Sollten wir Privatpersonen es vermeiden, uns bei Entscheidungen rein auf historische Rendite (Performance, Wertentwicklung) zu verlassen?
Wissenschaftliche Untersuchungen haben leider immer wieder bestätigt, dass wir dazu neigen, uns lieber (bekannte) Ergebnisse zu verlassen, ohne die Entscheidung selbst objektiv zu bewerten.
Das heißt, wir tendieren dazu, systematische Fehlentscheidungen zu treffen. Dieser Denkfehler wird als „Outcome Bias“, oder auch Ergebnisfehler bzw. Ergebnisverzerrung genannt, und ist auch in der Wirtschaft, Sport, Politik und Geldanlage weit verbreitet.
Was ist der Outcome Bias (Ergebnisfehler)?
Der Outcome Bias ist ein Denkfehler, bei dem wir Entscheidungen nicht anhand der Informationen bewerten, die zum Zeitpunkt der Entscheidungsfindung vorlagen, sondern basierend auf dem tatsächlichen Ergebnis. Das bedeutet: Gute Ergebnisse führen oft dazu, dass wir eine Entscheidung als besser bewerten, selbst wenn sie objektiv betrachtet schlecht war – und umgekehrt.
Beispiel: In einer Studie der Universität Pennsylvania aus dem Jahr 1988 wurden Teilnehmern ein hypothetisches Szenario präsentiert. Ein Chirurg musste entscheiden, ob er einen riskanten Eingriff an einem Patienten vornehmen sollte. Trotz hoher Erfolgsaussichten bewerteten die Teilnehmer die Entscheidung negativ, wenn das Ergebnis schlecht war, obwohl die Ausgangsbedingungen in beiden Gruppen identisch waren.
Dieser kognitive Verzerrungseffekt spielt nicht nur in medizinischen Szenarien, sondern auch bei der Geldanlage eine entscheidende Rolle.
Outcome Bias bei der Geldanlage
In einem Experiment zur Geldanlage standen den Teilnehmern fünf Investmentmanager zur Auswahl. Jeder Manager hatte zwei Investmentoptionen mit klar definierten Wahrscheinlichkeiten für Gewinne und Verluste. Zusätzlich wurden die vergangenen Renditen der Manager offengelegt. Das Ergebnis: Die Mehrheit der Teilnehmer wählte den Manager mit den höchsten bisherigen Ausschüttungen, obwohl die objektiven Wahrscheinlichkeiten für künftige Erfolge nicht die besten waren.
Dieser Denkfehler zeigt sich häufig, wenn wir Fonds oder ETFs nur anhand ihrer letzten Performance vergleichen, ohne die zugrunde liegende Strategie oder Risikofaktoren zu hinterfragen. Dies kann dazu führen, dass wir langfristig schlechtere Entscheidungen treffen.
Wie können wir den Outcome Bias vermeiden?
- Langfristige Perspektive einnehmen: Konzentriere dich nicht nur auf kurzfristige Renditen, sondern betrachte die Strategie, das Fondsvolumen und die Kostenquote eines Investments.
- Nicht nur vergangene Ergebnisse analysieren: Hinterfrage, warum ein Fonds in der Vergangenheit gut oder schlecht abgeschnitten hat. War es Glück, Marktbedingungen oder tatsächlich eine gute Strategie?
- Automatisierte Strategien nutzen: Passives Investieren mit ETFs, die einem Index folgen, minimiert die Gefahr, sich von kurzfristigen Ergebnissen beeinflussen zu lassen.
- Bewusstsein schaffen: Verstehe, dass kognitive Verzerrungen wie der Outcome Bias dich beeinflussen können. Dieses Wissen hilft dir, rationaler zu entscheiden.
Rückschaufehler und Outcome Bias – eine gefährliche Mischung
Der Rückschaufehler (Hindsight Bias) verstärkt den Outcome Bias, indem er uns glauben lässt, wir hätten ein Ergebnis vorhersehen können. Beispielsweise könnte jemand nach einem Aktiencrash behaupten: „Ich wusste schon, dass das passieren würde.“ Diese Kombination führt dazu, dass wir risikoreiche Entscheidungen nachträglich glorifizieren oder rationale Entscheidungen fälschlicherweise als schlecht bewerten.
Fazit: Objektivität ist der Schlüssel
Investieren erfordert einen klaren Kopf. Vermeide, Entscheidungen ausschließlich anhand von Ergebnissen zu bewerten, und konzentriere dich auf die zugrunde liegende Strategie und Datenlage. Indem du dir deiner kognitiven Verzerrungen bewusst wirst, kannst du fundiertere Entscheidungen treffen und langfristig erfolgreicher investieren.
Denk daran: Es geht nicht darum, immer richtig zu liegen, sondern darum, den besten Prozess für Entscheidungen zu entwickeln.
Inhalte im Video
- Was sind kognitive Verzerrungen / Denkfehler?
- Was ist der Ergebnisfehler – Outcome Bias?
- Outcome Bias bei der Geldanlage – Beispiele aus wissenschaftlichen Untersuchungen
- Kann ich den Ergebnisfehler vermeiden bzw. was kann ich dagegen machen?
- Rückschaufehler und Ergebnisfehler – eine gefährliche Mischung?
Anmerkungen & Quellen
Daten und Informationen, Stand: 01.02.2023
Baron, J., & Hershey, J. C. (1988). Outcome bias in decision evaluation. Journal of personality and social psychology, 54(4), 569. http://bear.warrington.ufl.edu/brenne…
Daniel, K. (2017). Thinking, fast and slow. Germann, M., & Weber, M. (2018). Outcome Bias in Financial Decision Making. Available at SSRN 3247148. https://dx.doi.org/10.2139/ssrn.3247148
König-Kersting, C., Pollmann, M., Potters, J., & Trautmann, S. T. (2021). Good decision vs. good results: Outcome bias in the evaluation of financial agents. Theory and Decision, 90, 31-61.
Brownback, A., & Kuhn, M. A. (2019). Understanding outcome bias. Games and Economic Behavior, 117, 342-360. https://static1.squarespace.com/stati…
Dorsch Lexikon der Psychologie (2023): Rückschaufehler. https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/…