Die ersten Ergebnisse der durch die BaFin koordinierte Umfrage zur Finanzkompetenz der Deutschen ist da. Das Finanzwissen wird zwar häufig noch als ausbaufähig beschrieben, wurde aber im Vergleich zur letzten BaFin-Umfrage tatsächlich besser. Aber es gibt auch noch Lücken – vor allem bei Menschen in Deutschland ohne höheren Bildungsabschluss und bei niedrigeren Haushaltseinkommen.

10 Fragen für unser Finanzwissen

Insgesamt mussten zehn Fragen zum einfachen Finanzwissen beantwortet werden. Von einfachen Rechenaufgaben zum Zins und Zinseszins, über Single-Choice Fragen zu den Themen Risiko, Diversifikation und Inflation.

In einem Jahr bekommen Sie 1.000 Euro ausgezahlt und die Inflationsrate beträgt konstant 3 %. Können Sie sich nach diesem Jahr mit diesen 1.000 Euro mehr, genauso viel oder weniger kaufen, als Sie es heute können?

Einfluss von Inflation auf die Kaufkraft

Angenommen, Sie leihen einem Freund abends 25 Euro und er gibt Ihnen am nächsten Tag 25 Euro zurück. Wie viele Zinsen hat er auf diesen Kredit gezahlt?

Zinsen

Sie legen 100 Euro auf einem gebührenfreien Sparkonto mit einem garantierten Zinssatz von 2 Prozent pro Jahr an. Wie hoch wäre der Kontostand, einschließlich Zinsen am Ende des ersten Jahres?

Einfache Zinsrechnung

Wie hoch wäre der Kontostand nach fünf Jahren, wenn der Zins am Ende jedes Jahres angespart würde? Das Konto ist gebühren-/steuerfrei.

Zinseszins verstehen

Eine Geldanlage mit hoher Rendite ist wahrscheinlich sehr risikoreich.

Risiko und Rendite

Eine hohe Inflation bedeutet, dass die Lebenshaltungskosten rasch steigen.

Inflation

Normalerweise lässt sich das Anlagerisiko am Aktienmarkt verringern, indem man eine Vielzahl verschiedener Aktien kauft.

Diversifikation

Damit ein digitaler Finanzvertrag rechtskräftig ist, muss man ihn zusätzlich auf Papier unterzeichnen.

Digitale Finanzverträge

Persönliche Daten, die ich ins Internet stelle, können dazu verwendet werden, mir gezielt personalisierte Werbung oder finanzielle Angebote zu unterbreiten.

Persönliche Daten

Diese zehn Fragen wurden den Teilnehmern zum Thema Finanzwissen gestellt. Wie viel konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beantworten?

Die Ergebnisse: Finanzwissen deutlich besser als 2019

Also, was kam dabei heraus? Durchschnittlich konnten acht von zehn Fragen richtig beantwortet werden. Im Vergleich zur Umfrage aus dem Jahr 2019 wurden zwei Fragen ergänzt. Damals wurden acht Fragen zum Finanzwissen gestellt. Knapp 50 Prozent der Befragten konnten bis auf zwei Fragen alles richtig beantworten – d. h. 7 oder mehr richtig beantworten.

Finanzwissen unterscheidet sich: Geschlecht, Alter und Bildungsabschluss

Es gibt aber auch Unterschiede bei unterschiedlich betrachteten Gruppen.

Frauen konnten durchschnittlich 7,6 Fragen richtig beantworten, Männer dagegen 8,4.

60-79-Jährige beantworteten durchschnittlich etwas weniger Fragen zum Finanzwissen richtig (7,6 Fragen im Durchschnitt), als die jüngeren Altersgruppen (8,2 Fragen im Durchschnitt richtig bei den 18-59-Jährigen).

Und auch das Haushaltseinkommen beeinflusst das durchschnittliche Finanzwissen. Haushalte mit niedrigerem Einkommen konnten im Durchschnitt weniger Fragen richtig beantworten. Zum Vergleich: Monatliches Haushaltseinkommen von unter 1.900 Euro konnte durchschnittlich 7,2 Fragen richtig beantworten. Am oberen Ende des monatlichen Einkommens von 4.500 Euro oder mehr konnten dagegen 8,6 Fragen richtig beantwortet werden.

Der Bildungsabschluss der befragten Verbraucher wurde in zwei Gruppen aufgeteilt. Zum einen Personen „mit Abitur, einer Meisterprüfung oder abgeschlossenem Studium“ und zum anderen „Befragte, die höchstens einen mittleren Schulabschluss oder eine berufliche Grundbildung abgeschlossen haben“. Die erste Gruppe mit höherem Bildungsabschluss konnte durchschnittlich 8,5 Fragen richtig beantworten – die Gruppe ohne oder mit höchstens mittlerem Schulabschluss dagegen nur 7,1 Fragen im Durchschnitt.

7 von 10 Fragen wurden von mindestens 80 % richtig beantwortet

Auch wenn viele Artikel vermuten lassen, dass es um unser Finanzwissen nicht so gut steht, vier der zehn Fragen wurden im Durchschnitt von mindestens 90 Prozent richtig beantwortet.

Dazu zählen die Fragen zur

  • Inflation („Eine hohe Inflation bedeutet, dass die Lebenshaltungskosten rasch steigen.“),
  • Zinsen („Angenommen, Sie leihen einem Freund abends 25 Euro und er gibt ihnen am nächsten Tag 25 Euro zurück. Wie viele Zinsen hat auf diesen Kredit gezahlt?“)
  • und persönliche Daten. („Persönliche Daten, die ich ins Internet stelle, können dazu verwendet werden, mir gezielt personalisierte Werbung oder finanzielle Angebote zu unterbreiten.“)

Noch immerhin 85 Prozent konnten die Fragen zu Risiko und Diversifikation richtig beantworten. Also wissen, dass eine Geldanlage mit hoher Rendite wahrscheinlich sehr risikoreich ist. Und, dass sich das Anlagerisiko am Aktienmarkt normalerweise verringern lässt, indem man eine Vielzahl verschiedener Aktien kauft.

Bei Krypto und digitale Vertragsunterzeichnung hat mindestens jede dritte Person Nachholbedarf

Jedoch gibt es auch Themen, in denen mindestens jede vierte bzw. dritte Person nicht richtig lag bzw. schon angab, die Antwort nicht zu wissen.

Drei von vier Personen (74 %) konnten die Frage zum Thema Zinseszins („Wie hoch wäre der Kontostand nach fünf Jahren, wenn der Zins am Ende jedes Jahres angespart würde? Das Konto ist gebühren-/steuerfrei.“) im Durchschnitt richtig beantworten. Immerhin ist das ein Anstieg um 18 Prozentpunkte im Vergleich zur Umfrage in 2019. Damals konnten es im Mittel nur fast jede zweite Person (56 %) beantworten. Aber auch in heute gibt es größere Unterschiede bei dieser Frage hinsichtlich der Geschlechter (m: 82 %, w: 66 %) und Bildungsabschluss (hoch: 82 %, mittel: 58 %), die im Schnitt richtig lagen.

Bei zwei Fragen lagen die Befragten besonders häufig daneben – also wussten die richtige Antwort NICHT.

Beim Thema Kryptowährungen konnten im Schnitt insgesamt nur 66 % die richtige Antwort geben. Also wissen, dass Kryptowährungen (noch) keine gesetzlichen Zahlungsmittel sind. Jeweils etwas mehr als 15 Prozent wussten es nicht oder lagen falsch.

Schlusslicht ist die Frage zum Thema digitaler Finanzvertrag („Damit ein digitaler Finanzvertrag rechtskräftig ist, muss man ihn zusätzlich auf Papier unterzeichnen.“). Weniger als die Hälfte der Befragten (45 %) lagen im Schnitt richtig und jeweils knapp 30 Prozent wussten es nicht bzw. lagen falsch. Bei der Gruppe mit höchstens mittlerem Bildungsabschluss waren es sogar nur 31 Prozent – also in etwa nur jede dritte Person. Da diese Frage erst seit 2022 in den Fragenkatalog der OECD mit aufgenommen wurde, gibt es dazu keine historischen Vergleichsdaten

Fazit

Mehr Details zu den ersten Ergebnissen hat die BaFin hier aufgeführt und auch in einer eigens veröffentlichten Präsentation sind die Einzelheiten zu den Ergebnissen dokumentiert.

Die Verbraucherschutz-Expertin Dr. Daniela Röstel der BaFin sieht zwar generell Nachholbedarf, und insgesamt sieht die BaFin Verbesserungspotenzial. Die Realität sieht aber gar nicht so schlecht aus:

21 Prozent konnte ALLE Fragen richtig beantworten und fast 70 Prozent konnten 8 oder mehr von 10 Fragen richtig beantworten.

Im Durchschnitt konnten acht der zehn Fragen zum Finanzwissen richtig beantwortet werden.

Nur 9 Prozent konnten (weniger als) die Hälfte der Fragen richtig beantworten (5 oder weniger).

Könnte doch schlimmer sein – auch wenn es sich bei den Fragen um sehr einfache Aufgaben handelte!?

BaFin koordiniert Finanzkompetenz in Deutschland für die OECD

Die deutsche Bankenaufsicht (BaFin, Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) hat im Herbst letzten Jahres eine neue Studie zur Finanzbildung koordiniert.

Die BaFin Umfrage ist Teil einer Befragung der internationalen Finanzbildungsinitiative der OECD. Seit 2019 koordiniert die BaFin die Datenerhebung für Deutschland. Im September und Oktober 2022 fand die letzte Umfrage statt. 1000 computergestützte Telefoninterviews mit Erwachsenen zwischen 18 und 79 Jahren in Deutschland wurden durchgeführt.

Die doch recht umfangreiche Befragung (siehe hier den Fragebogen aus dem Jahr 2019, und hier die Basis der OECD aus 2022) behandelt Finanzwissen, die Einstellung zu Geld und Finanzen und unser Vertrauen in das Finanzsystem.

Die ersten Ergebnisse liegen nun vor – und zwar die zum Thema Finanzwissen.

Die vollständigen Ergebnisse werden im Laufe des Jahres 2023 erwartet.


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Anmerkungen & Quellen


Daten und Informationen, Stand: 20.04.2023

Titelbild: Alexander Grey auf Unsplash

BaFin (2023): Finanzwissen ausbaufähig. BaFin Journal. 20.04.2023. https://www.bafin.de/dok/19789396