Um was geht es in diesem Video?
Definition von Nachhaltigkeit bei Geldanlagen ist nicht immer eindeutig
- Der Begriff „nachhaltig“ ist bei Finanzprodukten nicht eindeutig definiert
- Ein bloßes ESG-Kürzel (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) garantiert keine echte Nachhaltigkeit
- Anleger können sich nicht allein auf Marketingbegriffe oder Produktnamen verlassen
- Experten empfehlen, die tatsächlichen Kriterien und Ausschlüsse genau zu prüfen
- Nicht alle Fondsanbieter zeigen ESG-Ratings gleich prominent oder transparent
Rückgang nachhaltiger Investitionen war zu beobachten
- Im Jahr 2022 flossen noch 65 % der Gelder in nachhaltige ETFs
- Im ersten Quartal 2024 sind es nur noch 16 %
- Deutlicher Hinweis auf nachlassendes Interesse oder Vertrauensverlust in „grüne“ Geldanlagen
- Mögliche Gründe: Greenwashing, mangelnde Transparenz, Performancebedenken
Drei Hauptstrategien nachhaltiger ETFs
- Negativkriterien/Ausschlusskriterien
- Kompletter Ausschluss bestimmter Branchen oder Unternehmensaktivitäten
- Beispiele: Rüstung, Kohle, Tabak, umstrittene Geschäftsmodelle
- Unterschiedliche Strenge der Ausschlüsse (komplett oder teilweise)
- Positivkriterien/Mindestanforderungen
- Unternehmen müssen bestimmte ESG-Ratings erreichen
- Nur Unternehmen mit Mindest-Nachhaltigkeitskriterien werden aufgenommen
- Oft werden ESG-Ratings verschiedener Anbieter als Bewertungsgrundlage verwendet
- Best-in-Class-Prinzip
- Die besten 50 % der Unternehmen einer Branche werden in den Index aufgenommen (nach Marktkapitalisierung)
- Ermöglicht Diversifikation, aber auch Kompromisse
- Kritik: Vermischung von Unternehmen mit unterschiedlichen Nachhaltigkeitsprofilen
Herausforderungen bei nachhaltigen ETFs
- Mangelnde Transparenz bei Ausschlusskriterien
- Unklare Formulierungen in Fondsprospekten
- Keine standardisierte Bewertung von Nachhaltigkeit
- Risiko des Greenwashing: Produkte erscheinen nachhaltiger als sie sind
- Schwierige individuelle Überprüfung der Nachhaltigkeitskriterien
Empfehlungen für Anleger
- Eigene Nachhaltigkeitsansprüche definieren
- Unabhängige Vergleichsdatenbanken zur Recherche nutzen
- Verschiedene nachhaltige Indexvarianten und Index-Reihen vergleichen
- Auf Ausschlusskriterien und Branchenfokus achten
- Regelmäßige Überprüfung der Anlageentscheidungen
- Nicht nur auf Marketing-Labels vertrauen
Regulatorische Entwicklungen
- ESMA (Europäische Wertpapieraufsichtsbehörde) erlässt neue Leitlinien
- Fondsanbieter müssen Nachhaltigkeitsbegriffe konkret belegen
- mit dem Ziel: Mehr Transparenz und Schutz vor Greenwashing
- Zukünftig gelten strengere Regeln für die Verwendung von Begriffen wie „nachhaltig“, „ESG“, „Impact“, „Grün“ etc.
Praktische Auswahlstrategie für nachhaltige ETFs
- Persönliche Ausschlusskriterien definieren
- Nachhaltige Varianten bekannter Indizes suchen (z. B. nachhaltiger MSCI World)
- Standardkriterien wie Kosten, Ausschüttungsstrategie, Fondsdomizil, Replikationsmethode, usw. berücksichtigen
- Datenbank Faire Fonds zur Auswahl nutzen
- Bewusst sein, dass sich Nachhaltigkeitsansprüche im Laufe der Zeit ändern können
Wichtigste Erkenntnis
Nachhaltigkeit bei Geldanlagen erfordert aktive, kritische Recherche und individuelle Bewertung.
Anmerkungen & Quellen
Daten und Informationen, Stand: 06.06.2024
Financial Times (2024): Flows to European ESG exchange traded funds halve in first quarter. Alf Wilkinson. 25.04.2024.
ZDF (2024): GRÜNE GELDANLAGE. Wie erkenne ich wirklich nachhaltige ETFs? 06.02.2024
Facing Finance e.V. (2024): Datenbank Faire Fonds. http://datenbank.faire-fonds.info
ESMA (2024): Final Report. Guidelines on funds’ names using ESG or sustainability-related terms. 14.05.2024
MSCI (2024): MSCI ESG Leaders Indexes Methodology. Januar 2024.