Schlagwort: finanzkompetenz

  • Zahlen und Daten über Durchschnittsbürger

    Zahlen und Daten über Durchschnittsbürger

    Wie hoch ist in Deutschland durchschnittlich das Einkommen, Vermögen, Ausgaben, Investitionsbetrag, Rente? In diesem Artikel sind mehr als zehn, vielleicht auf den ersten Blick etwas überraschende Zahlen und Daten über die Finanzsituation der Deutschen aufgelistet.

    Wie viel wird im Schnitt „verdient“?

    Wie hoch sind die monatlichen Ausgaben im Schnitt?

    • Monatliche Konsumausgaben Durchschnitt je Haushalt und Monat (2021): 2.623 EUR / Monat
      • Wohnen, Energie, Wohnungsinstandhaltung: 966 EUR (36,8 %)
      • Nahrungsmittel, Getränke u. Ä.: 402 EUR (15,3 %)
      • Verkehr: 322 EUR (12,3 %)
      • Freizeit, Unterhaltung und Kultur: 255 EUR (9,7 %)
      • Innenausstattungen, Haushaltsgeräte und -gegenstände: 167 EUR (6,3 %)
      • Gesundheit: 115 EUR (4,4 %)
      • Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen: 113 EUR (4,3 %)
      • Bekleidung und Schuhe: 98 EUR (3,7 %)
      • Andere Waren und Dienstleistungen: 98 EUR (3,7 %)
      • Post und Telekommunikation: 70 EUR (2,7 %)
      • Bildungswesen: 18 EUR (0,7 %)

    Wie viel bleibt übrig – Sparquote?

    Wie lange wird gearbeitet – Lebensarbeitszeit?

    Wie hoch ist die Rente?

    Wie viel Vermögen hat die Durchschnittsperson?

    Wie hoch ist die monatliche Sparplanrate?

    • Anzahl der Aktionäre in Deutschland (2022): 12,9 Mio. Menschen besitzen Aktien, Aktienfonds oder aktienbasierte ETFs
    • Anzahl der Fondssparerinnen und -sparer (2022): 10,5 Mio. investieren in Fonds
      • davon nutzen 77 %, die aktiv verwaltete,
      • 14 % ausschließlich passiv verwaltet
      • und noch 9 % aktiv und passiv verwaltete Fonds als Anlagestrategie.
    • Anzahl ETF-Sparpläne (Januar 2023): rd. 3,7 Mio. monatlich ausgeführte ETF-Sparpläne
    • Höhe der Sparplanrate von ETF-Sparplänen (Januar 2023): rd. 171,- EUR durchschnittlichen ETF-Sparplanrate pro Monat

    Was sind die beliebtesten ETFs und Indizes in Deutschland?

    • Deutsche Börse Gruppe veröffentlicht jährlich Statistiken zum größten Handelsplatz XETRA
    • Top 10 Referenzindizes und ETFs 2022:
    REferenzindexUmsatz in Mrd. EURUmsatzstärkster ETF
    MSCI World22,69iShares Core MSCI World USCITS ETF
    DAX18,01iShares Core DAX UCITS ETF (DE) EUR (Acc)
    EURO STOXX 5014,22iShares Core EURO STOXX 50 UCITS ETF (DE)
    S&P 50010,59iShares
    Nasdaq 1006,77iShares
    STOXX Europe 6006,06iShares
    FTSE All World3,67Vanguard
    EURO STOXX Banks 30-152,97iShares
    MSCI Europe2,89iShares
    ShortDAX2,57Xtrackers
    Top 10 Referenzindizes am Handelsplatz XETRA 2022 (Quelle: Deutsche Börse Gruppe)

    Fazit

    In manchen Kategorien sind wir wohl über und in manchen unter dem Durchschnitt. Wie auch bei anderen Themen, gilt auch bei den eigenen Finanzen: Wir sollten uns lieber nur mit uns selbst von gestern oder früher vergleichen. Und besser nie mit anderen.

    Denn das wäre eine einfache Möglichkeit, uns schlecht zu fühlen. Es wird immer Leute geben, die mehr haben oder irgendwo besser da stehen. Das einzige Spiel, was wir „gewinnen“ können – und wahrscheinlich auch nur sinnvoll ist, ist das Spiel gegen unser altes Ich.


    Anmerkungen & Quellen

    Daten und Informationen, Stand: 02.05.2023

    Titelbild: Omid Armin auf Unsplash

    Einkommen, Einnahmen und Ausgaben: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Einkommen-Konsum-Lebensbedingungen/Einkommen-Einnahmen-Ausgaben/Tabellen/gebietsstaende-lwr.html

    Einkommensverteilung: https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/HTML/2022/Einkommensrechner/index.html

    Konsumausgaben privater Haushalte in Deutschland: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Einkommen-Konsum-Lebensbedingungen/Konsumausgaben-Lebenshaltungskosten/Tabellen/privater-konsum-d-lwr.html, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/164774/umfrage/konsumausgaben-private-haushalte/

    Sparquote: https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Volkswirtschaftliche-Gesamtrechnungen-Inlandsprodukt/Publikationen/Downloads-Inlandsprodukt/konsumausgaben-pdf-5811109.pdf?__blob=publicationFile

    Lebensarbeitszeit: https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?title=Duration_of_working_life_-_statistics#Women_and_the_gender_gap_in_2021

    Altersrente: https://www.sozialpolitik-aktuell.de/files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Alter-Rente/Datensammlung/PDF-Dateien/abbVIII44d.pdf

    Rentenrechner: https://www.deutsche-rentenversicherung.de/DRV/DE/Online-Dienste/Online-Rechner/Rentenschaetzer/rentenschaetzer_node.html

    Geld- und Immobilienvermögen, Schulden: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Einkommen-Konsum-Lebensbedingungen/Vermoegen-Schulden/Tabellen/geld-immob-verm-schulden-evs.html

    Bruttogeldvermögen Zusammensetzung: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Einkommen-Konsum-Lebensbedingungen/Vermoegen-Schulden/Tabellen/bruttogeldvermoegen-evs.html

    Verteilung Haushaltsnettovermögen: https://www.iwkoeln.de/presse/pressemitteilungen/judith-niehues-maximilian-stockhausen-wer-in-deutschland-vermoegend-ist.html

    Aktionäre, Fondssparer/innen: https://www.dai.de/fileadmin/user_upload/230117_Deutsches_Aktieninstitut_Aktionaerszahlen_2022.pdf

    Höhe Sparplanrate: https://extraetf.com/de/news/etf-news/etf-sparplan-so-viel-geld-sparen-anleger-pro-monat-in-etfs

    Beliebtester ETF/Index: https://www.xetra.com/resource/blob/3413122/51506c8e7a764461096f59946f14f121/data/Factsheet-Zahlen-und-Fakten-2022_de.pdf

  • Finanzbildung 2023: Finanzwissen in Deutschland wird besser

    Finanzbildung 2023: Finanzwissen in Deutschland wird besser

    Die ersten Ergebnisse der durch die BaFin koordinierte Umfrage zur Finanzkompetenz der Deutschen ist da. Das Finanzwissen wird zwar häufig noch als ausbaufähig beschrieben, wurde aber im Vergleich zur letzten BaFin-Umfrage tatsächlich besser. Aber es gibt auch noch Lücken – vor allem bei Menschen in Deutschland ohne höheren Bildungsabschluss und bei niedrigeren Haushaltseinkommen.

    10 Fragen für unser Finanzwissen

    Insgesamt mussten zehn Fragen zum einfachen Finanzwissen beantwortet werden. Von einfachen Rechenaufgaben zum Zins und Zinseszins, über Single-Choice Fragen zu den Themen Risiko, Diversifikation und Inflation.

    In einem Jahr bekommen Sie 1.000 Euro ausgezahlt und die Inflationsrate beträgt konstant 3 %. Können Sie sich nach diesem Jahr mit diesen 1.000 Euro mehr, genauso viel oder weniger kaufen, als Sie es heute können?

    Einfluss von Inflation auf die Kaufkraft

    Angenommen, Sie leihen einem Freund abends 25 Euro und er gibt Ihnen am nächsten Tag 25 Euro zurück. Wie viele Zinsen hat er auf diesen Kredit gezahlt?

    Zinsen

    Sie legen 100 Euro auf einem gebührenfreien Sparkonto mit einem garantierten Zinssatz von 2 Prozent pro Jahr an. Wie hoch wäre der Kontostand, einschließlich Zinsen am Ende des ersten Jahres?

    Einfache Zinsrechnung

    Wie hoch wäre der Kontostand nach fünf Jahren, wenn der Zins am Ende jedes Jahres angespart würde? Das Konto ist gebühren-/steuerfrei.

    Zinseszins verstehen

    Eine Geldanlage mit hoher Rendite ist wahrscheinlich sehr risikoreich.

    Risiko und Rendite

    Eine hohe Inflation bedeutet, dass die Lebenshaltungskosten rasch steigen.

    Inflation

    Normalerweise lässt sich das Anlagerisiko am Aktienmarkt verringern, indem man eine Vielzahl verschiedener Aktien kauft.

    Diversifikation

    Damit ein digitaler Finanzvertrag rechtskräftig ist, muss man ihn zusätzlich auf Papier unterzeichnen.

    Digitale Finanzverträge

    Persönliche Daten, die ich ins Internet stelle, können dazu verwendet werden, mir gezielt personalisierte Werbung oder finanzielle Angebote zu unterbreiten.

    Persönliche Daten

    Diese zehn Fragen wurden den Teilnehmern zum Thema Finanzwissen gestellt. Wie viel konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beantworten?

    Die Ergebnisse: Finanzwissen deutlich besser als 2019

    Also, was kam dabei heraus? Durchschnittlich konnten acht von zehn Fragen richtig beantwortet werden. Im Vergleich zur Umfrage aus dem Jahr 2019 wurden zwei Fragen ergänzt. Damals wurden acht Fragen zum Finanzwissen gestellt. Knapp 50 Prozent der Befragten konnten bis auf zwei Fragen alles richtig beantworten – d. h. 7 oder mehr richtig beantworten.

    Finanzwissen unterscheidet sich: Geschlecht, Alter und Bildungsabschluss

    Es gibt aber auch Unterschiede bei unterschiedlich betrachteten Gruppen.

    Frauen konnten durchschnittlich 7,6 Fragen richtig beantworten, Männer dagegen 8,4.

    60-79-Jährige beantworteten durchschnittlich etwas weniger Fragen zum Finanzwissen richtig (7,6 Fragen im Durchschnitt), als die jüngeren Altersgruppen (8,2 Fragen im Durchschnitt richtig bei den 18-59-Jährigen).

    Und auch das Haushaltseinkommen beeinflusst das durchschnittliche Finanzwissen. Haushalte mit niedrigerem Einkommen konnten im Durchschnitt weniger Fragen richtig beantworten. Zum Vergleich: Monatliches Haushaltseinkommen von unter 1.900 Euro konnte durchschnittlich 7,2 Fragen richtig beantworten. Am oberen Ende des monatlichen Einkommens von 4.500 Euro oder mehr konnten dagegen 8,6 Fragen richtig beantwortet werden.

    Der Bildungsabschluss der befragten Verbraucher wurde in zwei Gruppen aufgeteilt. Zum einen Personen „mit Abitur, einer Meisterprüfung oder abgeschlossenem Studium“ und zum anderen „Befragte, die höchstens einen mittleren Schulabschluss oder eine berufliche Grundbildung abgeschlossen haben“. Die erste Gruppe mit höherem Bildungsabschluss konnte durchschnittlich 8,5 Fragen richtig beantworten – die Gruppe ohne oder mit höchstens mittlerem Schulabschluss dagegen nur 7,1 Fragen im Durchschnitt.

    7 von 10 Fragen wurden von mindestens 80 % richtig beantwortet

    Auch wenn viele Artikel vermuten lassen, dass es um unser Finanzwissen nicht so gut steht, vier der zehn Fragen wurden im Durchschnitt von mindestens 90 Prozent richtig beantwortet.

    Dazu zählen die Fragen zur

    • Inflation („Eine hohe Inflation bedeutet, dass die Lebenshaltungskosten rasch steigen.“),
    • Zinsen („Angenommen, Sie leihen einem Freund abends 25 Euro und er gibt ihnen am nächsten Tag 25 Euro zurück. Wie viele Zinsen hat auf diesen Kredit gezahlt?“)
    • und persönliche Daten. („Persönliche Daten, die ich ins Internet stelle, können dazu verwendet werden, mir gezielt personalisierte Werbung oder finanzielle Angebote zu unterbreiten.“)

    Noch immerhin 85 Prozent konnten die Fragen zu Risiko und Diversifikation richtig beantworten. Also wissen, dass eine Geldanlage mit hoher Rendite wahrscheinlich sehr risikoreich ist. Und, dass sich das Anlagerisiko am Aktienmarkt normalerweise verringern lässt, indem man eine Vielzahl verschiedener Aktien kauft.

    Bei Krypto und digitale Vertragsunterzeichnung hat mindestens jede dritte Person Nachholbedarf

    Jedoch gibt es auch Themen, in denen mindestens jede vierte bzw. dritte Person nicht richtig lag bzw. schon angab, die Antwort nicht zu wissen.

    Drei von vier Personen (74 %) konnten die Frage zum Thema Zinseszins („Wie hoch wäre der Kontostand nach fünf Jahren, wenn der Zins am Ende jedes Jahres angespart würde? Das Konto ist gebühren-/steuerfrei.“) im Durchschnitt richtig beantworten. Immerhin ist das ein Anstieg um 18 Prozentpunkte im Vergleich zur Umfrage in 2019. Damals konnten es im Mittel nur fast jede zweite Person (56 %) beantworten. Aber auch in heute gibt es größere Unterschiede bei dieser Frage hinsichtlich der Geschlechter (m: 82 %, w: 66 %) und Bildungsabschluss (hoch: 82 %, mittel: 58 %), die im Schnitt richtig lagen.

    Bei zwei Fragen lagen die Befragten besonders häufig daneben – also wussten die richtige Antwort NICHT.

    Beim Thema Kryptowährungen konnten im Schnitt insgesamt nur 66 % die richtige Antwort geben. Also wissen, dass Kryptowährungen (noch) keine gesetzlichen Zahlungsmittel sind. Jeweils etwas mehr als 15 Prozent wussten es nicht oder lagen falsch.

    Schlusslicht ist die Frage zum Thema digitaler Finanzvertrag („Damit ein digitaler Finanzvertrag rechtskräftig ist, muss man ihn zusätzlich auf Papier unterzeichnen.“). Weniger als die Hälfte der Befragten (45 %) lagen im Schnitt richtig und jeweils knapp 30 Prozent wussten es nicht bzw. lagen falsch. Bei der Gruppe mit höchstens mittlerem Bildungsabschluss waren es sogar nur 31 Prozent – also in etwa nur jede dritte Person. Da diese Frage erst seit 2022 in den Fragenkatalog der OECD mit aufgenommen wurde, gibt es dazu keine historischen Vergleichsdaten.

    Fazit

    Mehr Details zu den ersten Ergebnissen hat die BaFin hier aufgeführt und auch in einer eigens veröffentlichten Präsentation sind die Einzelheiten zu den Ergebnissen dokumentiert.

    Die Verbraucherschutz-Expertin Dr. Daniela Röstel der BaFin sieht zwar generell Nachholbedarf, und insgesamt sieht die BaFin Verbesserungspotenzial. Die Realität sieht aber gar nicht so schlecht aus:

    21 Prozent konnte ALLE Fragen richtig beantworten und fast 70 Prozent konnten 8 oder mehr von 10 Fragen richtig beantworten.

    Im Durchschnitt konnten acht der zehn Fragen zum Finanzwissen richtig beantwortet werden.

    Nur 9 Prozent konnten (weniger als) die Hälfte der Fragen richtig beantworten (5 oder weniger).

    Könnte doch schlimmer sein – auch wenn es sich bei den Fragen um sehr einfache Aufgaben handelte!?

    BaFin koordiniert Finanzkompetenz in Deutschland für die OECD

    Die deutsche Bankenaufsicht (BaFin, Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) hat im Herbst letzten Jahres eine neue Studie zur Finanzbildung koordiniert.

    Die BaFin Umfrage ist Teil einer Befragung der internationalen Finanzbildungsinitiative der OECD. Seit 2019 koordiniert die BaFin die Datenerhebung für Deutschland. Im September und Oktober 2022 fand die letzte Umfrage statt. 1000 computergestützte Telefoninterviews mit Erwachsenen zwischen 18 und 79 Jahren in Deutschland wurden durchgeführt.

    Die doch recht umfangreiche Befragung (siehe hier den Fragebogen aus dem Jahr 2019, und hier die Basis der OECD aus 2022) behandelt Finanzwissen, die Einstellung zu Geld und Finanzen und unser Vertrauen in das Finanzsystem.

    Die ersten Ergebnisse liegen nun vor – und zwar die zum Thema Finanzwissen.

    Die vollständigen Ergebnisse werden im Laufe des Jahres 2023 erwartet.


    Anmerkungen & Quellen


    Daten und Informationen, Stand: 20.04.2023

    Titelbild: Alexander Grey auf Unsplash

    BaFin (2023): Finanzwissen ausbaufähig. BaFin Journal. 20.04.2023. https://www.bafin.de/dok/19789396

  • Was ist Finanzbildung, Finanzkompetenz und Finanzwissen?

    Was ist Finanzbildung, Finanzkompetenz und Finanzwissen?

    Was ist eigentlich Finanzbildung? Welche Themen sollten wir verstehen und anwenden, um unsere Finanzkompetenz zu erhöhen? Und wie kann ich mein Finanzwissen testen?

    In diesem Artikel versuchen wir diese Fragen zu beantworten und haben uns dazu das umfangreiche Konzept[1] der „Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit“ (kurz: OECD) angeschaut und versucht diese auf unsere Problemstellungen anzuwenden.

    Artikel als Video

    1. Was ist Finanzbildung, Finanzwissen und Finanzkompetenz?

    Selbst in der Wissenschaft wird über eine einheitliche Definition von Finanzbildung, Finanzkompetenz oder auch teilweise „Financial Literacy“ diskutiert[2-4] und auch in der Praxis haben wir die Erfahrung gemacht, dass diese Begriffe häufig synonym oder unterschiedlich verwendet werden.

    Eine in den letzten Jahren immer wieder zitierte Quelle für die Definition von Finanzbildung ist die der OECD. Die OECD versucht seit Jahren das Thema Finanzbildung international zu fördern und veröffentlicht dazu umfangreiche Konzepte, Umfragen und Empfehlungen. Durch die praxisnahe und länderübergreifend anwendbare Methodik, haben wir diese als Basis für diesen Artikel verwendet sowie teilweise frei übersetzt und einzelne Themen daraus hervorgehoben.

    Die OECD unterscheidet und definiert die Begriffe folgendermaßen:

    Finanzkompetenz ist eine Kombination aus Bewusstsein, Wissen, Fähigkeiten, Einstellung und Verhalten, die notwendig ist, um solide finanzielle Entscheidungen zu treffen und letztendlich individuelles finanzielles Wohlbefinden zu erreichen.

    Frei übersetzt nach OECD (2020)[5].

    Finanzkompetenz ist demnach ein Maß zur Erreichung von finanziellem Wohlbefinden, sprich: Es gibt niedrige bzw. keine Finanzkompetenz bis zur hohen Finanzkompetenz.

    Finanzielles Wohlbefinden ist ein Zustand, in dem wir unseren aktuellen und laufenden finanziellen Verpflichtungen in vollem Umfang nachkommen können, wir uns in unserer finanziellen Zukunft sicher fühlen und in der Lage sind, Entscheidungen zu treffen, die es uns erlauben das Leben zu genießen.

    Frei übersetzt nach OECD (2020)[5].

    Oder auch kurz: Finanzielle Sicherheit und Entscheidungsfreiheit – heute und in der Zukunft.

    Finanzbildung dagegen kann auch als Prozess zur Steigerung von Finanzkompetenz verstanden werden, um unser finanzielles Wohlbefinden zu verbessern.

    2. Themen der Finanzbildung

    Die OECD definiert zur Bildung und Steigerung von Finanzkompetenz vier Themenbereiche (oder „Säulen“), welche wiederum eine Mischung aus drei Kompetenzbereichen beinhaltet:

    1. Wissen, Bewusstsein und Verständnis
    2. Einstellung, Vertrauen und Motivation
    3. Verhalten und Fertigkeiten

    Das bedeutet, zur Finanzkompetenz gehört neben dem Wissen („Ich weiß“), auch das Verhalten („Ich mache“) sowie bestimmte Einstellungen („Ich traue mir das zu“).

    Die unten aufgeführte Grafik zeigt die vier Themenbereiche bzw. Säulen der Finanzbildung, wie sie die OECD definiert[1] und wir ebenfalls für die Finanzbildung verwenden:

    1. Geld & Zahlungsverkehr

    In folgendem Video haben wir ausgewählte Kompetenzen im Themenbereich „Geld & Zahlungsverkehr“ beschrieben.

    2. Planung & Verwaltung der privaten Finanzen

    In folgendem Video haben wir ausgewählte Kompetenzen im Themenbereich „Planung & Verwaltung“ beschrieben.

    3. Risiko & Rendite

    In folgendem Video haben wir ausgewählte Kompetenzen im Themenbereich „Risiko & Rendite“ beschrieben.

    4. Finanzsystem

    In folgendem Video haben wir ausgewählte Kompetenzen im Themenbereich „Finanzsystem & Finanzlandschaft“ beschrieben.

    3. Wie steht es um unsere Finanzkompetenz?

    Neben der Empfehlung von Themenbereichen und Inhalten zur Steigerung unserer Finanzkompetenz veröffentlicht die OECD regelmäßig Ergebnisse zur Messung der internationalen Finanzkompetenz. Die letzte Umfrage dazu wurde im Jahr 2020 veröffentlicht und beinhaltet Ergebnisse aus insgesamt 26 teilnehmenden Ländern[5].

    In Deutschland wurde diese Umfrage durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) koordiniert und die Ergebnisse daraus durch die OECD ausgewertet, um diese international vergleichen zu können[6].

    Angelehnt an die Kompetenzbereiche der Finanzbildung, berechnet die OECD den Grad der Finanzkompetenz aus einer Addition von drei Elementen (Höchstpunktzahl: 21):

    1. Finanzwissen (max. 7 Punkte)
    2. Einstellung zu Geld und langfristiger Finanzplanung (max. 5 Punkte)
    3. Finanzverhalten (max. 9 Punkte)

    Die Summe aus den durchschnittlich erzielten Punkten je Land und Element ergibt die durchschnittliche Finanzkompetenz:

    Deutschland erreichte durchschnittlich die vierthöchste Punktzahl bei der Finanzkompetenz aus insgesamt 26 teilnehmender Ländern.[5] Mit durchschnittlich 13,9 Punkten von 21 maximal möglichen Punkten erreicht Deutschland knapp 66 % der „maximalen“ Finanzkompetenz. Über alle teilnehmenden Länder liegt die durchschnittliche Finanzkompetenz bei rund 60 %. Damit liegt Deutschland zwar über dem Durchschnitt, jedoch ist die Finanzkompetenz der teilnehmenden Länder insgesamt eher niedrig.

    In der unten aufgeführten Grafik sind die Ergebnisse der Finanzkompetenz sowie die Punktzahl der einzelnen Komponenten der teilnehmender Länder aufgeführt. Frankreich hat nur Daten zum Finanzwissen erhoben und Thailand hat zur Erhebung einen veralteten Fragebogen verwendet, weshalb keine Punktzahl zum Finanzverhalten mit aufgenommen ist.

    4. Teste Dein Finanzwissen

    Wir haben die sieben Fragen zur Berechnung des Teils „Finanzwissen“ der OECD[7] als kostenloses Quiz aufbereitet. In Deutschland konnten bei der OECD Umfrage fast 68 % der Teilnehmer fünf der sieben Fragen zum Finanzwissen richtig beantworten.

    Wie viele Fragen könnt Ihr richtig beantworten?

    Anmerkungen & Quellen

    Titelbild: Susan Q Yin (Unsplash)

    [1] OECD (2016): G20/OECD INFE Core competencies framework on financial literacy for adults. http://www.oecd.org/daf/fin/financial-education/Core-Competencies-Framework-Adults.pdf

    [2] Kandutsch, F. (2019): Das Finanzwissen der Kärntner Erwerbsbevölkerung Eine empirische Analyse der Einflussfaktoren (Doctoral dissertation, Technische Universität Wien).

    [3] Greimel-Fuhrmann, B. (2014). Finanzkompetenz–nicht genügend. Wissenplus, 13(14), 4.

    [4] Rudeloff, M. (2019). The influence of informal learning opportunities on adolescents’ financial literacy. Empirical Research in Vocational Education and Training, 11(1), 1-17.

    [5] OECD (2020): OECD/INFE 2020 International Survey of Adult Financial Literacy. www.oecd.org/financial/education/launchoftheoecdinfeglobalfinancialliteracysurveyreport.htm

    [6] BaFin (2020): Erhebung zur Finanzkompetenz von Erwachsenen in Deutschland im Jahr 2019 – Ergebnisse. https://www.bafin.de/dok/14063038

    [7] OECD (2018): OECD/INFE Toolkit for Measuring Financial Literacy and Financial Inclusion. http://www.oecd.org/financial/education/2018-INFE-FinLit-Measurement-Toolkit.pdf