendeten Begriffe dazu aufgeführt:

    KennzahlenKurzbeschreibung
    Laufende Kosten, Gesamtkostenquote, Pauschalgebühr, Total Expense Ratio (TER)Die gesamten Kosten, welche für die Auflagen und Verwaltung des ETFs anfallen und direkt vom Fondsvolumen beglichen werden und somit die Rendite des ETFs verringern können, obwohl wir als Anleger keine „Ausgaben“ feststellen.
    Typische Gebühren die darunter fallen sind bspw. Administration, Verwaltung, Depotbankgebühr, Börsenzulassungsgebühr und unter Umständen auch Steuern des Fonds.
    Wichtig: Für Privatanleger können weitere Kosten anfallen, die durch die TER nicht abgedeckt sind. Bspw. die Transaktionsgebühr durch den Broker (Bank), Depotführung (Bank), persönliche Steuern (Kapitalertragsteuer, …), usw.
    Auflegedatum, LancierungsdatumDatum, in dem die Anteile des ETFs erstmalig ausgegeben wurden.
    Replikationsmethode, Methodik, PortfoliomethodeWelche Art von Wertpapiere im Index gehalten werden bzw. wie der Index abgebildet wird.
    Direkte (physische) vollständige Replikation: ETF investiert in alle Wertpapiere aus dem zugrundeliegenden Index.
    Optimierte Nachbildung: ETF investiert in eine repräsentative Auswahl der Wertpapiere aus dem Index.
    Indirekte (synthetische) Replikation: ETF versucht über s.g. Swap-Geschäfte die Performance des Index nachzubilden.
    Gewinnverwendung, Ertragsverwendung, Ausschüttung, DividendenHinweis über die Verwendung der Ausschüttungen (Dividenden, Zinsen) im Fonds.
    Thesaurierend, Wiederanlage: Ausschüttungen werden wieder angelegt.
    Ausschüttend: Erträge werden an die Anleger ausgeschüttet.
    Währung, BasiswährungWährung des ETFs.
    Währung der AnteilsklasseWenn sich die Basiswährung und die Währung der Anteilsklasse unterscheiden, unterliegen Anleger einem Fremdwährungsrisiko.
    ISIN (International Securities Identification Number) / WKN (Wertpapierkennnummer), WP-Nr.Die ISIN bzw. WKN ist eine eindeutig identifizierbare Nummer, die einem Wertpapier zugeordnet ist.
    ISIN (International Security Identifikation Number) ist eine zwölfstellige Buchstaben-Zahlen-Kombination, wobei die ersten zwei Buchstaben als Ländercode angegeben sind und häufig dem Fondsdomizil entsprechen.
    WKN (Wertpapierkennnummer) ist eine sechsstellige Buchstaben-Zahlen-Komination, die in Deutschland verwendet wird.
    Fondsvolumen, Fondsvermögen, NettovermögenGesamtheit der zum Fonds gehörenden Vermögenswerte. Eine Aufstellung der detaillierten Vermögenswerte in einem ETF sind im jeweiligen Halb- / Jahresbericht der Emittenten aufgeführt.
    Domizil, GesellschaftssitzDas Land in dem der Fonds (ETF) aufgelegt wurde und welchen Gesetzen dieser unterstellt ist.
    Häufige aufgeführte Kennzahlen auf Factsheets unterschiedlicher Anbieter nachhaltiger ETFs (Quelle: Eigene Recherche)

    Wertentwicklung / Performance

    Die (Wert-)Entwicklung oder Performance ist eine Kennziffer für den „Erfolg“ der im Fonds gehaltenen Vermögenswerte innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Diese Rendite wird für gewöhnlich als prozentuale Veränderung des Nettoinventarwerts der Anteilsklasse von einem zum anderen Jahresende berechnet. In der Regel werden sämtliche Kosten des Fonds (siehe: TER in Tabelle oben) abgezogen.

    Hervorzuheben sind insbesondere zwei Themen, die häufig in diesem Bereich aufgeführt sind bzw. in Zusammenhang mit der Wertentwicklung stehen.

    Zum einen der Vergleich der Wertentwicklung von Fonds und Benchmark. Hier sind vor allem die Unterschiede der Renditen von Fonds und Referenzindex relevant – also die s.g. Tracking Difference (auch: Nachbildungsunterschied). Also wie genau schafft es der Fonds den zugrundeliegenden Index nachzubilden.

    Die absoluten Werte hingegen, beispielsweise der jährlichen Performance von unterschiedlichen Anbietern zu vergleichen, ist am Beispiel der drei „SRI-ETFs“ von Amundi, UBS und iShares nicht zielführend, da diese auf unterschiedlichen Referenzindizes basieren und deshalb beispielsweise auch unterschiedliche Titel enthalten können. Wenn jedoch verschiedene ETFs basierend auf demselben Refernezindex verglichen werden, kann diese Kennzahl besonders hilfreich sein.

    Ein weiteres wichtiges Thema ist der s.g. Tracking Error, der wiederum basiert auf der Volatilität von Index und ETF ermittelt wird. Also wie stark die Schwankungen des Fonds um seinen Mittelwert pro Jahr sind. Von den gezeigten Anbietern haben ausschließlich UBS und Amundi diesen auf dem Fachtsheet aufgeführt. Bei iShares müssen wir dafür in den Jahresbericht schauen.

    Wichtige Informationen / Hinweise – das „Kleingedruckte“

    Zuletzt beinhalten ETF-Factsheets noch s.g. „Wichtige Informationen“ oder „Hinweise“ genannt. Dort finden wir in der Regel die regulatorisch notwendigen „Vorschriften“, die nach § 302 KAGB für Werbe-Anzeigen mit aufzuführen sind. Dazu zählt beispielsweise, dass „jederzeit darauf hingewiesen wird, dass ein Prospekt existiert und dass die wesentlichen Anlegerinformationen verfügbar sind.“

    Informationen zur „Nachhaltigkeit“

    Seit Anfang 2021 sind Finanzdienstleister verpflichtet, bestimmte Informationen zur Nachhaltigkeit offenzulegen – Stichwort: SFDR (Sustainable Finance Disclosure Regime). Demnach können Produkte in drei Nachhaltigkeitskategorien eingeordnet werden.

    Die meisten Anbieter kommen dieser Offenlegungspflicht bisher auf der Website nach. Auf den Factsheets zeigen nur wenige Emittenten die Klassifizierung in die verschiedenen Kategorien. Von den gezeigten drei hat UBS auf dem Factsheet die

    In Factsheets von iShares nachhaltiger ETFs, werden zudem sogenannte „Nachhaltigkeitseigenschaften“ aufgeführt. Diese führen zwar keine detaillierten Informationen zu ausgeschlossenen Unternehmen oder Branchen auf, sondern Details und Beschreibungen zum ESG-Rating des ETFs.

    Vor allem bei nachhaltigen ETFs sind die abzubildenden Indizes besonders wichtig. Da diese uns Informationen darüber geben, welche Branchen oder Aktivitäten beispielsweise ausgeschlossen werden. Nur auf vereinzelten Factsheets werden uns diese Informationen zur Verfügung gestellt.

    Fazit

    Zusammengefasst ist es vor allem wichtig zu verstehen, dass Factsheets genau genommen Werbung bzw. Marketinginformationen zu den jeweiligen Produkten sind.

    Unter anderem deshalb werden diese Dokumente von den Anbietern unterschiedlich strukturiert und bekannte Kennzahlen auch teilweise unterschiedlich benannt. Vor allem hinsichtlich Nachhaltigkeitskriterien oder nach welchen Regeln der zugrundeliegende Index Unternehmen auswählt bzw. ausschließt, finden wir bisher leider sehr wenig bis mitunter auch gar keine Informationen auf den Fachtsheets nachhaltiger ETFs.

    Factsheets können uns jedoch helfen einen ersten Überblick über das Finanzprodukt zu bekommen, um beispielsweise auf wenigen Seiten die wichtigsten Informationen sichten zu können. Um sicherzugehen, sollten wir vor einer etwaigen Kaufentscheidung trotzdem entweder die Webseiten der Anbieter und die dort aufgeführten Informationen sichten. Abhängig von der jeweiligen Kennzahl sind diese dort entweder aktueller oder bestimmte Angaben sind regulatorisch vorgegeben und deshalb für gewöhnlich ausschließlich auf den Websites zu finden.

    Anmerkungen & Quellen

    Daten und Informationen, Stand: 20.01.2022

    Titelbild: Kelly Neil (Unsplash)

    [1] BaFin (2021): Prospekte für Vermögensanlagen. https://www.bafin.de/DE/Aufsicht/Prospekte/Vermoegensanlagen/prospektevermoegensanlagen_node.html

    [2] Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB): https://www.gesetze-im-internet.de/kagb/KAGB.pdf

    [3] § 164 KAGB.

    [4] BaFin: Wertpapierfonds auf einen Blick. https://www.bafin.de/dok/7849568

    [5] § 166 (1) KAGB.

    [6] § 107 (4) KAGB.

    [7] VO (EU) 2019/1156. http://data.europa.eu/eli/reg/2019/1156/oj

  • Nachhaltigkeitstrends (ESG) für 2022

    Nachhaltigkeitstrends (ESG) für 2022

    Im Jahr 2012 veröffentliche MSCI erstmals den s.g. ESG Trends to Watch Report[1]. Damals waren vor allem Themen wie der Klimawandel sowie der Wert von Human- und Naturkapital im Fokus, welche sich auch in dieser oder ähnliche Form in den darauf folgenden Jahren widerspiegelten. Andere Themen wiederum waren nur von kurzer Dauer, wie beispielsweise die Steuergerechtigkeit und Datensicherheit, die damals noch „Nischenthemen“ waren und heute quasi zum Standard gehören und von Unternehmen als wesentliche Risiken anerkannt und adressiert werden.

    Aber was wird das Jahr 2022 und das kommende Jahrzehnt bringen?

    MSCI hat im Dezember 2021 den zehnten 2022 ESG Trends to Watch Report veröffentlicht, in dem zehn Risiken bzw. Themen im Kontext der „Nachhaltigkeit“ vorgestellt sind[2]. In diesem Artikel beleuchten wir eine Auswahl von Risiken für uns Privatanleger und warum uns diese in den nächsten Jahren beschäftigen könnten. Den vollständigen Report von MSCI findet Ihr unter folgendem Link.

    Ökologische Faktoren im Fokus – E steht über S & G

    ESG bzw. das Thema Nachhaltigkeit soll zwar wie der Name impliziert gleichermaßen ökologische und soziale Kriterien sowie Faktoren der guten Unternehmensführung abdecken. Aktuell stehen jedoch vor allem die ökologischen (E, Environmental) Themen im Fokus, was vor allem die Bedrohung durch die globale Erderwärmung und die nicht mehr lang verbleibende Zeit widerspiegelt.

    Unternehmen drängen auf Netto-Null-Emissionen entlang der Lieferkette – der neue „Amazon Effekt“

    Die meisten von uns haben wohl bei bzw. über Amazon eingekauft, aber von wem bezieht Amazon oder die Verkäufer auf der Plattform Waren?

    Unternehmen bzw. Vorstände weltweit verkünden Netto-Null-Ziele und dennoch stellt sich häufig die Frage: Wie sieht es mit den Lieferanten der Unternehmen aus? Die Unternehmen selbst arbeiten an einem Netto-Null-Ziel und könnten zukünftig auch auf die Lieferanten Druck ausüben, Treibhausgasemissionen (THG) zu reduzieren.

    Beispielsweise benötigt fast jedes Unternehmen Energie bzw. Versorger in der vorgelagerten Lieferkette. Wenn Stromanbieter von fossilen Energieträgern auf erneuerbare Energien umschwenken, profitieren davon indirekt auch die nachgelagerten Unternehmen von eingesparten Emissionen. Ein weiteres besonders für Privatpersonen anschauliches Beispiel bezieht sich auf die Nutzung von Cloud-Anbietern, wie Amazon, Microsoft oder Apple. Laut Gartner[2] werden von vier Anbietern rund zwei-drittel (~66 %) des Gesamtmarktes im B2B-Geschäft abgedeckt[1]. Sollten diese Unternehmen beispielsweise Netto-Null-Ziele durch direkte und indirekte Emissionen (Scope 1 + 2) erreichen, würden sich die Emissionen für Unternehmen aus der vorgelagerten Wertschöpfungskette (Scope 3) um rund 0,5 %[1] der gesamten globalen Emissionen verringern.

    Unternehmen versuchen jetzt auch die Emissionen in der Wertschöpfungskette zu verstehen, was laut MSCI vor allem durch die strengeren Regeln für die CO₂-Berichtspflichten durch die Regulierung begründet wird. Die meisten großen IT-Unternehmen haben sich zwar alle zu einem Netto-Null-Ziel bekannt, jedoch sind die Definitionen von „Netto-Null-Emissionen“ unterschiedliche umfassend. Kein IT-Unternehmen kann jedoch Emissionen der vorgelagerten Lieferkette (Scope 3 Emissionen) verringern, ohne deren Zulieferer – von beispielsweise Chips oder Servern – zu animieren, einem ähnlichen Beispiel zu folgen.

    Das Kohle-Dilemma: Veräußerung oder Engagement von CO₂-intensiven Investitionen

    Das Ziel ist häufig ein Portfolio mit Netto-Null-Emissionen aufzubauen. Divestments aus fossilen Energieträgern (Veräußern von investierten Vermögenswerten, die im Zusammenhang mit fossilen Energieträgern stehen) scheinen dafür häufig der einfachste Weg zu sein. Bisher war das auch für institutionelle Investoren eine Möglichkeit, Unternehmen auf die Energiewende aufmerksam zu machen. Laut MSCI wird es jedoch kaum reichen, um damit die gesamte Wirtschaft auf Netto-Null-Emissionen zu bringen.

    Eine Antwort auf die Frage, wie ein klimaneutrales Portfolio aufgebaut werden kann, ist das einfache „entfernen“ von CO₂-intensiven Versorgern oder Energieunternehmen. Dieser Ansatz wird beispielsweise durch die gängigen nachhaltigen ETFs mit einfachen Ausschlusskriterien verfolgt.

    Am Beispiel eines hypothetischen Portfolios, das auf dem MSCI ACWI Index basiert, würden zum Stand des MSCI-Reports 69 Aktien ausgeschlossen. Das führt zu 19,5 % weniger Emissionen, während nur 1,65 % der Portfolio-Gewichtung aufgegeben wird. MSCI führt jedoch zwei Gründe auf, warum das wahrscheinlich zu kurz gedacht ist:

    Erstens, Divestments hätten wenig direkten Einfluss auf die realen Emissionen oder globale Erwärmung. Denn nur weil ein kleiner Teil der Anleger bestimmte ökologische fragwürdige Unternehmen aus dem Portfolio entfernen, werden dadurch nicht direkt Emissionen eingespart. Das Unternehmen existiert – zumindest für einen bestimmten Zeitraum und solange es noch ausreichend Anleger gibt – weiterhin.

    Zweitens, Unternehmen verfolgen unterschiedliche Klimaziele und steuern laut MSCI in große unterschiedliche Richtungen – in Bezug auf die theoretische Auswirkung auf die Erderwärmung.

    MSCI beschreibt es ganz passend: In den letzten Jahren wurde über die unterschiedlichen Vorteile von Veräußerungen vs. Beteiligungen als Mittel zur Reduzierung von CO₂-Emissionen diskutiert. Mittlerweile gehen Unternehmen oder Regierungen – und damit regulatorische Vorgaben und Ziele – teilweise unterschiedliche Wege bzw. planen mit abweichenden Zeithorizonten. Deshalb sollten wir Anleger beide Möglichkeiten (Des- oder Investition) geschickt verwenden, um damit vielleicht einen kleinen Beitrag zur klimapolitischen Diskussion zu leisten.

    Greenwashing geht mit einheitlicher ESG-Terminologie zurück

    Investitionen in ESG Fonds waren 2021 auf einem Höhepunkt und haben vor allem in Europa neue Rekorde verzeichnet[3]. Nichtsdestotrotz gibt es immer wieder (berechtigte?) Kritik an den verschiedenen ESG-Bewertungen. Unternehmen haben großen Anreiz gute ESG-Bewertungen von den großen Ratingagenturen zu erhalten, da diese häufig als Basis oder Unterstützung für nachhaltige Anlagen wie Fonds dienen. Und je nach Methodik der Ratingagenturen unterscheiden sich die ESG-Bewertungen einzelner Unternehmen teilweise leider deutlich.

    Laut MSCI gibt es aber auch positives zu berichten: Es scheint einen vermehrten Trend zur einheitlichen Terminologie zu geben, der auch zu mehr Transparenz führt und damit hoffentlich die Investitionsentscheidung erleichtert. Damit werden hoffentlich die „grünen Anstriche“ auf Fonds erschwert und die Begründung „nachhaltiger Behauptungen“ erleichtert.

    Institutionelle Anleger haben bereits heute zahlreiche Möglichkeiten Fonds und Unternehmen zu bewerten. Dazu zählen beispielsweise die Transparenz-Berichte von PRI, die Offenlegungsstandards vom CFA Institute oder auch die MSCI ESG Fonds Bewertungen.

    Für Privatanleger gibt es dagegen bisher weniger einfach verständliche Lösungen zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Investitionen. Seit März 2021 beispielsweise müssen Kapitalanlagegesellschaften (KAG) auf Fondsprospekten die gemäß der EU Offenlegungsverordnung (Sustainable Finance Disclosure Regulation, SFDR) erforderlichen Nachhaltigkeit-Klassifizierungen veröffentlichen. Mit weiteren Konkretisierungen der SFDR und Anforderungen durch die nationale Aufsichtsbehörde (in Deutschland die BaFin) könnten diese zukünftig sogar noch erweitert werden.

    Vor allem Fonds, die nach ESG-Kriterien investieren, sind besonders divers: Auch wenn Fonds in der Bezeichnung das Kürzel „ESG“ führen, verfolgen diese teilweise sehr unterschiedliche Ziele und verfolgen individuelle Nachhaltigkeitsansätze. „Greenwashing“ könnte in der Zukunft deutlich erschwert werden, wenn weitere Offenlegungspflichten dazu führen, dass ESG Ziele, Ansätze und Kriterien Teil von neuen etablierten Standards werden.

    ESG-Bewertungen bleiben spezifisch und werden keine ganzheitliche Nachhaltigkeitsperspektive abbilden können

    Laut MSCI verstanden und nutzen noch vor einem Jahrzehnt nur „eine Handvoll“ Investoren ESG-Ratings. Heutzutage sieht es dagegen häufig anders aus: Investoren, Unternehmen, Medien und auch die Öffentlichkeit erwarten ESG-Ratings, um verschiedene Fragen beispielsweise hinsichtlich der Klimafreundlichkeit oder Diversität auf Vorstandsebene zu beantworten. Aber MSCI beschreibt es treffend: Eine ESG-Bewertung bleibt, was es schon immer war; eine Linse für spezifische Dimensionen der vielen Nachhaltigkeitskriterien, die bestimmten Stakeholdern wichtig sind.

    Auch, wenn ESG-Bewertungen der verschiedenen Ratingagenturen zukünftig noch schärfer abgegrenzt werden sollten, sind diese für Anleger mit Nachhaltigkeitsinteressen wohl unabdingbar, um zumindest einen ersten Eindruck über die verschiedenen Kennzahlen und ESG-Kriterien einzelner Unternehmen, Fonds, Indizes oder anderen Investitionsmöglichkeiten zu bekommen.

    Privatanleger sollten jedoch nicht erwarten, dass es eine einheitliche Kennzahl oder Kriterium für „Nachhaltigkeit“ geben wird. Sondern stattdessen verschiedene Quellen für die Bewertung von einzelnen Kriterien nutzen und mit den eigenen Nachhaltigkeitsansprüchen abgleichen.

    Kaffee oder Fleisch: Biodiversität und die Zukunft unserer Ernährung

    Etwa ein Drittel der weltweiten Treibhausgase fallen auf das weltweite „Ernährungssystem“ – damit sind alle Elemente und Aktivitäten in Bezug auf die Produktion, Verarbeitung, Vertrieb und Konsum von Nahrung inkludiert[4].

    Kaffee beispielsweise wird zu großen Teilen in Brasilien angebaut, hergestellt und von dort exportiert – was zu Teilen mit dem Amazonas-Regenwald zusammenhängt. Die Bohnen benötigen besondere Bedingungen zum Anbau: warm, mit hoher Luftfeuchtigkeit; nicht zu kalt, aber auch nicht zu warm. Brasilien konnte im Jahr 2021 keine gute Ernte einfahren, da das Jahr vor allem durch eine schlimme Dürre gezeichnet war und deshalb der Preis für Kaffee deutlich anstieg[1]. Laut MSCI könnte sich das bis 2050 noch verschlimmern und geeignete Flächen für den Anbau von Kaffeebohnen halbiert werden.

    Ein weiteres Beispiel bezieht sich auf den seit Jahren anhaltenden Trend von „alternativen Proteinquellen“. Unabhängig ob diese aus Pflanzen oder im Labor hergestellt sind, werden dafür keine Anbauflächen vom Regenwald benötigt.

    Zusammengefasst ist wohl ein entscheidender Punkt: Wer am nächsten Tag eine heiße Tasse Kaffee trinken möchte, sollte bereits heute eine fleischlose Alternative finden.

    Ähnliches gilt wahrscheinlich für das eigene Portfolio: Ein genauer Blick auf die Unternehmen im Depot und welche strategischen Ziele und Pläne diese bezüglich der zukünftigen Ernährung verfolgen, kann wohl nicht schaden.

    Fazit

    Zusammengefasst sieht MSCI für die kommenden Jahre im Kontext von ESG und Nachhaltigkeit vor allem ökologische Themen im Fokus, die sich beispielsweise auf den zukünftigen Fokus von Unternehmen auf Netto-Null der gesamten Wertschöpfungs- bzw. Lieferkette beziehen. Darüber hinaus könnten private Unternehmen ebenfalls in den Fokus gelangen, da bisher vor allem die durch Private Equity finanzierten Unternehmen bisher wenig Auskunft darüber geben. Zusätzlich scheint ESG im Mainstream angekommen zu sein. Mittelzuflüsse in s.g. ESG Fonds wurden bisher jährlich übertroffen. Und zuletzt werden sich wohl auch die Nahrungsmittelindustrie und Landwirtschaft zukünftig einem Wandel unterziehen.

    Neben den von MSCI aufgeführten wichtigen Themen für die „nachhaltige Zukunft“, sehen wir vor allem für Privatanleger ein scheinbar nicht mehr aufzuhaltenden Trend von „nachhaltigen“ Anlagemöglichkeiten. Auf der einen Seite werden jährlich mehr nachhaltige Fonds und Anleihen emittiert und auf der anderen Seite werden von KAGs bisher konventionelle Fonds auf „nachhaltige“ bzw. ESG-Angebote angepasst. Vielleicht in gar nicht mehr so ferner Zukunft werden „nachhaltige“ Fonds und ETFs den europäischen Markt dominieren und konventionelle Indizes könnten die Ausnahme sein – mal sehen, was die Zeit bringt.

    Anmerkungen & Quellen

    Daten und Informationen, Stand: 20.12.2021

    Titelbild: Jw. (Unsplash)

    [1] MSCI (2021): 2022 ESG Trends to Watch. MSCI ESG Research. Linda-Eling Lee, Meggin Thwing Eastman. December 2021.
    https://www.msci.com/research/2022-esg-trends-to-watch

    [2] Gartner (2021): Gartner Says Worldwide IaaS Public Cloud Services Market Grew 40.7% in 2020. Press Release. 28.06.2021.

    [3] Morningstar (2021): Vermögen nachhaltiger Fonds weltweit wächst auf fast 4 Billionen Dollar. 22.11.2021.
    https://www.morningstar.de/de/news/216993/verm%C3%B6gen-nachhaltiger-fonds-weltweit-w%C3%A4chst-auf-fast-4-billionen-dollar.aspx

    [4] IPCC (2019): Climate Change and Land. An IPCC Special Report on climate change, desertification, land degradation, sustainable land management, food security, and greenhouse gas fluxes in terrestrial ecosystems. https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/sites/4/2021/02/210202-IPCCJ7230-SRCCL-Complete-BOOK-HRES.pdf

  • Wie finde ich kontroverse Unternehmen in  nachhaltigen ETFs und welche Kontroversen gibt es überhaupt in Fonds?

    Wie finde ich kontroverse Unternehmen in nachhaltigen ETFs und welche Kontroversen gibt es überhaupt in Fonds?

    Wie auch bei der Definition von „Nachhaltigkeit“ haben wahrscheinlich viele Anleger unterschiedliche Vorstellungen, was „kontroversen“ Unternehmen sind. Bei der nachhaltigen Geldanlage, beispielsweise mit ETFs, möchten einige Anleger keine Lebensmittelhersteller und andere keine zivilen Rüstungsunternehmen in ihren nachhaltigen Fonds haben.

    Wie können wir Privatanleger herausfinden, welche Positionen in unseren ETFs enthalten sind und welche kontroversen Unternehmen sind überhaupt enthalten? In diesem Artikel zeigen wir zwei grundsätzliche Möglichkeiten auf, die gehaltenen Positionen in ETFs zu identifizieren und auch wie wir herausfinden können, welche Titel im Referenzindex vom ETF enthalten sind. Und zusätzlich, wie wir die Datenbank von faire-fonds.info nutzen können, um Kontroversen in Fonds zu finden. Denn neben den Nachhaltigkeitsprinzipien von Fonds, können bestimmte enthaltene oder auch ausgeschlossene Unternehmen, eine wichtige Entscheidungsgrundlage für die Auswahl der nachhaltigen Geldanlage sein.

    (mehr …)
  • Spare mindestens 50 % jeder Gehaltserhöhung

    Spare mindestens 50 % jeder Gehaltserhöhung

    Eine der wohl meist genannten Grundregeln für den langfristigen Vermögensaufbau lautet:

    „Spare einen bestimmten Prozentsatz des Einkommens, nutze diesen Sparbetrag als Basis für den Vermögensaufbau und investiere langfristig.“

    Das Vorgehen ist einfach: Egal wie hoch unser Einkommen ist, wir sparen ein Teil davon und sind auf einem guten Weg ein Vermögen aufzubauen.

    Wenn wir jedoch die Sparquote langfristig nicht erhöhen, steigt mit zukünftig höherem Einkommen zwar unser absoluter Sparbetrag aber der Restbetrag (das zur Verfügung stehende Konsumbudget) steigt damit ebenfalls.

    Um dieser Problematik entgegenzuwirken, gibt es eine einfach umzusetzende Alternative, ohne sich Gedanken über die optimale Sparquote zu machen:

    (mehr …)
  • 5 Grundregeln für den einfachen und nachhaltigen Vermögensaufbau

    5 Grundregeln für den einfachen und nachhaltigen Vermögensaufbau

    Wie soll ich mit dem Vermögensaufbau beginnen, welche Schritte werden allgemein empfohlen und wie kann ich systematisch sparen und gleichzeitig meinen Lebensstandard halten?

    Kurzgefasst sind für die ersten Schritte zwei Faktoren entscheidend:

    1. Einnahmen – in Form unseres Nettogehalts
    2. Ausgaben – aufgeteilt in fixe und variable Kosten

    In diesem Artikel haben wir die wahrscheinlich 5 wichtigsten Grundregeln und Schritte für den Vermögensaufbau erläutert sowie die wichtigsten Kennzahlen und Grundbegriffe für die persönliche Finanzplanung aufgeführt.

    1. Langfristig weniger Ausgaben als Einnahmen

    Für den langfristigen und nachhaltigen Vermögensaufbau ist es unerlässlich, durchschnittlich einen Überschuss zu realisieren – sprich: weniger auszugeben als einzunehmen.

    Kontrolle über das Ausgabeverhalten ist die Basis für den Umgang mit Geld

    Wichtige Kennzahlen sind der Sparbetrag und die Sparquote:

    • Sparbetrag = Differenz aus Einnahmen und Ausgaben.
    • Sparquote = Division aus Sparbetrag und Einnahmen.

    Die häufig diskutierte Frage: Wie hoch sollte die Sparquote bzw. der Sparbetrag sein, um langfristig Vermögen aufzubauen?

    2. Sparquote bzw. Sparbetrag festlegen

    Das Ziel ist, eine Sparquote bzw. Sparbetrag festzulegen, welche wir langfristig verfolgen möchten, um damit das Vermögen aufzubauen.

    In der Praxis haben sich dafür verschiedene Faustformeln durchgesetzt, die zwei bekanntesten dafür sind:

    1. 50-30-20-Regel
    2. >100€ Regel

    Unsere Empfehlung ist, sich nicht unbedingt auf Faustformeln zu verlassen, sondern die Sparquote bzw. den Sparbetrag individuell so hoch wie möglich zu wählen und regelmäßig prüfen, ob es möglich ist, die Quote bzw. Betrag noch weiter zu erhöhen.

    3. Sparen automatisieren

    Unserer Erfahrung nach wird von Gehaltseingang zu Gehaltseingang konsumiert, und der Vermögensaufbau und damit auch das Sparen wird „vergessen“.

    Ich spare was am Ende des Monats übrig bleibt – funktioniert in den wenigsten Fällen langfristig.

    Deshalb unsere Empfehlung: Sparen automatisieren. Damit verfolgen wir systematisch ein festgelegtes Sparziel, ohne es zu „vergessen“. Automatisieren können wir mit Hilfe eines Dauerauftrags in Höhe des festgelegten Sparbetrags auf ein separates Konto. Wir empfehlen den monatlichen Dauerauftrag ein paar Werktage nach der vereinbarten Gehaltszahlung einzurichten. Da es durchaus vorkommen kann, dass Gehaltszahlungen beispielsweise durch Feiertage zeitlich verzögert überwiesen werden.

    Mit der Einrichtung eines Dauerauftrags zum Sparen verringert sich unser monatliches Konsumbudget um einen geringen Teil. Jedoch gewöhnen wir uns meistens schon nach wenigen Monaten daran plus wir füllen unser Sparkonto automatisch und verfolgen so stetig unser Vermögen aufzubauen.

    Nachdem wir unseren Dauerauftrag eingerichtet haben und damit unser Sparvorhaben automatisiert ist, können wir mit dem eigentlichen Vermögensaufbau beginnen.

    4. Notfallrücklagen (auch: Notgroschen) aufbauen

    Bevor wir unser angespartes Geld in andere(s) „investieren“, sollten wir „in uns selbst investieren“. Damit ist vor allem unser emotionales Wohlbefinden gemeint, welches für die meisten von uns schon durch ein kleines Finanzpolster – der sogenannte Notgroschen oder Notfallrücklagen – erhöht werden kann. Egal wie belastbar wir sind, niemand ist geschützt vor Eventualitäten, welche uns finanziell herausfordern.

    Notfallrücklagen ermöglichen es uns, auch für finanzielle Herausforderungen gut aufgestellt zu sein.

    Wie hoch die Notfallrücklagen sein sollten, ist individuell abhängig von der persönlichen Risikobereitschaft bzw. unserem Sicherheitsbedürfnis. Als Faustregel haben sich in der Praxis häufig folgende Werte bzw. Regeln durchgesetzt:

    1. Angestellt:
      1. 3x – 6x des Nettomonatsgehalts (bspw. bei einem Nettogehalt von 2000 € sollten zwischen 6.000 € – 12.000 € Rücklagen gebildet werden)
      2. 6x der monatlichen Fixkosten
    2. Selbstständig:
      1. 6x – 12x des Nettomonatsgehalts
      2. 12x der monatlichen Fixkosten

    Kritiker bemängeln in der aktuellen Zinsphase, dass solche Notfallrücklagen reine „Geldvernichtung“ seien, da wir durch die Inflation jährlich weniger reale Kaufkraft mit unseren Rücklagen realisieren. Unserer Erfahrung nach ist es nichtsdestoweniger beruhigend zu wissen (und auf dem eigenen Kontostand zu sehen), dass für Eventualitäten Rücklagen da sind und wir beispielsweise in einer Notlage keine Schulden aufnehmen oder Vermögenswerte liquidieren müssten.

    Stellt Euch folgende Fragen:

    • Was ist überhaupt ein Notfall für mich?
    • Welche möglichen Eventualitäten könnten mich betreffen und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit?
    • Mit welchem Betrag als Notfallrücklage fühle ich mich wohl?

    Wenn wir unsere Notfallrücklagen aufgebaut haben, könnten wir unseren Sparbetrag beispielsweise weiter auf einem Tagesgeldkonto ansammeln. Da wir aktuell auf unsere Einlagen bei der Bank weniger Zinsen erhalten als wir jährlich an Kaufkraft durch Inflation verlieren (=negativer Realzins) sollten wir unser Geld investieren. 

    5. Investieren – Nettovermögen erhöhen

    Die Grundregel „Investieren“ bezieht sich auf unser gespartes Geldkapital, welches wir zum Vermögensaufbau mit Hilfe einer Investition nutzen wollen.

    Durch Investieren können wir langfristig unser (Netto)Vermögen vermehren.

    Wenn wir vom Vermögensaufbau eines Privathaushalts sprechen, beziehen wir uns meistens auf das Nettoprivatvermögen – d. h. unser Ziel ist es, das Nettovermögen zu erhöhen.

    Das Nettoprivatvermögen können wir uns schematisch als Vermögensbilanz visualisieren[1]:

    • Aktiva: Bruttovermögen = Summe aller privaten Vermögenswerte, dazu zählt auch unser angespartes Geldvermögen.
    • Passiva: Nettovermögen = Bruttovermögen abzüglich unserer Schulden.

    Eigenes Nettovermögen berechnen?

    Wir können den interaktiven Vermögensrechner der FAZ empfehlen.

    Beim Vermögensaufbau haben wir gemäß der Vermögensbilanz zwei Hebel, welche unser Nettovermögen beeinflussen. Auf der einen Seite das (Brutto)Vermögen und auf der anderen Seite die Schulden.

    Hebel 1: Verbindlichkeiten / Schulden abbauen

    Sofern vorhanden, sollten mit den Sparbeträgen prioritär Konsumschulden abgebaut werden. Nachdem vorhandene Schulden abgebaut sind und eine Notfallrücklage aufgebaut wurde, sollte es an das Investieren gehen.

    Hebel 2: Nettovermögen erhöhen durch Investieren

    Investieren können wir wie in der Privatbilanz veranschaulicht beispielsweise in Sach- oder Finanzvermögen.

    Sachvermögen:

    • Immobilien,
    • Schmuck,
    • Rohstoffe
    • ….

    Finanzvermögen:

    • Spar- und Giroguthaben (dazu zählen auch die Notfallrücklagen)
    • Wertpapiere (Aktien, Fonds, Anleihen, …)
    • Beteiligungen

    In was soll ich überhaupt investieren?

    Kurz und knapp: Geht den persönlichen Interessen nach, da uns meist einfacher fällt sich damit zu beschäftigen – und das ist unerlässlich, um eine Entscheidung mit dem eigenen Geld zu treffen, sprich: eine Investition zu tätigen. Ohne Grundkenntnisse kann es beispielsweise in einer Krise passieren, in Panik zu verfallen und auf die Hilfe vermeintlicher Experten angewiesen zu sein und deren „Rat“ zu befolgen.

    Deshalb unsere Empfehlung:

    1. Während Notfallrücklagen per Dauerauftrag aufgebaut werden,
    2. parallel über Investitionsmöglichkeiten weiterbilden,
    3. dann entscheiden, wie das eigene Geld angelegt werden soll.

    Investiert quasi in Euch selbst. Mittlerweile gibt es gute kostenlose Angebote zur Weiterbildung im Bereich privater Finanzen, beispielsweise YouTube-Videos, Podcasts, Blogs oder Bücher.  Bildet Euch nebenbei und stetig im jeweiligen Interessensgebiet aus bzw. weiter.

    Bonustipp #1: Anfangen

    Beginnt so früh, wie möglich mit dem Thema Vermögensaufbau – d. h. Sparbetrag festlegen, diesen per Dauerauftrag auf ein separates Konto überweisen und sich stetig im Bereich der privaten Finanzen weiterbilden. Folge beispielsweise der Devise:

    1. Anfangen (desto früher, desto besser)
    2. Erfahrungen sammeln
    3. Weiterbilden
    4. Umsetzen ➡️ 2.

    Bonustipp #2: Vermögensaufbau optimieren

    Zur Optimierung des systematischen Vermögensaufbaus können wir folgende Tipps empfehlen:

    1. Separate Konten: Sparen und Konsum trennen

    Legt die Sparbeträge auf einem separaten Konto an und folgt dem Motto: „Aus den Augen, aus dem Sinn“. Nutzt beispielsweise eines der vielen kostenlosen Direktbank-Konten und verstaut die dazugehörigen Giro- oder Kreditkarten in der Schublade oder nutzt ein Tagesgeldkonto ohne dazugehörige Karte, auf welches Ihr keinen „schnellen“ Zugriff zum Ausgeben habt.

    2. Sparquote bzw. Sparbetrag regelmäßig erhöhen

    Versucht alle paar Monate den Sparbetrag bzw. die Sparquote zu erhöhen. Nutzt den sogenannten Gewöhnungseffekt, d.h. wir gewöhnen uns meistens sehr schnell an unser monatliches Budget und können deshalb den zu Beginn festgelegten Sparbetrag oft noch weiter erhöhen.

    3. Gehaltserhöhungen zu mind. 50 % in Sparbetrag überführen

    Passt konsequent bei jeder Gehaltserhöhung den Sparbetrag um mindestens 50 % der Gehaltserhöhung an. Das heißt wir versuchen unseren Lebensstandard  nicht mit jeder Gehaltserhöhungen zu erhöhen, sondern nur um 50 % der Gehaltserhöhung. Wenn wir beispielsweise eine Gehaltserhöhung um 100 € pro Monat erhalten, erhöhen wir unseren Sparbetrag um mindestens 50 €.

    Kennt Ihr weitere Praxistipps?

    Schreibt uns gerne, wir werden diese hier ergänzen, damit auch andere davon profitieren können.

    Anmerkungen & Quellen

    Titelbild: Ibrahim Rifath on Unsplash

    [1] Deutsche Bundesbank (2019). Monatsbericht April 2019. Vermögen und Finanzen privater Haushalte in Deutschland.
    https://www.bundesbank.de/resource/blob/794130/d523cb34074622e1b4cfa729f12a1276/mL/2019-04-vermoegensbefragung-data.pdf

  • Nie wieder ein Haushaltsbuch führen? Einnahmen-Ausgaben-Übersicht aus Kontobuchungen erstellen (Praxistipp)

    Nie wieder ein Haushaltsbuch führen? Einnahmen-Ausgaben-Übersicht aus Kontobuchungen erstellen (Praxistipp)

    Ein Haushaltsbuch führen soll alle Probleme lösen? Zumindest können wir uns damit unsere finanzielle Ausgangssituation visualisieren und unser Ausgabeverhalten bewusst werden.

    Auf das Wesentliche reduziert, ist ein Haushaltsbuch eine Übersicht über die (gesamten) privaten Einnahmen und Ausgaben in einem bestimmten Zeitraum – eine s.g. Einnahmen-Ausgaben-Übersicht.

    In diesem Artikel haben wir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Erstellung der eigenen Einnahmen-Ausgaben-Übersicht dokumentiert, indem wir alle Buchungen aus unseren Konten in eine CSV-Datei exportieren und diese in Excel importiert mit wenigen Anpassungen bearbeiten.

    Einnahmen-Ausgaben-Übersicht – die Basis der privaten Finanzplanung

    Bei einer privaten Einnahmen-Ausgaben-Übersicht werden die Einnahmen und Ausgaben in einem bestimmten Zeitraum gegenüber gestellt.

    Diese Übersicht kann für die private Finanzplanung als Basis für zukünftige Zahlungen werden, beispielsweise wenn eine bestimmte Sparquote erreicht werden soll und zukünftige Ausgaben geplant werden sollen.

    Schematische Darstellung der Einnahmen-Ausgaben-Übersicht (Eigene Darstellung)

    Die Erstellung der Einnahmen-Ausgaben-Übersicht erfolgt üblicherweise über das detaillierte Führen eines Haushaltsbuchs – physisch oder digital bspw. via App. Alternativ gibt es die Möglichkeit die privaten Einnahmen und Ausgaben aus unserem Bankkonto aggregiert in einer Datei zu exportieren, um dann daraus eine Übersicht beispielsweise in Excel zu erstellen.

    Viele Banken in Deutschland ermöglichen uns einen Export der aggregierten Kontoumsätze

    Die meisten Banken bieten uns mittlerweile die Möglichkeit die Kontoumsätze – sowohl für das Giro-, Tagesgeld oder Kreditkartenkonto – als CSV-Datei zu exportieren.

    Nachfolgend ist eine Übersicht ausgewählter Banken und die jeweiligen Exportmöglichkeiten aufgeführt, welche einen Export der Kontoumsätze integriert haben:

    Bank / AnbieterExportmöglichkeit
    ComdirectCSV
    CommerzbankCSV
    ConsorsbankCSV, Excel
    DKBCSV
    FidorCSV
    INGCSV
    N26CSV
    Stand: Januar 2021
    Exportmöglichkeiten der Kontoumsätze ausgewählter Banken in Deutschland

    Sollte ein Anbieter oder Exportmöglichkeit fehlen bzw. die Tabelle nicht mehr aktuell sein, gebt uns gerne Bescheid.

    Praxistipp: In 5 Schritten zur eigenen Einnahmen-Ausgaben-Übersicht

    Am Beispiel der Comdirect haben wir die Erstellung einer eigenen Einnahmen-Ausgaben-Übersicht basierend auf einem Export der Kontoumsätze in einer CSV-Datei und Bearbeitung mit Excel dokumentiert und in 5 Schritte aufgeteilt.

    Das unten aufgeführte Vorgehen kann ähnlich auch für andere Tabellenkalkulationsprogramme und CSV-Exports bei anderer Banken angewendet werden.

    1. Export der Kontoumsätze

    Für den Export unserer Kontoumsätze in eine CSV-Datei öffnen wir das Online-Banking der Comdirect und wählen in unserem Girokonto einen geeigneten Zeitraum zum Anzeigen der Kontobewegungen aus.

    Am Ende der Seite finden wir bei der Comdirect die Möglichkeit die Buchungen, als CSV-Datei zu exportieren.

    2. Import in Excel

    Die Kontobuchungen in der exportierten CSV-Datei importieren wir in Excel, damit wir diese in einer übersichtlichen Tabelle darstellen können.

    Dazu können wir folgendermaßen vorgehen:

    1. Excel öffnen
    2. „Datei“ ➡️ „Importieren“
    3. Dateityp für den Import auswählen: „CSV-Datei“ ➡️ „Importieren“
    4. Im Auswahlfenster nach der gespeicherten CSV-Datei aus unserem Online-Banking-Konto suchen, die Auswahl bestätigen und mit „OK“ importieren
    5. „Textimport Assistent“ öffnet sich
      1. Schritt 1 von 3: Bei Bedarf Dateiursprung korrigieren, bspw. von Macintosh auf Windows umstellen und im Vorschaufenster Veränderungen beobachten
      2. Schritt 2 von 3: „Semikolon“ als Trennzeichen definieren (kann sich bei CSV-Dateien anderer Banken unterscheiden – ausprobieren).
        Im Vorschaufenster prüfen, dass Text wie gewünscht in ein Tabellenformat aufgeteilt wird.
      3. Schritt 3 von 3: Meist sind keine Anpassungen nötig.
        Wir können bei Bedarf das Spaltenformat oder Trennzeichen für Zahlen definieren. Änderungen sind nachträglich ebenfalls möglich.
    6. Import der Daten in ein Arbeitsblatt: „Vorhandenes Datenblatt“ auswählen und bestätigen der Vorauswahl mit „OK“.
    7. Daten werden in der ausgewählten Zelle eingefügt.

    Die einzelnen Kontobuchungen sind damit in einzelnen Zeilen aufgelistet und mit den Attributen: Buchungstag, Wertstellung, Vorgang, Buchungstext und Umsatz in EUR in fünf Spalten dargestellt.

    Im nächsten Schritt definieren wir für jede Buchung eine eigene Kategorie.

    3. Bearbeiten der Daten

    Zur Anzeige der ersten Ergebnisse werden wir den Datensatz erweitern und jeder Buchung (Zeile) eine Kategorie zuweisen.

    1. Formatieren der Daten in ein Tabellenformat
      1. Datensatz (Kontobuchungen mit allen Spalten) inklusive Titelzeile markieren
      2. „Einfügen“ ➡️ „Tabelle“ (Kontrollkästchen aktivieren, da im Datenbereich die Überschriften (Titelzeile) bereits ausgewählt wurde)
    2. Jeder Buchung (Zeile) eine „Kategorie“ zuweisen – hier: Einnahmen, Ausgaben oder Umbuchung (für Überweisungen zwischen unseren Konten, welche sich nicht auf unsere Liquidität auswirken)
      1. Neue Spalte einfügen: In Zelle neben der Spalte „Umsatz in EUR“ bspw. „Kategorie“ schreiben
      2. Umsätze absteigend sortieren („Filter“ auswählen)
      3. In Spalte „Kategorie“ einfügen:
        • Alle positiven Umsätze: „Einnahme“
        • Alle negativen Umsätze: „Ausgabe“
        • Umbuchungen identifizieren (sofern vorhanden): „Umbuchungen“

    Für einen ersten groben Überblick der Einnahmen-Ausgaben-Übersicht werden diese drei Kategorien wahrscheinlich ausreichen und wir können uns die ersten Ergebnisse anzeigen lassen.

    4. Erstellen der Einnahmen-Ausgaben-Übersicht

    Zur Darstellung der Ergebnisse nutzen wir die Hilfe einer sogenannten Pivot-Tabelle. (Anm.: Alternativ könnte beispielsweise mit einer „SUMIF“- / „SUMMEWENN“-Funktion das gleiche Ergebnis in einer separaten Tabelle dargestellt werden.)

    1. Wir markieren den gesamten Tabellenbereich (Oben links die Tabelle auswählen, wenn das Hand-Symbol erscheint)
    2. Reiter „Einfügen“ und „Pivot-Tabelle“ auswählen
    3. Erstellen der Pivot-Tabelle im neuen Fenster mit „OK“ bestätigen 
    4. Definieren der Werte (siehe dazu angefügtes Bild):
      1. Spalten ➡️ „Kategorie“
      2. Zeilen ➡️ „Buchungstag“
      3. Werte ➡️ „Umsatz in EUR“
    5. Optional: Zellformat als Währung anpassen (Tabelle links markieren und über „Format“ ➡️ „Zelle“ im Reiter „Kategorie“ bspw. Währung auswählen und nach Präferenz anpassen).

    Auf der rechten Seite sehen wir das Ergebnis der Einnahmen-Ausgaben-Übersicht als Pivot-Tabelle dargestellt.

    Die letzte Spalte in der Pivot-Tabelle (Grand Total rechts) ist unser monatlicher Überschuss.

    Die letzte Zeile in der Pivot-Tabelle (Grand Total unten) führt die gesamten Ausgaben (in rot), Einnahmen und Überschuss (Sparbetrag) für die beispielhaften Werte eines Jahres auf.

    Für das aufgeführte Beispiel bedeutet das: Wir hatten einen Überschuss von 5.837 EUR – der Sparbetrag in einem Jahr.

    5. Visualisieren als Diagramm

    Die Visualisierung der Ergebnisse in einer Grafik können wir beispielsweise mit der Excel-Funktion „Diagramm“ umsetzen.

    1. Auswahl einer beliebigen Zelle innerhalb der Pivot-Tabelle
    2. Erstellen des Diagramms (Reiter „Einfügen“ ➡️ bspw. „Säulendiagramm“ auswählen

    Der Vorteil einer Pivot-Tabelle ist, dass sich Änderungen in der Datengrundlage automatisch auf die Ergebnisse auswirken und das Diagramm ebenfalls aktualisiert. Sollten beispielsweise nachträglich Fehler bei der Zuweisung einer Kategorie entdeckt werden, können diese im Datensatz korrigiert werden und die Pivot-Tabelle und Diagramm wird mit der Aktualisierung der Pivot-Tabelle (Auswahl der Pivot-Tabelle, im Reiter „Analysieren“ ➡️ „Aktualisieren“) angepasst.

    Bonustipp:

    Detailliertere Ergebnisse zur Analyse der Ausgaben können durch die Definition zusätzlicher „Unterkategorien“ in einer weiteren Hilfsspalte erstellt werden. Beispielsweise: Miete, Essen, Konsum, Urlaub, etc., um herauszufinden wofür wie viel Geld ausgegeben wurde. Dafür sind beispielsweise folgende zwei Schritte nötig:

    1. In Schritt 3 „Bearbeiten der Daten“ weitere Spalte hinzufügen, z.B. „Unterkategorie“
    2. In Schritt 4 „Erstellen der Einnahmen-Ausgaben-Übersicht“ die „Unterkategorie“ in den Pivot-Tabellen Feldern ergänzen.

    Anmerkungen & Quellen

    Titelbild: Kelly Sikkema on Unsplash

    Screenshots und Daten sind anonymisierte Beispieldaten.